Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Herzkrank in die Sauna?

Sonntag, 4. Februar 2018 – Autor:
Herzkrank in die Sauna – das geht. Patienten müssen aber einige Vorsichtsmaßnahmen beachten, sagt ein Experte der Herzstiftung. So dürfen sie sich nur langsam abkühlen.
sauna, hitze, schwitzen, bluthochdruck, herz-kreislauf-system

Herzpatienten können saunieren, wenn sie bestimmte Regeln einhalten – Foto: ©nd3000 - stock.adobe.com

Der Gang in die Sauna ist gerade in der Winterzeit beliebt, um zu entspannen und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Auch Patienten mit Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, koronarer Herzkrankeit oder Herzschwäche können ein Schwitzbad besuchen. Sie müssen dabei aber bestimmte Verhaltensregeln einhalten.

"Damit sich Herzpatienten nicht gefährden, sollten sie nach einer diagnostizierten Herzerkrankung unbedingt mit ihrem Kardiologen besprechen, ob und bei welchen Temperaturen sie saunieren können", rät ein Experte der Herzstiftung, der Hamburger Kardiologe Dr. Vinzenz von Kageneck.

Krankes Herz kommt schneller an seine Leistungs-Grenze

Der Mensch muss seine Körpertemperatur immer auf 37 Grad Celsius halten. Bei großer Hitze wärmt sich der Körper zu sehr auf, so dass die Wärme über die Haut und über vermehrtes Schwitzen wieder abgegeben werden muss. Das Blut nimmt die übermäßige Wärme aus dem Körper auf und transportiert sie zu den kleinen Hautgefäßen, die die Wärme an die Luft abführen. Je mehr Blut vom Herzen durch die Hautgefäße gepumpt wird, desto mehr Wärme kann der Körper abgeben. „Ein gesundes Herz bewältigt diese Mehrbelastung in der Regel problemlos. Ein krankes Herz dagegen kommt schneller an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit“, erläutert der Herzspezialist.

Bei einem Saunagang von 70 bis 80 Grad und einer Dauer von 15 bis 20 Minuten steigt die Temperatur auf der Haut um zirka zehn Grad und die Körperkerntemperatur um bis zu zwei Grad an. Das entspricht während eines Saunagangs der Körpertemperatur bei mittlerem bis höherem Fieber (bis 39 Grad). Durch den Temperaturanstieg erweitern sich die Blutgefäße deutlich, dabei sinkt zunächst der Blutdruck und die Pulsfrequenz steigt um anfangs 20 bis zu 50 Prozent bei Erreichen der maximalen Körperkerntemperatur. Dadurch steigt die gesamte Herzleistung um zirka 80 Prozent.

Herzkrank in die Sauna: Schwalldusche und Aufgüsse verboten

"Für alle Herzpatienten ist deshalb die plötzliche Abkühlung mit der Schwalldusche und im kalten Becken nach der Sauna absolutes Tabu", warnt Kageneck. Durch das ruckartige Abkühlen ziehen sich alle maximal weitgestellten Blutgefäße im Haut- und Unterhautgewebe plötzlich zusammen und eine große Menge Blut wird in kürzester Zeit in das Körperzentrum verschoben. Dieses Volumen und der dabei massiv ansteigende Blutdruck belasten beim Abkühlen das Herz. Herzpatienten müssen sich daher nach Saunagängen langsam abkühlen, vorzugsweise durch Umhergehen in kühlen Räumen oder durch lauwarmes Duschen.

Für Herzpatienten bedeutet ein Saunagang eine Belastung für das Herz von zirka 50 Watt, was einem schnelleren Gehen entspricht. Besonders Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Herzschwäche sollten daher in einem Belastungs-EKG beim Arzt mindestens 75 Watt problemlos schaffen. Temperaturen von 60 bis 70 Grad sollten zumindest in einer langen Eingewöhnungsphase an die Sauna nicht überschritten werden. Aufgüsse sind grundsätzlich für alle Herz-Kreislauf-Patienten tabu.

Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr wichtig

Insbesondere Patienten mit Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen sollten auf eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr während ihres Saunabesuchs achten. Beim Schwitzen werden Elektrolyte (Körpersalze) ausgeschieden, die eine wesentliche Rolle für den Herzrhythmus spielen. Dieser Verlust muss ausgeglichen werden.

Patienten mit chronisch zu niedrigen Blutdruckwerten können auf Dauer bei Gewöhnung an den Saunabesuch durchaus davon profitieren. Anfangs kann allerdings für sie ein stark abfallender Blutdruck infolge der allgemeinen Gefäßerweiterung gefährlich werden. "Vor diesem Hintergrund sollte unbedingt auf weitere Maßnahmen mit gefäßerweiternder Wirkung wie Alkoholkonsum vor und nach einem Saunagang verzichtet werden", warnt der Herzspezialist.

Foto: nd3000/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herzinsuffizienz

Weitere Nachrichten zum Thema Herz-Kreislauf-System

Oft hat Herzrasen harmlose Ursachen. Dennoch sollten Anfälle von Herzrasen, für die kein konkreter Grund wie körperliche Anstrengung ausgemacht werden kann, ärztlich abgeklärt werden. Denn in einigen Fällen können ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin