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Heuschnupfen: Pollenflug-Saison gestartet

Dienstag, 24. März 2015 – Autor:
Juckreiz, Niesen, laufende Nase: Die Pollenflugsaison ist wieder gestartet. Bäume, Sträucher und Gräser beginnen zu blühen, der Wind verteilt den Blütenstaub. Das Immunsystem der Pollenallergiker reagiert auf das in den Pollen enthaltene Eiweiß. Mittlerweile gibt es eine Pollenflug-App, die Heuschnupfen-Patienten darüber informiert, ob Gefahr aus der Luft droht.
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Eine unbehandelte Pollenallergie kann zu Kreuzallergien führen – Foto: WavebreakMediaMicro - Fotolia

Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) gibt jeweils eine ungefähre Pollen-Prognose für das ganze Jahr heraus. Danach werden die geschätzten Werte für den Flug von Eschenpollen, Haselnuss- und Birkenpollen und Gräser- und Beifußpollen und andere Pflanzen angegeben.

Aktuelle Pollenflugwerte

Eine genaue Zwölf-Monats-Vorhersage ist nicht möglich, denn der Pollenflug ist regional unterschiedlich und abhängig vom Wetter. Sonnenscheindauer, Temperatur, Feuchtigkeit und Wind beeinflussen Beginn und Ende des jeweiligen Pollenflugs und die Anzahl der Pollen. Aktuelle Werte liefert die Pollenflug-App, die der PID für iOS und Android herausgebracht hat. Sie wertet dafür die Daten der Pollen-Mess-Stationen aus.

Die App ermittelt zunächst den Standort des Nutzers, entweder via GPS oder durch Eingabe der entsprechenden Postleitzahl. Dann wird die Belastungs-Vorhersage für die nächsten drei Tage angezeigt, unter anderen für Hasel, Esche, Erle, Birke, Gräser und Beifuß.

Die fünfteilige Skala reicht von „keiner Belastung“ (grün) bis „sehr hohe Belastung“ (dunkelrot). Wer die Allergene eingibt, auf die er sensibel reagiert, erhält eine persönliche Anzeige. Wichtig ist, dass der Nutzer seine Beschwerden einträgt. Das lässt Rückschlüsse auf seine spezifische Allergie zu.

Pollenflugkalender

Auf der Website des Deutschen Wetterdienstes gibt es Tages-Vorhersagen für das gesamte Bundesgebiet sowie ganzjährige Pollenflugkalender für einzelnen Regionen, die ebenfalls auf Mess-Daten aus früheren Jahren basieren.

Mit  Vor- und Nachblüte und möglichem Auftreten können bis zu neun Monate im Jahr zusammenkommen, in denen Pollen in der Luft sind. Die aus Amerika nach Deutschland eingeschleppte Ambrosia-Pflanze verlängert die Pollenflugzeit bis in den Spätherbst, milde Winter lassen sie zugleich früher starten, etwa schon Mitte Dezember.

Heuschnupfen: Pollenflug erschwert spezifische Immuntherapie

Die langen Flugzeiten erschweren die bislang einzig mögliche Therapie: die spezifische Immuntherapie (SIT), auch als Desensibilisierung, Hyposensibilisierung oder Allergie-Impfung bekannt. Nach den Daten der Allergologin Prof. Regina Treudler, Oberärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Leipzig, zeigt die SIT die besten Erfolge, wenn sie spätestens vier Monate vor der jeweiligen Pollenbelastung eingeleitet wird. Da es so gut wie keine pollenflugfreien Monate mehr gibt, müssen die Mediziner nun umdenken.

Bei der Desensibilisierung erhalten die Patienten über drei Jahre einmal im Monat eine Spritze mit dem Allergen – in steigender Dosis. Der Körper gewöhnt sich so an die Substanz, und reagiert nicht mehr so heftig darauf. Doch die Behandlung ist aufwändig, viele scheuen die Spritze. Daher entscheiden sich nur sieben Prozent der Heuschnupfen-Patienten dafür.

Um die Therapie-Bereitschaft zu verbessern, entwickeln europäische Forscher eine Desensibilisierung in Tablettenform. Das berichtet Prof. Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden.

Mit dem Heuschnupfen ist nicht zu spaßen, denn bei 40 Prozent der Patienten kann es im Laufe von 10 bis 15 Jahren zu einem Etagenwechsel kommen, das heißt, die Erkrankung befällt die unteren Atemwege, was zu allergischem Asthma führt. Davor warnt Prof. Karl-Christian Bergmann, PID-Leiter und Experte beim der Europäischen Stiftung für Allergie-Forschung (ECARF).

Eine unbehandelte Pollenallergie kann zu Kreuzallergien gegen bestimmte Lebensmittel wie Kern- oder Steinobst führen, auch Neurodermitis ist eine häufige Begleiterkrankung.

Pollenflug und Heuschnupfen: Tipps für Allergiker

Zunächst gibt es ein einfaches Hilfsmittel zur Pollen-Abwehr: Mit einer mit isotonischer Salzlösung gefüllten Nasendusche lassen sie sich einmal am Tag von den Schleimhäuten spülen. Um das Schlafzimmer möglichst pollenfrei zu halten, sollten Pollenallergiker sich vor dem Zubettgehen die Haare waschen und die Straßenkleidung in einem anderen Raum ausziehen. Das empfiehlt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Wer gern mit offenem Fenster schläft, kann ein Pollengitter einbauen. In Städten ist die Pollenbelastung den ganzen Tag über etwa gleich hoch, auf dem Land fliegen die meisten Pollen am Morgen zwischen 5 und 11 Uhr.

Bemerken sie erste Beschwerden, sollten Betroffene am besten sofort ihre antiallergischen Medikamente nehmen, so Prof. Bergmann. Die allergische Reaktion dämpfen Antihistaminika. Sie wirken in circa zehn bist 15 Minuten. Als Tablette eingenommen, können sie müde machen. Es gibt sie auch zu äußeren Anwendung, als Tropfen für die Augen und als Spray für Nase. Wenn Antihistaminika nicht wirken, müsste der Patient zu Kortison greifen.

Die Zahl der Pollenallergiker in Deutschland nimmt dabei zu. Das hat etwa das Robert Koch Institut (RKI) beobachtet:  Nach der 2014 veröffentlichten KiGSS-Studie wuchs die Zahl der an Heuschnupfen erkrankten Kinder zwischen 2009 und 2012 besonders bei Mädchen unter sechs Jahren. Heuschnupfen ist mit einer Verbreitungsrate von 9,1 Prozent zugleich die häufigste Erkrankung im Kindersalter. In Leipzig leidet mittlerweile fast jeder dritte Erwachsene unter dem allergischen Schnupfen, sagt Prof. Regina Treudler. Das ergab 2014 eine erste Auswertung der Daten des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationskrankheiten (LIFE).

Foto: © WavebreakMediaMicro - fotolia.com

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