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Hochrisiko-Plaques erhöhen Risiko für zweiten Schlaganfall

Sonntag, 15. Mai 2022 – Autor:
Ein Schlaganfall ist leider kein singuläres Ereignis. Ein zweiter Schlaganfall ist sogar wahrscheinlich. Nun haben Wissenschaftler einen weiteren Risikofaktor gefunden: Sogenannte komplizierte Plaques in der Halsschlagader verdoppeln noch einmal das Risiko.
Patienten mit komplizierten Plaques in der Halsschlagader haben ein erhöhtes Risiko für einen zweiten Schlaganfall

Patienten mit komplizierten Plaques in der Halsschlagader haben ein erhöhtes Risiko für einen zweiten Schlaganfall – Foto: © Adobe Stock/ sudok1 - Fotolia.com

Alle zwei bis drei Minuten erleidet in Deutschland jemand einen Schlaganfall. Für etwa ein Drittel ist es bereits der zweite oder dritte Hirninfarkt. Denn ein Schlaganfall ist leider kein singuläres Ereignis, sondern ein eigenständiger Risikofaktor für einen weiteren Schlaganfall. Bei jedem dritten Betroffenen können die Ärzte trotz ausführlicher Diagnostik keine Ursache ausfindig machen.

Tückische Plaques in der Halsschlagader

Wissenschaftler der Universitätskliniken München (LMU), Freiburg und Tübingen hatten bereits 2020 über sogenannte komplizierte Plaques in der Halsschlagader als Risikofaktor des Schlaganfalls berichtet. Nun hat das Team zeigen können, dass diese besonderen Ablagerungen in Halsschlagader auch ein wichtiger Risikofaktor für einen erneuten Schlaganfall sind.

2,5fach erhöhtes Risiko

Grundlage ist eine Studie mit 196 Patienten, die einen Schlaganfall jedweder Ursache erlitten hatten und drei Jahre lang nachbeobachtet wurden. Am Ende dieser drei Jahre zeigte sich: Patienten mit komplizierter Plaque haben gegenüber Patienten ohne eine solche komplizierte Plaque ein 2,5fach erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall oder eine „transiente ischämische Attacke“, kurz TIA. TIAs sind Durchblutungsstörungen des Gehirns, bei denen die Nervenzellen nur vorübergehend einen Sauerstoffmangel erleiden und – anders als beim Schlaganfall –  letztlich nicht zugrunde gehen.

„Wir können also erkennen, welche Patientinnen und Patienten besonders gefährdet sind, einen erneuten Schlaganfall zu bekommen“, erklärt Dr. Anna Kopczak, die Erstautorin der Studie. Dadurch könne sich möglicherweise die Therapie des Schlaganfalls für die betroffenen Patienten verändern.

Plaques sind Ablagerungen an den Innenwänden der Blutgefäße. Sie bestehen aus Fetten und Entzündungszellen und sind von einer Außenhülle umgeben. Dort, wo sie entstehen, verengen die Plaques zunehmend die Blutgefäße. Wenn, wie in diesem Fall die Halsschlagader betroffen ist, spricht man auch von einer Carotisstenose. Zu einem Schlaganfall kommt es, wenn sich Plaque-Bestandteile ablösen, die über die Blutbahn ins Gehirn gelangen und dort Blutgefäße verstopfen.

Was sind Komplizierte Plaques?

Komplizierte Plaques in der Halsschlagader sind Hochrisiko-Plaques, die durch mindestens eines der folgenden Merkmale gekennzeichnet sind: erstens eine eingerissene Außenhülle (Kappe), zweitens eine Einblutung in die Plaque und drittens ein Blutgerinnsel, das außen an der Plaque hängt.

Bislang werden Patienten operiert, bei denen ein Blutgefäß um mehr als 50 Prozent verengt ist. Bei Hochrisiko-Plaques ist das nicht zwingend der Fall. Auch in der Münchener Studie hatten die Patienten mit komplizierten Plaques keine hochgradigen Verengungen.

Ob die Betroffenen operiert werden sollten oder andere oder höher dosierte Medikamente bekommen sollen, wollen die Mediziner in einer Folgestudie an der LMU München untersuchen. Vielleicht, so Hanke, profitierten auch Patienten mit einer komplizierten Plaque von der OP, die keine hochgradigen Verengungen der Halsschlagader aufweisen.

Die Studie “Complicated Carotid Artery Plaques and Risk of Recurrent Ischemic Stroke or TIA“ ist  soeben im Journal of the American College of Cardiology erschienen

Hauptkategorie: Medizin
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