Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Hilft Weihrauch bei beginnender Multipler Sklerose?

Sonntag, 14. Januar 2018 – Autor:
Könnte Weihrauch bei beginnender Multipler Sklerose helfen? Das testen Forscher derzeit in einer mehrjährigen Studie.
weihrauch, weihrauchbaum, harz, aryuvedische medizin, entzündungshemmend, pflanzenmedizin

Weihrauchextrakt könnte das Fortschreiten der Multiplen Sklerose bremsen – Foto: ©Madeleine Steinbach - stock.adobe.com

In der mehrjährigen SABA-Studie testen Forscher derzeit, ob Weihrauch bei beginnender Multipler Sklerose helfen könnte. Ein Team um Dr. Klarissa Stürner, Oberärztin in der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, erprobte einen standardisierten Weihrauchextrakt als Therapie bei schubförmiger MS.

Das Harz des Weihrauchbaumes wird seit mehreren tausend Jahren in der traditionellen östlichen Medizin eingesetzt. Die darin enthaltenen Weihrauchsäuren (Boswelliasäuren) haben eine entzündungshemmende, schmerzstillende und antimikrobielle Wirkung.

Weihrauchsäuren sollen fehlgesteuertes Immunsystem beruhigen

Unkontrollierte Entzündungen spielen bei vielen Krankheitsgeschehen eine Rolle, so bei Gelenkerkrankungen wie Rheuma oder Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Hier könnte Weihrauch wirksam sein. In Laborversuchen zeigte sich, dass die Weihrauchsäuren auch auf Enzyme wirken, die bei den Krankheitsmechanismen der MS eine Rolle spielen.

In der Studie wurde ein standardisierter Extrakt aus dem Harz des indischen Weihrauchbaums (Boswellia serrata) eingesetzt. Es soll das fehlgesteuerte Immunsystem des MS-Patienten, welches das körpereigene Gehirngewebe schädigt, beruhigen.

Weihrauch senkt Krankheitsaktivität und hilft so bei Multipler Sklerose

Die Patienten wurden am Hamburger UKE und der Charité Berlin behandelt. Die Teilnehmer wurden zunächst über vier Monate beobachtet und ihre jeweils individuelle Krankheitsaktivität mit Kernspintomographien des Kopfes bestimmt. Im Anschluss nahmen insgesamt 28 Patienten über einen Zeitraum von acht Monaten dreimal täglich Kapseln mit dem Weihrauchextrakt ein. Kein Patient erhielt ein Placebo.

Ergebnis: Die Zahl der Entzündungsherde im Gehirn, die man durch Kontrastmittel mit der Kernspintomographie nachweisen kann, verringerte sich, es wurde signifikant weniger Hirnatrophie beobachtet. Weihrauch könnte demnach die entzündliche Krankheitsaktivität senken und so bei Multipler Sklerose helfen.

Keine eigenständige Einnahme von Weihrauch-Präparaten

"Die Studienergebnisse haben unsere Erwartungen insbesondere in der Zusammenschau der positiven Effekte der Weihraucheinnahme auf bildgebende, klinische und immunologische Messwerte übertroffen", bilanzierten die Forscher. Unerwünschte Nebenwirkungen waren im Allgemeinen mild (57,7 Prozent) oder moderat (38,6 Prozent) und umfassten hauptsächlich gastrointestinale Symptome und geringfügige Infektionen.

Die Ergebnisse seien vor allem als Aufforderung für die Durchführung einer kontrollierten Phase-II-  oder Phase-III Studie anzusehen. Weihrauch könnte aufgrund der geringen Nebenwirkungen insbesondere für geringbetroffene und erst kurzzeitig erkrankte Multiple-Sklerose-Patienten eine Behandlungsoption darstellen. Von der eigenständigen Einnahme von frei verkäuflich erhältlichen Weihrauchpräparaten raten die Forscher ausdrücklich ab.

Foto: Madeleine Steinbach/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Multiple Sklerose

Weitere Nachrichten zum Thema Multiple Sklerose

05.09.2018

Multiple Sklerose entsteht nach landläufiger Meinung durch körpereigene T-Zellen. Offenbar spielen aber auch andere Abwehrzellen eine Rolle. Forscher konnten erstmals nachweisen, dass B-Zellen die angriffslustigen T-Zellen im Blut aktivieren. Das könnte den Wirkmechanismus neuer MS-Medikamente erklären.

08.08.2018

Viele Multiple-Sklerose-Patienten leiden unter der Sommerhitze besonders stark. Sie fühlen sich schlapper und müder als sonst und klagen zum Teil über eine Verstärkung ihrer Symptome. Bezeichnet wird dies als Uhthoff-Phänomen. Etwa 80 Prozent aller MS-Patienten sollen darunter leiden.

22.05.2020

Das Harz des Weihrauchs wirkt entzündungshemmend - das ist bekannt. Doch über das genaue Wirkprinzip weiß man noch wenig. Zudem ist Weihrauch noch nicht als Medikament zugelassen. Forscher konnten nun einen wichtigen molekularen Mechanismus entschlüsseln.

Immer wieder wird die gesundheitsfördernde Wirkung von Weihrauch diskutiert. Kleinere Studien konnten bereits die Wirksamkeit bei einigen Krankheiten belegen. Sie beruht offenbar vor allem auf den im Weihrauch enthaltenden entzündungshemmenden Substanzen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin