Herzstillstand: Studie beweist Nutzen von Erster Hilfe

Mit Herzdruckmassage Leben retten – Foto: Gina Sanders - Fotolia
Rund 275.000 Menschen in Europa erleiden jährlich einen Herzstillstand außerhalb einer Klinik. Erste-Hilfe-Maßnahmen können dann Leben retten. Doch da es keine randomisierten Studien zur Ersten Hilfe bei Herzstillstand gibt, wird ihr Nutzen immer wieder in Frage gestellt. Ein Forscherteam vom Karolinska-Institut in Stockholm hat nun mit Hilfe von schwedischen Registerdaten eine quasi-randomisierte Analyse zum Nutzen der Ersten Hilfe erstellt.
Da in Schweden alle Rettungszentren die Daten zu den Umständen eines Herzstillstands an ein nationales Register schicken, konnten die Mediziner um Dr. Ingela Hasselqvist-Ax die Angaben zu über 30.000 Herzstillständen auswerten, die sich zwischen 1990 und 2011 außerhalb einer Klinik ereignet hatten. In rund 50 Prozent der Fälle wurde Erste Hilfe geleistet, bis die Notärzte angekommen waren.
Herzdruckmassage wichtigstes Mittel
Es zeigte sich, dass von den Patienten, bei denen es Wiederbelebungsversuche gegeben hatte, nach 30 Tagen noch 10,5 Prozent am Leben waren; bei den anderen waren es nur vier Prozent. Das Ergebnis blieb auch dann gleich, als die Forscher andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ort und die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes mit einkalkulierten. Die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Personen, die Erste Hilfe erhalten hatten, blieb ungefähr doppelt so hoch wie bei den Patienten, denen nicht geholfen wurde.
Besonders die Herzdruckmassage scheint eines der wirkungsvollsten Mittel zu sein, die Überlebenschancen bei einem Herzstillstand zu erhöhen - vor allem, wenn sie schnell einsetzt. Schon frühere Analysen hatten gezeigt, dass die Überlebenschancen der Patienten bei rund 90 Prozent liegen, wenn innerhalb der ersten Minute nach einem Herzstillstand mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird.
Erste-Hilfe-Training hilft, Leben zu retten
Die Herzdruckmassage sollte nicht nur möglichst schnell begonnen werden, sondern auch möglichst lange, am besten bis zum Eintreffen der Notärzte durchgeführt werden. So kann der Sauerstoff weiter im Körper zirkulieren, bis die Ärzte den Patienten mittels eines Defibrillators wiederbeleben.
In Schweden haben umfassende Trainingsprogramme der Bevölkerung dazu geführt, dass der Anteil der Überlebenden nach einem Herzstillstand von etwa 35 Prozent im Jahr 1990 auf gut 65 Prozent im Jahr 2011 gestiegen ist. Weitere Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Studienautoren in einer speziellen App, die bei einem Notruf automatisch Ersthelfer in der Nähe per SMS benachrichtigt und die Position des Anrufes übermittelt. In einem Versuch mit 10.000 geschulten Ersthelfern konnte durch die App die Rate der Wiederbelebungsversuche von 48 auf 62 Prozent gesteigert werden.
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