Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Hilft Optimismus-Training bei chronischen Schmerzen?

Sonntag, 3. September 2017 – Autor:
Studien zeigen, dass optimistische Menschen weniger oft krank werden und besser mit Schmerzen umgehen können. Nun konnten niederländische Psychologen nachweisen, dass eine internetbasierte Therapie, die Methoden aus der Positiven Psychologie nutzt, Patienten mit chronischen Schmerzen unterstützen kann.
Online-Therapie

Ein Online-Programm könnte Patienten mit chronischen Schmerzen helfen – Foto: ©deagreez - stock.adobe.com

Die sogenannte Positive Psychologie geht davon aus, dass psychologische Interventionen mehr nützen, wenn sie sich weniger auf angebliche Defizite im Leben des Patienten konzentrieren und stattdessen das Positive in den Mittelpunkt stellen. Das kann auch bei Heilungsprozessen eine Rolle spielen. Denn wer positiv denkt, erholt sich schneller von Operationen, spürt Schmerzen weniger intensiv, kann Stress besser verarbeiten, erkältet sich weniger und hat ein geringeres Risiko für Depressionen – das konnten Studien bereits nachweisen. Sogar Wunden heilen bei Menschen, die sich auf Positives konzentrieren, schneller ab.

Die heilende Kraft des positiven Denkens gerät daher immer mehr in den Fokus von Forschern. Mittlerweile wird untersucht, ob diese gezielt bei der Therapie von Krankheiten eingesetzt werden kann und ob sich Optimismus trainieren lässt. Eine Vertreterin der Positiven Psychologie ist Madelon Peters von der Universität Maastricht. Ein Team um Peters hat nun untersucht, ob sich mit einem Training des auf das Positive gerichteten Denkens auch das Leben von Patienten mit chronischen Schmerzen lebenswerter gestalten lässt.

Lebensqualität mit positiven Gefühlen verbessern

Konkret kam in der Studie ein internetbasiertes Interventionsprogramm mit dem Titel "Happy Despite Pain" (HDP) zu Anwendung. HDP soll die Einstellung sich selbst gegenüber verbessern und positive Gefühle sowie Optimismus stärken. An der Studie nahmen 276 Patienten mit chronischen Schmerzen des Muskel-Skelett-Systems teil. Im Durchschnitt litten die Probanden seit 13 Jahren an den Schmerzen.

Für die Analyse wurden die Patienten in drei Gruppen eingeteilt. Während ein Teil an dem HDP-Programm teilnahm, erhielten die anderen eine ebenfalls internetbasierte Intervention mit einer kognitiven, auf verbesserte Schmerzbewältigung gerichteten Verhaltenstherapie. Die dritte Gruppe erhielt zunächst keine Therapie, sondern kam auf eine Warteliste und konnte später eine der beiden Behandlungsformen wählen.

Beim HDP-Programm wurde zunächst zwei Wochen lang gezielt das Mitgefühl für die eigene Person geübt, um mehr Selbstständigkeit im Umgang mit den emotionalen Folgen der chronischen Schmerzen zu erlangen. Dabei wurde zum Beispiel ein Mantra eingeübt sowie ein mitfühlender Brief an die eigene Person verfasst. Danach folgte eine Phase, bei der die Patienten statt einer negativen eine positive Orientierung erlangen sollten, indem sie täglich drei Dinge, die gut gelaufen waren, sowie die Gründe dafür aufschrieben.

HDP ähnlich wirksam wie kognitive Verhaltenstherapie

In der dritten Phase wurden zwei Wochen lang Techniken eingeübt, welche die eigene Genussfähigkeit stärken sollten. In der letzten Phase des Programms ging es um das „bestmögliche Selbst“. Die Probanden sollten sich ein künftiges gutes Leben trotz der Schmerzen vorstellen und dabei Ziele für verschiedene Lebensaspekte – beruflich sowie privat – formulieren.

Wie sich zeigte, hatte die Patientengruppe, die am Optimismus-Training teilnahm, gegenüber derjenigen, die keine Therapie erhielt, deutliche Vorteile. So hatten sie weniger Depressionen und erlebten häufiger Glücksmomente. Bei den körperlichen Beeinträchtigungen gab es hingegen keine Unterschiede. Gegenüber der kognitiven Verhaltenstherapie schnitt die HDP weder besser noch schlechter ab. Beide erwiesen sich bezüglich der allgemeinen Lebensqualität als wirksam. Nach Ansicht der Studienautoren ist daher eine internetbasierte Intervention zur Selbsthilfe, die auf Positiver Psychologie basiert, bei chronischen Schmerzen durchaus sinnvoll. Der Vorteil des Programms ist, dass es leicht zugänglich ist und die Patienten keine Wartezeiten auf einen Therapieplatz in Kauf nehmen müssen.

Foto: © deagreez - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Komplementärmedizin , Schmerzen , Rückenschmerzen , Gelenkschmerzen

Weitere Nachrichten zum Thema Schmerzen

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin