Hirnforscher wollen Alzheimer verhindern
Falsch gefaltete Eiweiße im Gehirn gelten als Auslöser für die Alzheimer-Erkrankung. Wissenschaftler vermuten, dass sich die ersten Ablagerungen bereits 15 bis 20 Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung im Gehirn manifestieren. Genau an diesem Punkt wollen nun Wissenschaftler vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen ansetzen und eine Therapie gegen diese ersten Ablagerungen im Gehirn entwickeln.
Dafür startet das Team um Prof. Dr. Mathias Jucker eine klinische Studie mit Menschen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in 15 Jahren an Alzheimer erkranken werden. Die Probanden stammen aus der die DIAN-Studie in Deutschland, ein weltweites Projekt, das den Verlauf der dominant vererbten Form der Alzheimer-Erkrankung untersucht. Sie haben ein überproportional hohes Alzheimer-Risiko und werden regelmäßig auf Veränderungen im Gehirn untersuchen.
Viele Unklarheiten
Doch die Alzheimer-typischen Veränderungen zu finden, scheint gar nicht so einfach zu sein. „Wir wissen gar nicht so richtig wie diese ersten falsch gefalteten Eiweiße aussehen“, sagt Jucker. Hinweise erhofft sich der Neurobiologe von seinem neuen Projekt. Zunächst geht es darum, die falsch gefalteten Eiweiße im Gehirn überhaupt zu identifizieren. Dann werden die Forscher versuchen, diese kleinen, missgefalteten Proteine aus dem Weg zu räumen, damit sie keine anderen Eiweiße anstecken. „Wir glauben nämlich, dass es erst gar nicht zu einer Erkrankung kommen wird, wenn wir schon die ersten falsch gefalteten Eiweiße entfernen können“, beschreibt Jucker seinen präventiven Ansatz.
Neuer Ansatz gegen Alzheimer
Schnelle Erfolge verspricht er sich von seinem Vorhaben nicht. Trotzdem ist er überzeugt, dass der Ansatz richtig ist. „Während man normalerweise mit einer Therapie erst beginnt, wenn Krankheitssymptome auftreten, ist das bei Alzheimer eigentlich viel zu spät“, sagt Jucker. „Daher versuchen wir, eine Therapie gegen diese ersten Veränderungen im Gehirn zu entwickeln – und das schon 15 bis 20 Jahre, bevor Symptome zu erkennen sind.“
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