Hilft Weihrauch bei beginnender Multipler Sklerose?

Weihrauchextrakt könnte das Fortschreiten der Multiplen Sklerose bremsen – Foto: ©Madeleine Steinbach - stock.adobe.com
In der mehrjährigen SABA-Studie testen Forscher derzeit, ob Weihrauch bei beginnender Multipler Sklerose helfen könnte. Ein Team um Dr. Klarissa Stürner, Oberärztin in der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, erprobte einen standardisierten Weihrauchextrakt als Therapie bei schubförmiger MS.
Das Harz des Weihrauchbaumes wird seit mehreren tausend Jahren in der traditionellen östlichen Medizin eingesetzt. Die darin enthaltenen Weihrauchsäuren (Boswelliasäuren) haben eine entzündungshemmende, schmerzstillende und antimikrobielle Wirkung.
Weihrauchsäuren sollen fehlgesteuertes Immunsystem beruhigen
Unkontrollierte Entzündungen spielen bei vielen Krankheitsgeschehen eine Rolle, so bei Gelenkerkrankungen wie Rheuma oder Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Hier könnte Weihrauch wirksam sein. In Laborversuchen zeigte sich, dass die Weihrauchsäuren auch auf Enzyme wirken, die bei den Krankheitsmechanismen der MS eine Rolle spielen.
In der Studie wurde ein standardisierter Extrakt aus dem Harz des indischen Weihrauchbaums (Boswellia serrata) eingesetzt. Es soll das fehlgesteuerte Immunsystem des MS-Patienten, welches das körpereigene Gehirngewebe schädigt, beruhigen.
Weihrauch senkt Krankheitsaktivität und hilft so bei Multipler Sklerose
Die Patienten wurden am Hamburger UKE und der Charité Berlin behandelt. Die Teilnehmer wurden zunächst über vier Monate beobachtet und ihre jeweils individuelle Krankheitsaktivität mit Kernspintomographien des Kopfes bestimmt. Im Anschluss nahmen insgesamt 28 Patienten über einen Zeitraum von acht Monaten dreimal täglich Kapseln mit dem Weihrauchextrakt ein. Kein Patient erhielt ein Placebo.
Ergebnis: Die Zahl der Entzündungsherde im Gehirn, die man durch Kontrastmittel mit der Kernspintomographie nachweisen kann, verringerte sich, es wurde signifikant weniger Hirnatrophie beobachtet. Weihrauch könnte demnach die entzündliche Krankheitsaktivität senken und so bei Multipler Sklerose helfen.
Keine eigenständige Einnahme von Weihrauch-Präparaten
"Die Studienergebnisse haben unsere Erwartungen insbesondere in der Zusammenschau der positiven Effekte der Weihraucheinnahme auf bildgebende, klinische und immunologische Messwerte übertroffen", bilanzierten die Forscher. Unerwünschte Nebenwirkungen waren im Allgemeinen mild (57,7 Prozent) oder moderat (38,6 Prozent) und umfassten hauptsächlich gastrointestinale Symptome und geringfügige Infektionen.
Die Ergebnisse seien vor allem als Aufforderung für die Durchführung einer kontrollierten Phase-II- oder Phase-III Studie anzusehen. Weihrauch könnte aufgrund der geringen Nebenwirkungen insbesondere für geringbetroffene und erst kurzzeitig erkrankte Multiple-Sklerose-Patienten eine Behandlungsoption darstellen. Von der eigenständigen Einnahme von frei verkäuflich erhältlichen Weihrauchpräparaten raten die Forscher ausdrücklich ab.
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