Hitzewelle rollt auf Deutschland zu: Was tun?

Wegen der anstehenden Hitzewelle rechnen Ärzte mit mehr Notfallpatienten
In der kommenden Woche werden die Temperaturen deutlich über 30 Grad klettern. In einigen Teilen Deutschlands sind sogar bis zu 40 Grad vorausgesagt. Auch die Nächte werden den Prognosen nach kaum Abkühlung bringen. Gut hat‘s, wer im kühlen Altbau wohnt oder eine Klimaanlage hat. Für alle anderen kann die Hitze eine große gesundheitliche Belastung sein.
Die Asklepios Klinik Hamburg rechnet deshalb mit deutlich mehr Notfallpatienten. "Besonders gefährlich sind der Flüssigkeitsmangel und die direkte Hitzeeinwirkung", erklärt Dr. Jan-Christoph Lewejohann, Leitender Arzt der Zentralen Notaufnahme der Asklepios Klinik Wandsbek (Hamburg). Beides könne zu Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme sowie allgemeines Unwohlsein führen, erklärt der Notfallmediziner. „Aber auch eine Bewusstseinstrübung kann eine ernst zunehmende Folge der Hitze sein.“
Dehydrierung häufigster Grund für die Notaufnahme
Bei großer Hitze geht dem Körper übers Schwitzen viel Flüssigkeit verloren. Das körpereigene Kühlungssystem stößt dann schnell an seine Grenzen und es kann zu einer Dehydrierung kommen. "Man darf nicht vergessen, dass unser Körper zu 60 Prozent und unser Gehirn zu 80 Prozent aus Wasser bestehen. Deshalb macht sich ein Flüssigkeitsmangel als Erstes im Kopf bemerkbar“, betont Dr. so Lewejohann. Im Extremfall könne es zu regelrechten Verwirrtheitszuständen kommen. Aber auch das Herzkreislaufsystem sei gefährdet durch ein Versacken des Blutes mit Blutdruckabfall und durch Eindicken des Blutes. Die Gefahr für Thrombose und Embolien sowie für Schlaganfälle steigt.
Mineralstoffe werden ausgeschwitzt
Durch das Schwitzen gehen außerdem wertvolle Mineralstoffe verloren, die der Körper für seine Stoffwechselprozesse benötigt. So werden Natrium, Magnesium und Calcium regelrecht aus den Körperzellen einschließlich Nervengewebe geschwemmt. Ein großes Problem ist das für ältere Menschen und kleine Kinder.
"Trinken Sie über den Durst“, rät Notfallmediziner Lewejohann, „aber bitte keine eiskalten Getränke.“ Kalte und eiskalte Getränke belasten den Körper nämlich mehr als wohltemperierte oder warme, denn er muss viel Energie aufbringen, um die Temperatur zu regulieren. Als Folge schwitzen wir noch mehr, wodurch mehr Kalorien verbrannt werden. „Dadurch entsteht zusätzliche Körperwärme“, erklärt der Arzt aus Hamburg. Warmer Pfefferminztee etwa könne erfrischen und die Blutgefäße in Magen und Darm erweitern, „sodass der Tee besser und schneller als kalte Getränke ins Blut gelangen kann.“
Was kann man bei großer Hitze tun?
Doch man kann noch mehr tun, um einen Hitzschlag oder eine Dehydrierung zu vermeiden. Die Experten der Asklepios Kliniken haben zehn Tipps für die heißen Tage zusammengestellt:
1. Tragen Sie luftige Kleidung und eine helle Kopfbedeckung, wenn Sie in der Sonne unterwegs sind.
2. Halten Sie sich möglichst in kühlen Räumen auf.
3. Vermeiden Sie ungewohnte körperliche Anstrengung.
4. Setzen Sie sich nicht der prallen Sonne aus (z. B. bei der Arbeit
im Garten).
5. Gönnen Sie sich eine verlängerte Mittagspause, machen Sie Siesta.
6. Bevorzugen Sie leichte Kost wie Gemüse, Fisch oder Obst.
7. Trinken Sie mehr als sonst, "immer über den Durst", aber keinen Alkohol und nicht zu kühle Getränke.
8. Trinken Sie nicht zu viel auf einmal, denn pro Stunde können Sie nur 500 - 800 ml Flüssigkeit aufnehmen und sinnvoll verwerten. Am besten trinken Sie über den Tag verteilt jede Stunde ein Glas Wasser, auch wenn Sie noch keinen Durst haben.
9. Bei Hitze verbraucht der Körper mehr Natrium, Magnesium und Calcium. Deshalb ist es ratsam, dementsprechend angereicherte Mineralwässer zu trinken. Herz- und nierenkranke Menschen sollten allerdings aufpassen und ihren Arzt befragen, welche Wassersorten und -mengen für sie geeignet sind.
10. Lassen Sie niemals Kinder oder Haustiere in einem geparkten Auto zurück.
Im Notfall die 112 anrufen
Außerdem: Bei Verdacht auf einen Hitzschlag oder Kreislaufkollaps immer die 112 anrufen. Bis der Rettungsdienst vor Ort ist, sollte der Betroffene an einen kühlen Ort gebracht werden, seine Kleidung gelockert und seine Haut mit feuchten Tüchern gekühlt werden. Diese Tipps gelten übrigens auch, wenn noch kein Hitzschlag oder Kollaps eingetreten ist. Abkühlung ist die beste Prävention
Foto: pixabay