HIV: Spritze könnte Medikamenten-Einnahme ersetzen

Bei der HIV-Therapie könnte eine wöchentliche Spritze die tägliche Medikamenten-Einnahme ersetzen – Foto: ©alexkich - stock.adobe.com
HIV-Patienten müssen im Rahmen ihrer antiretroviralen Therapie täglich mehrere Medikamente einnehmen, um das Virus zu unterdrücken. In einer Phase-2-Studie testeten Forscher um Dr. Chang-Yi Wang eine längerwirkende Behandlungsmethode, die für die Betroffenen komfortabler wäre und weniger Nebenwirkungen hat.
Den Probanden wurde in Abständen von ein oder zwei Wochen eine Spritze mit einem Antikörper verabreicht. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Wöchentliche Infusion mit dem Antikörper UB-421
An der in Taiwan durchgeführten Studie nahmen 29 Freiwillige mit gut kontrolliertem HIV teil, die bis zu dem Zeitpunkt täglich Medikamente eingenommen hatten. Sie stoppten die Behandlung und erhielten stattdessen Infusionen mit dem Antikörper UB-421.
Vierzehn Studienteilnehmer erhielten acht Wochen lang eine wöchentliche Spritze mit einer Dosis von 10 mg pro kg Körpergewicht, 15 Probanden erhielten 16 Wochen lang jede zweite Woche eine Spritze mit einer höheren Dosis von 25 mg pro kg Körpergewicht.
HIV: Spritze könnte Medikamenten-Einnahme ersetzen
Am Ende der 8- oder 16-wöchigen Behandlungsperiode nahmen die Probanden die Tabletten-Therapie wieder auf. Vor, während und nach der Studie wurde ihr HIV-RNA-Plasmaspiegel untersucht. Es zeigte sich, dass die HIV-Unterdrückung (unter 20 Virus-Kopien pro ml Blut) auch während der Infusionstherapie funktionierte
Bei 28 Prozent der Teilnehmer kam es zu kurzfristigen Ausschlägen nach oben, der Pegel sank aber wieder auf ein niedriges Niveau. Ein Teilnehmer brach die Studie wegen eines milden Hautausschlags ab.
Die Spritze könnte die Medikamenten-Einnahme ersetzen, sofern sie sich in künftigen Untersuchungen bewährt. Da die vorliegende Studie keine Vergleichsgruppe enthielt, die eine Placebo-Infusion erhielt, sind weitere Studien in Taiwan und Thailand geplant, um die Sicherheit und Wirksamkeit von UB-421 als HIV-Behandlung zu bewerten.
Antikörper-resistente Virenstämme machten Therapie unwirksam
Bei früheren Versuchen wurden andere Antikörper injiziert, die HIV unterdrückten, indem sie auf Proteine des Virus abzielten. Es kam aber rasch zu Mutationen des HI-Virus zu antikörper-resistenten Stämmen, was die Behandlung unwirksam machte. UB-421 umgeht dieses Risiko, indem es auf ein menschliches Protein abzielt, das das Virus verwendet, um T-Zellen zu infizieren. In dieser Studie wurde keine Resistenz gegen UB-421 beobachtet.
In einer ähnlichen Studie testen taiwanesische Forscher derzeit die Sicherheit regelmäßiger Infusionen von zwei hochwirksamen Antikörpern, die die Entwicklung resistenter HIV-Stämme verhindern können, indem sie auf zwei verschiedene Bereiche des Virus abzielen.
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