Höheres Krebsrisiko durch spätes Abendessen

Nachts noch essen und dann gleich einschlafen: Diese ungesunde Angewohnheit macht anfälliger für Krebs, zeigt jetzt eine Studie – Foto: ©diego cervo - stock.adobe.com
Nicht nur, was wir essen, sondern auch, wann wir essen, scheint einen Einfluss auf das Krebsrisiko zu haben. Das legt eine neue Studie vom Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) nahe, die jetzt im „International Journal of Cancer“ publiziert wurde.
In der Beobachtungsstudie wurden 621 Männer mit Prostatakrebs und 1.205 Frauen mit Brustkrebs nach ihren Ess- und Schlafgewohnheiten gefragt. Zur Kontrolle wurden die gleichen Fragen 872 Männern und 1.321 Frauen ohne diese beiden Krebserkrankungen gestellt. Keiner der Probanden war Schichtarbeiter, da Schichtarbeit als Risikofaktor für Krebserkrankungen gilt. Andere Einflussfaktoren, wie etwa das Rauchen oder der sozioökonomische Status, wurden in der Studie ebenfalls berücksichtigt.
Mit vollem Magen ins Bett erhöht das Krebsrisiko um 20 Prozent
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass unter den „späten Essern“ 20 Prozent mehr Menschen an Brustkrebs oder Prostatakrebs litten als in der Gruppe der "frühen Abendesser". Als früher Abendesser galt, wer seine letzte Mahlzeit des Tages mindestens zwei Stunden oder länger vor dem Schlafengehen zu sich nahm oder angab, vor 21 bzw. 22 Uhr zu essen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass das Krebsrisiko um 20 Prozent steigt, wenn kurz vor dem Zubettgehen noch gegessen wird.
Nun stellt sich die Frage nach dem kausalen Zusammenhang zwischen Zeitpunkt des Essens und Krebs. Denn die Beobachtung könnte auch reiner Zufall gewesen sein.
Wenn der zirkadine Rhythmus gebrochen wird
Aus experimentellen und epidemiologischen Studien ist bekannt, dass die Einhaltung des Tages-Nacht-Rhythmus durchaus einen Einfluss auf weit verbreitete Erkrankungen hat. Menschen, die diesen sogenannten zirkadinen Rhythmus brechen, zum Beispiel, weil sie nachts arbeiten, haben demnach ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes und eben auch Krebs.
Dass dabei auch der Abstand zwischen Abendessen und Schlaf eine Rolle spielen könnte, legt jetzt die Studie aus Spanien nahe. Die Krebsforscher halten es für gut möglich, dass ihre Ergebnisse auch auf andere Krebsarten übertragen werden könnten. Allerdings wurde in bisherigen Studien zu Ernährung und Krebs, das Augenmerk fast ausschließlich auf die Ernährung an sich gelegt - und nicht auf das Ernährungsmuster.
Künftige Studien müssten den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme stärker in den Blick nehmen, meinen darum die Studienautoren um Manolis Kogevinas. Denn gerade in mediterranen Ländern wie Spanien werde traditionell sehr spät zu Abend gegessen.
Laut den Krebsforschern belegen Tierexperimente bereits, dass sich der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme auf den Stoffwechsel und die Gesundheit auswirkt. „Wir gehen davon aus, dass Mahlzeiten während des Schlaf schlechter verstoffwechselt werden, und dies eine Erklärung für unsere Beobachtung sein könnte“, so die Forscher.
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