
Weltweit sind die HIV-Neuinfektionen seit 2010 um 16 Prozent gesunken. Europa trotz diesem Trend
Der neueste Bericht von UNAIDS hat ein paar erfreuliche Nachrichten. Von den weltweit 36,7 Millionen Menschen die mit HIV leben, haben heute 20,9 Millionen Menschen Zugang zur antiretroviralen Therapie. Das ist immerhin mehr als die Hälfte. „Wir haben das 2015er Ziel erreicht, 15 Millionen Menschen in Therapie zu bekommen und wir sind auf dem Weg, diese Zahl bis 2020 zu verdoppeln“, freut sich der Direktor von UNAIDS Michel Sibidé.
Ein weiterer Erfolg: Seit 2010 ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit um 16 Prozent gesunken, bei Kindern sogar um 47 Prozent. Außerdem haben sich in den letzten zehn Jahren die Aids-assoziierten Todesfälle halbiert. Besonders erfreulich sind die Entwicklungen in Afrika. Im südlichen und östlichen Afrika stecken sich heute 29 Prozent weniger Menschen mit HIV als in 2010, bei Kindern hat sich die Zahl mehr als halbiert (56%). Und die Aids-assoziierten Todesfälle sind seither um 42 Prozent gesunken. Das ist bemerkenswert, da diese Region ein HIV-Hotspot ist, 50 Prozent aller HIV-Infizierten leben dort.
In Russland steigen die HIV-Infektionen seit Jahren
Doch eine Region trotzt dem weltweiten Trend an sinkenden HIV-Infektionen. Es ist ausgerechnet Europa. Dazu muss man allerdings wissen, dass die WHO und UN Russland und seine ehemaligen Föderationen mit zu Europa zählen. Seit 2010 registrieren die Gesundheitsbehörden in dieser Region 60 Prozent mehr Neuinfektionen, davon entfallen allein 80 Prozent auf Russland. Die Aids-Sterblichkeit nimmt ebenfalls weiter zu.
40 Prozent der Infizierten in Russland sind Transgender. Daneben sind vor allem Drogensüchtige, Prostituierte und homosexuelle Männer von HIV Betroffen. Es ist kein Geheimnis, dass diese Menschen in Russland stigmatisiert werden. UNAIDS-Chef Sibidé sieht dringenden Handlungsbedarf. Die Diskriminierung führe dazu, dass sich die Menschen verstecken und keine keine Hilfe vom Gesundheitssystem in Anspruch nehmen. Ein Teufelskreis, der durchbrochen werden müsse, sonst werde sich wenig an der Situation ändern, warnt Sibidé.
7 Länder haben das 90-90-90 Ziel erreicht – Deutschland ist nicht dabei
Der Rest der Welt ist laut UNAIDS dagegen auf einem guten Weg, das 90-90-90 Ziel bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Damit ist gemeint, dass 90 Prozent ihren HIV-Status kennen, 90 Prozent Zugang zu Therapien haben und bei 90 Prozent die Viruslast nicht mehr nachweisbar ist.
Sieben Länder haben das Ziel bereits erreicht. Botswana, Kambodscha, Dänemark, Island, Singapur, Schweden, Groß Britannien und Nordirland. Viele andere Länder seien kurz davor. UNAIDS hält darum eine Welt ohne Aids für möglich.
In Deutschland sinken die Zahlen nicht. 2016 haben sich 3.100 Menschen mit HIV angesteckt, das sind genauso viel wie 2015. 460 Menschen sind an den Folgen von Aids gestorben.
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