Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

HIV: Spritze könnte Medikamenten-Einnahme ersetzen

Donnerstag, 25. April 2019 – Autor:
HIV-Patienten müssen täglich mehrere Medikamente einnehmen. Forscher testen jetzt eine länger wirkende Behandlungsmethode: Eine Spritze mit einem Antikörper muss nur einmal in der Woche verabreicht werden.
HIV, Aids, HIV-Therapie

Bei der HIV-Therapie könnte eine wöchentliche Spritze die tägliche Medikamenten-Einnahme ersetzen – Foto: ©alexkich - stock.adobe.com

HIV-Patienten müssen im Rahmen ihrer antiretroviralen Therapie täglich mehrere Medikamente einnehmen, um das Virus zu unterdrücken. In einer Phase-2-Studie testeten Forscher um Dr. Chang-Yi Wang eine längerwirkende Behandlungsmethode, die für die Betroffenen komfortabler wäre und weniger Nebenwirkungen hat.

Den Probanden wurde in Abständen von ein oder zwei Wochen eine Spritze mit einem Antikörper verabreicht. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Wöchentliche Infusion mit dem Antikörper UB-421

An der in Taiwan durchgeführten Studie nahmen 29 Freiwillige mit gut kontrolliertem HIV teil, die bis zu dem Zeitpunkt täglich Medikamente eingenommen hatten. Sie stoppten die Behandlung und erhielten stattdessen Infusionen mit dem Antikörper UB-421.

Vierzehn Studienteilnehmer erhielten acht Wochen lang eine wöchentliche Spritze mit einer Dosis von 10 mg pro kg Körpergewicht, 15 Probanden erhielten 16 Wochen lang jede zweite Woche eine Spritze mit einer höheren Dosis von 25 mg pro kg Körpergewicht.

HIV: Spritze könnte Medikamenten-Einnahme ersetzen

Am Ende der 8- oder 16-wöchigen Behandlungsperiode nahmen die Probanden die Tabletten-Therapie wieder auf. Vor, während und nach der Studie wurde ihr HIV-RNA-Plasmaspiegel untersucht. Es zeigte sich, dass die HIV-Unterdrückung (unter 20 Virus-Kopien pro ml Blut) auch während der Infusionstherapie funktionierte

Bei 28 Prozent der Teilnehmer kam es zu kurzfristigen Ausschlägen nach oben, der Pegel sank aber wieder auf ein niedriges Niveau. Ein Teilnehmer brach die Studie wegen eines milden Hautausschlags ab.

Die Spritze könnte die Medikamenten-Einnahme ersetzen, sofern sie sich in künftigen Untersuchungen bewährt. Da die vorliegende Studie keine Vergleichsgruppe enthielt, die eine Placebo-Infusion erhielt, sind weitere Studien in Taiwan und Thailand geplant, um die Sicherheit und Wirksamkeit von UB-421 als HIV-Behandlung zu bewerten.

Antikörper-resistente Virenstämme machten Therapie unwirksam

Bei früheren Versuchen wurden andere Antikörper injiziert, die HIV unterdrückten, indem sie auf Proteine des Virus  abzielten. Es kam aber rasch zu Mutationen des HI-Virus zu antikörper-resistenten Stämmen, was die Behandlung unwirksam machte. UB-421 umgeht dieses Risiko, indem es auf ein menschliches Protein abzielt, das das Virus verwendet, um T-Zellen zu infizieren. In dieser Studie wurde keine Resistenz gegen UB-421 beobachtet.

In einer ähnlichen Studie testen taiwanesische Forscher derzeit die Sicherheit regelmäßiger Infusionen von zwei hochwirksamen Antikörpern, die die Entwicklung resistenter HIV-Stämme verhindern können, indem sie auf zwei verschiedene Bereiche des Virus abzielen.

Foto: alexkich/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: HIV

Weitere Nachrichten zum Thema HIV

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Prof. Hendrik Streeck leitet Deutschlands erstes Institut für HIV-Forschung am Universitätsklinikum Duisburg-Essen. Gesundheitsstadt Berlin hat mit dem US-Rückkehrer über sein größtes Ziel gesprochen: eine präventive Impfung gegen HIV.
Weitere Nachrichten

Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.

Die Zahl der Krankenhaus-Fälle ist 2022 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent gesunken - noch stärker als 2020 (minus 13 Prozent) und 2021 (minus 14 Prozent). Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Kliniken
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin