Bei etwa drei Prozent der termingemäß geborenen männlichen Babys besteht ein Hodenhochstand (Maldescensus testis). Bei Frühgeburten liegt die Häufigkeit sogar bei etwa 30 Prozent. Beim Hodenhochstand handelt es sich um eine Entwicklungsstörung, bei der ein oder beide Hoden bei der Geburt nicht im Hodensack liegen.
Meistens sind die Hoden am Ende des ersten Lebensjahrs vollständig herabgewandert, doch manchmal ist auch eine Behandlung notwendig. Allerdings wird der Hodenhochstand häufig zu spät erkannt und therapiert. Davor warnt die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), denn ein unbehandelter Hodenhochstand kann ernste Folgen haben. „Wird der Hodenhochstand nicht bis zum Ende des ersten Lebensjahres behandelt, drohen Unfruchtbarkeit und ein bis zu achtfaches Risiko, später an Hodenkrebs zu erkranken“, erklärt Professor Raimund Stein, Vorsitzender des DGU-Arbeitskreises Kinder- und Jugendurologie.
Hodenhochstand: Internetkampagne soll Eltern über Erscheinungsbild, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten aufklären
„Dauerhaft können sich die Keimdrüsen aufgrund der etwas höheren Temperatur im Körperinneren nicht optimal entwickeln, bleiben in ihrem Wachstum zurück und in ihrer Funktion eingeschränkt – dies kann neben der verminderten Fortpflanzungsfunktion auch zu einer verminderten Testosteronbildung führen“, so Stein. Zudem ist bei einem Hodenhochstand das Risiko für spätere Hodentumore erhöht. Wird der Hodenhochstand rechtzeitig beseitigt, so können sowohl die Zeugungsfähigkeit verbessert als auch die Wahrscheinlichkeit für Hodenkrebs reduziert werden.
„Aus diesem Grunde sollten Eltern alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, bei ihren Söhnen auf die Lage der Hoden achten, und wenn sie selbst oder die kinderärztlichen Kollegen unsicher sind, ob der Hoden richtig liegt, am besten ab dem siebten Lebensmonat eine Urologin/Kinderurologin oder einen Urologen/Kinderurologen aufsuchen“, rät DGU-Pressesprecherin Professor Sabine Kliesch. Um Eltern über das Erscheinungsbild, die Diagnose und die Behandlungsmöglichkeiten eines Hodenhochstands aufzuklären, hat die DGU jetzt eine Internetkampagne gestartet. Interessierte Eltern finden Informationen zum Thema in einer Online-Broschüre auf der Homepage der DGU.
Hormontherapie oder Operation
Innerhalb der ersten sechs Lebensmonate ist noch keine Therapie eines Hodenhochstands nötig, da sich der Hoden häufig von selbst in den Hodensack absenkt. Geschieht dies nicht, ist eine Behandlung notwendig. Möglich ist eine Hormontherapie, die über ein Nasenspray erfolgt und in rund 20 Prozent der Fälle erfolgreich ist. Häufig ist jedoch eine Operation unumgänglich. Die Behandlungen sollten mit dem Ablauf des ersten Lebensjahres abgeschlossen sein.
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