Herzkrank und schwanger: Was die neue Leitlinie empfiehlt

Neue ESC-Leitlinien zu Herz-Kreislauf-Krankheiten in der Schwangerschaft: Nach 40 Schwangerschaftswochen Geburt einleiten
Die neuen ESC-Leitlinien zum Management von Herz-Kreislauf-Krankheiten in der Schwangerschaft sind erschienen. Besonders ein Punkt wurde auf dem Europäischen Kardiologiekongress in München hervorgehoben: die Dauer der Schwangerschaft. In der neuen Leitlinie wird Schwangeren ausdrücklich empfohlen, Geburten nach der 40. Schwangerschaftswoche zu vermeiden. Setzen bis dann keine Wehen ein, sollte die Geburt künstlich eingeleitet werden.
Nach der 40. Woche sollte Schluss sein
„Eine Schwangerschaft ist eine Risikoperiode für herzkranke Frauen, weil sie zusätzlichen Stress für das Herz bedeutet“, sagte Professor Jolien Roos-Hesselink, Ko-Vorsitzender der „Guidelines Task Force“ und Kardiologe in Rotterdam (NL). Die Guideline empfehle deshalb eine Geburtseinleitung oder einen Kaiserschnitt in der 40. Woche. Der Herzspezialist fügte hinzu: „Nach der 40. Woche bringt eine Schwangerschaft dem Baby keinen zusätzlichen Nutzen und kann sogar Nachteile haben.“
Jungen Frauen mit angeborenem Herzfehlern empfiehlt die Leitlinie vorgeburtliche Risikoabschätzungen und Beratung durch entsprechende Herzspezialisten. Jene mit einem mittleren bis hohen Komplikationsrisiko sollten von einem Schwangerschafts-Herzteam mit Kardiologen, Geburtshelfer, Gynäkologen und Anästhesisten untersucht werden.
Zwillinge zu riskant
Die Leitlinie beinhaltet darüber hinaus auch Empfehlungen zur In-vitro-Fertilisation (IVF), Empfängnisverhütung und Beendigung der Schwangerschaft bei herzkranken Frauen. Bei In-vitro-Fertilisation werden häufig hohe Hormondosen eingesetzt, die das Risiko einer Thrombose und einer Herzschwäche erhöhen. Frauen mit einer Herzkrankheit benötigen deshalb die Bestätigung eines Kardiologen, dass die gewählte Methode für sie sicher ist. Da das Austragen von mehr als einem Baby für das Herz zusätzlichen Stress bedeutet, wird herzkranken Frauen bei IVF dringend empfohlen, nur einen Embryo auszutragen.
Herzkranke Frauen haben im Vergleich zu gesunden ein100 fache Sterbe- oder Herzschwäche-Risiko. Eine Schwangerschaft ist meist kein Problem, doch das Risiko für Komplikationen ist erhöht, etwa für vorzeitige Wehen oder starke Blutungen nach der Geburt. Auch der Nachwuchs von herzkranken Müttern hat häufiger Probleme als der gesunder Frauen. Experten schätzen, dass jedes vierte bis fünfte Neugeborene mit Komplikationen zur Welt kommt.