Heuschnupfen: Früherkennung durch Nanotechnologie
Eine laufende Nase, tränende Augen, ein starkes Krankheitsgefühl – das alles können Symptome von Heuschnupfen sein. Während sich andere über den Frühling freuen, brechen für Pollenallergiker jetzt schwere Zeiten an. Winzige Partikel in der Luft lösen bei ihnen die lästigen Symptome aus und können jeden Spaziergang zur Qual machen.
Nun sind Wissenschaftler der Charité in Berlin bei der Erforschung der Pollenallergie einen Schritt weitergekommen. Sie konnten das Gräserpollen-Molekül identifizieren, mit dem die allergische Reaktion bei Kindern mit Heuschnupfen beginnt. Dabei stellten die Forscher auch fest, dass bei den betroffenen Kindern bereits vor dem erstmaligen Auftreten von Heuschnupfen erste Antikörper gegen einzelne Pollenmoleküle nachweisbar sind.
Heuschnupfen: mit Nanotechnologie zur Früherkennung
Für die Untersuchung hat das Team um Dr. Paolo Matricardi von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie am Virchow-Klinikum Daten und Blutproben von 820 Kindern im Alter von bis zu 13 Jahren gesammelt und analysiert. Die Forscher konnten die Daten mit Hilfe nanotechnologischer Methoden erstmals auch auf molekularer Ebene untersuchen. Um Allergien zu diagnostizieren, werden derzeit Antikörper nur mit Hilfe eines natürlichen Gräserpollenextrakts bestimmt. Matricardi und sein Team verwendeten nun einen sogenannten Allergen-Chip, der es ermöglicht, Antikörper gegen einzelne, mikroskopisch kleine Pollenmoleküle sichtbar zu machen und zu identifizieren.
Die Studie zeigt, dass die Antikörper, mit denen das Immunsystem körperfremde Erreger abwehrt, schon Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome entwickelt werden. Bereits bei Kleinkindern können sie nachgewiesen werden und liefern einen wichtigen Hinweis darauf, dass ein Kind später an einer Gräserpollenallergie erkranken wird. Zudem gelang es den Forschern, ein einzelnes Pollenmolekül nachzuweisen (das sogenannte Phlp1), das in den meisten Fällen am Anfang der Reaktionskette steht.
Möglichkeit für neue Behandlungsmethoden
Die heute üblichen Behandlungsmethoden, wie die Hypo- oder Desensibilisierung, sind leider nicht immer erfolgreich. Als einer der Gründe dafür wird vermutet, dass die Therapie zu spät begonnen wird, nämlich erst dann, wenn die Betroffenen die Allergie entwickelt haben und bereits Antikörper gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Allergenmoleküle entstanden sind.
„Eine frühe Entdeckung von lgE-Antikörpern könnte die Erfolgsaussichten eines therapeutischen und sogar präventiven Eingreifens verbessern,“ erklärt Laura Hatzler, eine der Studienautorinnen. „Die Erforschung von allergenspezifischen, immunologischen Behandlungsformen stellt den nächsten Schritt unserer Forschung dar.“ Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Journal of Allergy and Clinical Immunology.
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