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Hitzewellen, Ozon und UV-Strahlung gefährden Gesundheit von Kindern

Mittwoch, 22. Juli 2020 – Autor: anvo
Hitzetage und tropisch warme Nächte treten deutlich häufiger auf als früher. Das kann für Kinder besonders problematisch werden. Kinderärzte fordern daher, mehr vorbeugende Maßnahmen einzusetzen.
Kinder, Hitzetage, Klimawandel

Nicht nur ältere Menschen, auch Kinder leiden unter dem Klimawandel besonders – Foto: ©Ermolaev Alexandr - stock.adobe.com

Die vom Deutschen Wetterdienst erhobenen Wetterdaten zeigen: Deutschland befindet sich im Klimawandel. Hitzewellen von mindestens drei Hitzetagen (über 30°C) in Folge und tropisch warme Nächte (über 20°C) treten häufiger auf als früher. Neben der Hitze bewirkt die längere Sonnenscheindauer auch steigende Ozonkonzentrationen und UV-Belastungen der Haut. Das ist vor allem für Kinder problematisch. Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) fordert deshalb, Eltern, Erzieher und Lehrer entsprechend fortzubilden, damit sie die Gesundheit der Kinder schützen können.

Temperaturregulierung bei Kindern noch nicht voll entwickelt

Hitzewellen sind für Säuglinge und Kleinkinder bis 4 Jahren gesundheitlich besonders relevant, da ihre Thermoregulationsfähigkeit noch nicht voll ausgeprägt ist. Begründet wird dies damit, dass der Körper zur Wärmeableitung aufgrund des Verhältnisses Körperoberfläche zu Körpermasse mehr leisten muss und die Schweißproduktion geringer ist. Säuglinge und Kleinkinder neigen somit eher zur Überhitzung als ältere Kinder, Jugendliche oder gesunde Erwachsene.

Zwar gewöhnt sich der Organismus bis zu einem gewissen Grad an höhere Temperaturen, diese Anpassungsleistung bewegt sich jedoch nur in einem kleinen Temperaturbereich. Dabei spielt die Luftfeuchtigkeit für die Hitzebelastung eine zusätzliche wesentliche Rolle. Die Wärmeableitung über die Haut bzw. die Schweißbildung ist bei hoher Luftfeuchtigkeit deutlich erschwert bzw. kaum möglich.

Hohe Ozonwerte belasten kindliche Lungen

Zusätzlich zur erhöhten Wärme bewirkt eine längere Sonnenscheindauer mit ihrer UV-Strahlung einen deutlichen Anstieg der Ozonkonzentration. Ab Ozonkonzentrationen über 120 µg/m³ kann es zu akuten Atembeschwerden mit Husten, Engegefühl in der Brust und Atemnot kommen, also zu akuten Asthmaanfällen vor allem bei vorerkrankten Menschen. Dauerhaft bestehende Ozonbelastungen, auch unter 120 µg/m³, führen der GPA zufolge zu chronischen Schäden des elastischen Bindegewebes der Lunge mit eingeschränkter Lungenfunktion und bei Kindern bis zur Pubertät zu vermindertem Lungenwachstum und Verschlechterung eines Asthma bronchiale.

Sonnenbrände in der Kindheit rächen sich später

Auch die kindliche Haut wird durch die längere Sonneinstrahlung besonders stark belastet. Diese ist dünner, empfindlicher und weniger verhornt als die Haut von Erwachsenen. Auch vermeintlich harmlose Sonnenbrände „nur mit Hautrötung“ und ohne Blasenbildung in der Kindheit und frühen Jugend erhöhen das Risiko für die spätere Entwicklung von Hautkrebs deutlich. Diese Folgen werden oft erst nach Jahrzehnten sichtbar. Deshalb ist der vorbeugende UV-Schutz in der Kindheit und Jugend besonders wichtig und nachhaltig wirksam.

Die GPA fordert verstärkte präventive Maßnahmen sowohl im Wohnumfeld als auch in Kindergärten, Kitas und Schulen. Erzieher sollten entsprechend fortgebildet werden, körperliche Aktivitäten wie Spielen und Sport außer Haus, Tagesausflüge mit Wanderungen etc. bei Hitzetagen nur vormittags erfolgen und konsequentes Trinken von kühlem Leitungswasser jederzeit möglich sein. Gefordert wird auch, dass die kommunalen und freien Kindergärten- und Schulträger für flexible Verschattungsmöglichkeiten der Innenräume wie teilweise auch im Außenbereich (Sonnensegel, Bäume etc.) sorgen, wie sie bislang nur in mediterranen Ländern nötig gewesen sind.

Foto: © Adobe Stock/Ermolaev Alexandr

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
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