HIV-Selbsttests sind zuverlässig
HIV-Selbsttests sollen ab Herbst 2018 auch in Deutschland frei erhältlich sein. Dafür will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Medizinprodukte-Abgabeverordnung entsprechend ändern. In Österreich, den USA, Frankreich und Großbritannien sind die Heimtests bereits frei verkäuflich. In Deutschland dürfen sie bislang nur an an Ärzte, Labors, Behörden und andere Einrichtungen, nicht aber an Privatpersonen, abgegeben werden. Es existierte aber eine Art "grauer Markt" im Internet.
Durch die Abgabe der Selbsttests könnten Infektionen zu einem früheren Zeitpunkt erkannt und behandelt werden. Das verhindere ihre Weitergabe. "Der HIV-Selbsttest ist ein Meilenstein beim Kampf gegen Aids. Er kann auch jene erreichen, die sich sonst nicht testen lassen würden", sagt Spahn in
Ist der HIV-Selbsttest für Laien einfach anzuwenden?
Ist der HIV-Selbsttest für Laien einfach anzuwenden? Wie zuverlässig sind diese Schnelltests, die bereits nach 30 Minuten ein Ergebnis anzeigen? Das wollten Forscher der WHO wissen. Sie sichteten dazu vorliegende Studien aus den Jahren 1995 bis 2016. Diese verglichen die Testwerte, die Patienten und medizinisches Personal ermittelten. Insgesamt wurden 25 Untersuchungen einbezogen. Die Ergebnisse erschienen im Fachmagazin Lancet.
Die Tests arbeiten mit Blut- oder Speichelproben. Die Sensitivität lag bei 80-100 Prozent, die Spezifität bei 95-100 Prozent. Bezogen auf eine hypothetische Gruppe von 100.000 Menschen mit 1 Prozent HIV-Prävalenz würden damit 0-200 HIV-positive Fälle übersehen und bei 0-4.851 HIV-Negativen eine falsch-positive Diagnose gestellt.
HIV-Selbsttests sind zuverlässig
Die Sensitivität der Tests auf Blutproben-Basis war dabei höher als die der Schnelltests auf Speichel-Basis. Die verminderte Empfindlichkeit erklärt sich wahrscheinlich durch die geringere Menge an HIV-Antikörpern in der Mundflüssigkeit.
Obwohl blutbasierte Schnelltests möglicherweise genauere Ergebnisse liefern, sind die Ergebnisse jedoch eher ungültig. Das liegt daran, dass häufiger Benutzerfehler beim Gewinnen und dem Umgang mit der Blutprobe auftreten. Insgesamt erzielten die Patienten, die den HIV-Test allein durchführten, aber so gut wie immer die gleichen Ergebnisse, wie sie das medizinisch geschulte Personal ermittelte. Die HIV-Selbsttests sind damit zuverlässig.
Ungültige Ergebnisse durch Benutzer- oder Herstellungsfehler
Die meisten ungültigen Ergebnisse, über die die in der Meta-Studie ausgewerteten Untersuchungen berichteten, betrafen Benutzerfehler und Herstellungsfehler. Fehler bei der Durchführung der Tests könnten durch ein verbessertes Design, klarere Produktkennzeichnungen und einfachere Gebrauchsanweisungen vermindert werden, meinen die WHO-Forscher. Auch sollte die Proben-Entnahme im Mund oder am Finger erleichtert werden.
Weiter wurden zusätzliche Informationen auf den Produkten empfohlen: Personen mit positiven oder ungültigen Testergebnissen sollten bei einem Arzt oder einer anderen Gesundheitseinrichtung einen weiteren Test durchführen lassen. Ein positives Ergebnis kann auch ein falsch-positives Ergebnis sein, da die Sensitivität der Tests sehr hoch ist.
Über das diagnostische Fenster informieren
Weiter sollten die Selbsttester über das "diagnostische Fenster" informiert werden. Nach der Risiko-Situation, in der eine mögliche Ansteckung mit HIV erfolgte, benötigt der Körper eine gewisse Zeit, um nachweisbare Antikörper zu bilden. Erst nach 12 Wochen kann eine HIV-Infektion nahezu 100-prozentig erkannt werden.
Eingeschränkt ist die Aussagekraft der Tests bei Personen, die eine Präexpositionsprophylaxe gegen HIV (PreP) erhalten und bei Menschen mit einer unterdrückten Immunantwort, wie etwa Patienten, die aufgrund einer HIV-Infektion bereits antiretrovirale Medikamente erhalten.
Ein guter HIV-Heimtest sollte zu 100 Prozent sensitiv sein. Das bedeutet, dass er bei richtiger Anwendung keine HIV-Infektion übersieht, so die Aids-Hilfe.
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