Herzkranke Diabetiker profitieren von Bypass-OP
Eine in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ erschienene Vergleichsstudie hat gezeigt, dass Diabetespatienten nach einer Bypass-OP deutlich länger leben als Diabetespatienten mit einem Stent (Gefäßstütze). Nach einem Beobachtungszeitraum von fünf Jahren traten Todesfälle und Herzinfarkte insgesamt deutlich seltener nach einer Bypass-Operation auf.
Für die Studie teilten Ärzte aus 140 internationalen Behandlungszentren – darunter USA, Spanien, Kanada, Brasilien, Indien, Frankreich und Australien - die Patienten nach dem Zufallsprinzip in zwei Behandlungsgruppen ein. Einer Gruppe legten Herzchirurgen bei einer offenen Herzoperation Bypässe, um die verstopften Herzkranzgefäße zu überbrücken. Die zweite Gruppe unterzog sich einer perkutanen Koronarintervention mit Medikamenten freisetzenden Stents. Bei diesem Eingriff schieben Herzspezialisten über einen Katheter eine kleinen Metall-Stent bis zur Engstelle vor, um das Gefäß zu weiten. Die Medikamente sollen zusätzlich verhindern, dass sich die Arterie wieder verschließt. Zum Zeitpunkt des Eingriffs waren die Patienten im Schnitt 63 Jahre alt. Bei den meisten waren die Herzkranzgefäße an drei Passagen verengt. Insgesamt 1.900 Patienten nahmen an der Studie teil.
Doppelt so hohe Herzinfarkt-Rate in der Stent-Gruppe
Während innerhalb von fünf Jahren 10,9 Prozent der Patienten in der Bypass-Gruppe verstarben, betrug die Rate der Todesfälle in der Stent-Gruppe 16,3 Prozent. Einen Herzinfarkt hatten sechs Prozent der Bypass-Patienten erlitten, bei den Stent-Patienten waren es dagegen 13,9 Prozent. Lediglich bei den Schlaganfällen kam die Stent-Gruppe besser weg: Nur 2,4 Prozent der Patienten mit einer koronaren Gefäßstütze bekamen innerhalb von fünf Jahren einen Schlaganfall, bei den Bypass-Patienten waren dies 5,2 Prozent.
„Herzkranke Diabetespatienten sollten dies bereits vor einer geplanten Katheteruntersuchung erfahren, damit sie eine informierte Entscheidung für Bypass oder Stent treffen können“, kommentierte Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft aus Tübingen, die Studie. Nur so werde sichergestellt, dass der Patient ausreichend Zeit habe, seine Therapieentscheidung mit seiner Familie und den behandelnden Ärzten zu besprechen. In Anbetracht der Studienergebnisse müsse man wohl davon ausgehen, dass viele herzkranke Diabetespatienten derzeit nicht richtig behandelt würden.
Während die Zahl der Bypass-Operationen in Deutschland rückläufig ist, werden immer mehr Stents bei Herzpatienten eingesetzt. Einer der Gründe dafür ist, dass bei einer koronaren Katheteruntersuchung Diagnostik und Therapie in einer Sitzung erfolgen.
Foto: Biotronik