Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Herzinfarkt: Polypille soll Compliance verbessern

Donnerstag, 12. Dezember 2013 – Autor:
Bluthochdruck kommt selten allein. Oft leiden Risikopatienten gleichzeitig unter erhöhtem Cholesterin und Arteriosklerose und müssen entsprechend viele Medikamente einnehmen. Eine neue Polypillen mit mehreren Wirkstoffen soll die Compliance verbessern.
Polypille soll Patienten besser vor Herzinfarkt schützen

Polypille: Blutdrucksenker, Fettsenker und Gefäßschutz in einem

Experten schätzen, dass jedes Jahr rund 25.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleiden, weil sie ihre Medikamente nicht richtig einnehmen. Kein Wunder: Viele so genannte Risikopatienten müssen täglich mehrere Pillen schlucken, etwa Blutdrucksenker, blutfettsenkende und gefäßschützende Medikamente, um sich vor Herzinfarkt und Schlaganfall zu schützen. Doch die Fülle an Pillen und Tabletten kann den einen oder anderen Patienten überfordern. Eine mangelnde Therapietreue oder Compliance, wie Ärzte sagen, ist die Folge.

Professor Dr. med. Peter Baumgart, Chefarzt der Klinik Innere Medizin am Clemeshospital in Münster kennt dies aus der klinischen Praxis: „Je mehr Medikamente verordnet werden, desto weniger befolgen die Patienten die entsprechenden Therapievorgaben, da sie häufig überfordert sind." Experten wie Baumgart schätzen, dass in Europa etwa neun Prozent aller auftretenden Schlaganfälle und Herzinfarkte durch falsch oder zu selten eingenommene Medikamente verursacht werden.

Die Compliance sinkt mit der Zahl der verordneten Medikamente

Studien haben indes gezeigt, dass die Therapietreue steigt, wenn weniger Medikamente eingenommen werden müssen. Aus diesem Grund hat die Pharmaindustrie so genannte Polypillen entwickelt, die mehrere Wirkstoffe enthalten. Bisher gab es für Patienten mit Bluthochdruck Polypillen, die aus zwei oder drei Blutdruck senkenden Substanzen bestehen. Neu sind Polypillen, die zusätzlich zu den Blutdrucksenkern fettsenkende und gefäßschützende Medikamente enthalten. "Menschen mit Herzinfarkten, Schlaganfällen und schweren arteriosklerotisch bedingten Erkrankungen müssen so nur eine einzige Tablette einnehmen“, betont Dr. med. Siegfried Eckert vom Herz- und Diabeteszentrum NRW. Der Bluthochdruck-Spezialist ist überzeugt, dass die Kombination mehrerer Substanzen in einer Tablette das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall deutlich reduzieren kann.

Datenlage zur Polypille noch ungesichert

Allerdings ist der neue Alleskönner noch nicht hinreichend untersucht. Gesichert sei zwar, dass die neue Polypille den Blutdruck senke und die Patienten vor den Folgen von Bluthochdruck schützen könne. Aber bei welchen Patienten eine Polypille tatsächlich empfehlenswert sei, müsse noch durch weiterführende Studien abgeklärt werden, sagt Eckert. Denn bislang sei noch unklar, wie man mit einer solchen Pille einzelne Substanzen individuell dosieren kann, um bestimmte Zielwerte etwa beim Cholesterin zu erreichen.

Foto: © Borys Shevchuk - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herzinfarkt , Schlaganfall , Bluthochdruck , Cholesterin

Weitere Nachrichten zum Thema Herzinfarkt

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin