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Herzstillstand: App hilft gegen Hilflosigkeit

Sonntag, 5. Dezember 2021 – Autor:
Plötzlicher Herzstillstand: Für zufällig Anwesende oder Angehörige ist das selbst eine Extremsituation. Aus Aufregung oder aus Angst davor, etwas falsch zu machen, wird oft gar nichts gemacht. Dabei kommt es hier wirklich auf Minuten an – und durch entschlossenes Handeln kann man Leben retten. Eine App der Deutschen Herzstiftung begleitet Laien dabei, im Herznotfall richtig zu reagieren.
Wiederbelebungsmaßnahme von Laien im Alltag.

Eine neue App der Deutschen Herzstiftung hilft Laien dabei, bei einem Herzstillstand mitten im Alltag schnell und richtig zu handeln und die überlebenswichtigen Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts zu überbrücken. – Foto: AdobeStock/Israel

In der Arbeit, in der Bahn, in der Supermarktkassenschlange, im eigenen Zuhause: Überall kann es passieren, dass jemand plötzlich zusammenbricht oder leblos daliegt – mit Verdacht auf Herzstillstand, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt. Nicht jeder hat einen Kurs für Wiederbelebungsmaßnahmen gemacht – und selbst wenn, hat man dann selbst so viel Herzklopfen, dass es schwer ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und besonnen zu handeln. „Wenn ein solcher Herznotfall eintritt, ist das für zufällig Anwesende oder Angehörige eine belastende Situation“, sagt Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Aus Angst etwas falsch zu machen, wird oft gar nichts gemacht und nur abgewartet, bis der Rettungsdienst eintrifft.“

Herznotfälle: Minuten zählen

Auch wenn das nur Minuten dauert: Bei dieser Form von Notfall müssen Anwesende diese Minuten durch Wiederbelebungsmaßnahmen überbrücken. Hier entscheidet die Entschlossenheit von Ersthelfern über die Chancen zu überleben. Eine neue App der Herzstiftung soll Laien dabei begleiten, bei Herzstillstand und Verdacht auf Herzinfarkt richtig zu reagieren. „Sofortiges Handeln ist in beiden Fällen überlebenswichtig“, sagt Herzspezialist Voigtländer.

Plötzlicher Herztod: In Deutschland 65.000-mal im Jahr

Der plötzliche Herzstillstand gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Jedes Jahr erleiden hierzulande circa 65.000 Menschen einen sogenannten plötzlichen Herztod. Ist der Betroffene bewusstlos, reagiert er nicht auf lautes Zurufen oder andere Reize (Beispiel: Zwicken) und atmet nicht normal, muss man von einem plötzlichen Herzstillstand ausgehen.

Was die Notfall-App alles kann

Die neue App der Deutschen Herzstiftung kann und will kein Ersatz für eine Ausbildung in Herz-Lungen-Wiederbelebung sein – aber ein Begleiter für den Notfall, der lebensrettende Informationen zum richtigen Verhalten bei Herzinfarkt sowie eine Anleitung zur Herzdruckmassage bei plötzlichem Herzstillstand parat hat.

Die App informiert mit grafischen Abbildungen Laien über die häufigsten Herzinfarkt-Alarmzeichen und hilft, die infarkttypischen Symptome schnell und richtig zu deuten. Für den Fall einer akuten Bewusstlosigkeit, hervorgerufen durch einen Herzstillstand, erhalten Helfer die Anleitung zur Durchführung der Herzdruckmassage Schritt für Schritt sowie zur Anwendung des automatisierten externen Defibrillators (AED).

Wichtig: Zeit überbrücken, bis der Rettungsdienst eintrifft

„Die kurze und konkrete Anleitung zur Herzdruckmassage soll helfen, die lebenswichtige Versorgung des Körpers mit Sauerstoff zu überbrücken, bis der Rettungsdienst eintrifft“, betont Herzexperte Voigtländer, der Ärztlicher Direktor am Agaplesion Bethanien-Krankenhaus in Frankfurt am Main ist.  Eine Besonderheit der Smartphone-Anwendung besteht darin, dass sie den direkten Notruf 112 ermöglicht und so keine lebensrettende Zeit verloren geht.

Prävention: Selbsttest zum persönlichen Infarktrisiko

Die App unterstützt aber nicht nur bei der Notfallbehandlung, sondern zielt auch darauf ab, durch einen möglichst gesunden Lebensstil dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt. So kann jeder in einem Selbsttest sein Herzinfarktrisiko errechnen lassen. Der Test erfasst die Risikofaktoren Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Stress und ungesunde Ernährung, die sich schädigend auf die Herzkrankgefäße auswirken und zu den Risikokrankheiten Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin) führen. Das persönliche Risikoprofil wird anhand von zu beantwortenden Fragen und der erreichten Punktzahl ermittelt. Am Ende steht das Ergebnis mit einer Einordnung des Risikos und entsprechenden Ratschlägen.

Herzinfarkt: Viele Risikofaktoren sind beeinflussbar

Ein schlechtes Testergebnis bedeute nicht, dass man dem Herzinfarkt hilflos ausgeliefert ist, sondern es diene als Aufforderung, etwas für die Gesundheit zu tun, heißt es dazu bei der Deutschen Herzstiftung. „Am besten sollte man einen Internisten oder Kardiologen aufsuchen, um gemeinsam eine Strategie gegen den Herzinfarkt zu entwickeln“, rät Herzexperte Voigtländer. Denn bis auf erbliche Belastung, Alter und Geschlecht seien alle Risikofaktoren beeinflussbar. Eine herzgesunde Ernährung, kombiniert mit Bewegung, gilt als besonders erfolgversprechend.

Die Herzstiftungs-App steht ab sofort kostenlos zum Download mit Anleitungen zur Installation bereit unter: http://www.herzstiftung.de/app

Hauptkategorie: Medizin
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