Hilft ein Gallensteinmedikament bei diabetischer Nephropathie?
Diabetes zieht zahlreiche Komplikationen nach sich. Unter anderem kann es zu Funktionseinschränkungen der Nieren und sogar zu einem völligen Nierenversagen kommen. Ärzte bezeichnen die gefürchtete Folgeerkrankung als diabetische Nephropathie. Heilbar ist sie bislang nicht. Derzeitige Therapien können im Idealfall das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie verlangsamen, aber nicht stoppen.
Wissenschaftler der Universität Magdeburg sind nun einem neuen Ansatz auf der Spur. Im Visiersteht die Tauroursodeoxycholsäure (TUDCA,) ein Medikament, das zur Behandlung und Prophylaxe von Gallensteinleiden etabliert ist. Von diesem Medikament weiß man, dass es die Funktion und Überlebensdauer menschlicher Zellen verbessert.
Kombitherapie linderte das Nierenleiden
Ob dies auch auf geschädigte Nierenzellen zutrifft, das haben die Magdeburger Wissenschaftler Moh’d Mohanad Al-Dabet und Andi Marquardt im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs erforscht. Tatsächlich erwies sich das Gallensteinmedikament als wirksam: Wurde es mit der Standardtherapie gegen diabetische Nephropathie, der RAAS-Inhibition, kombiniert, kam es Linderung und teilweise zu einer Regeneration des Nierengewebes. Die Ergebnisse zeigten sich an mehreren experimentellen Modellen der diabetischen Nephropathie.
„Diese Resultate haben möglicherweise hohe klinische Relevanz", sagt der Leiter der Studie Prof. Berend Isermann. TUDCA werde bereits seit Jahrzehnten eingesetzt und zeige eine gute Verträglichkeit bei verschiedensten Patienten. „Infolgedessen ist es gut möglich, dass TUDCA eine zusätzliche Therapiemöglichkeit bei der diabetischen Nephropathie darstellt“, so Isermann.
Klinische Studie geplant
Ob dem so ist, wollen die Wissenschaftler nun in einer gemeinsamen klinischen Studie mit dem King’s College in London herausfinden. Auch hier soll die Patienten eine Kombinationstherapie aus RAAS-Inhibition + TUDCA bekommen.
TUDCA verbesserte die Nierenfunktion nicht nur in experimentellen Modellen des Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM), sondern ebenfalls in Modellen des Typ-1-Diabetes mellitus (T1DM), berichten so die Erstautoren der Studie, Moh’d Mohanad Al-Dabet und Andi Marquardt. Des Weiteren hatten die Wissenschaftler anti-entzündliche und anti-fibrotische Effekte beobachten können. „Hervorzuheben ist ebenfalls, dass die Kombinationstherapie (RAAS-Inhibition + TUDCA) in der Lage war, die frühen Schäden der diabetische Nephropathie vollständig wiederherzustellen“, so die Erstautoren der Studie weiter.
Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 854 gefördert. Die Ergebnisse sind jetzt im Journal oft the American Society of Nephrology (JASN) erschienen.
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