Hepatitis: Die Leber leidet stumm
Eine Infektion mit Hepatitis B oder C Viren bleibt lange unentdeckt. „Die Leber leidet stumm“, sagen Mediziner und meinen damit, dass eine Leberentzündung lange Zeit keine oder nur sehr unspezifische Symptome macht. Viele der Erkrankten wissen daher gar nicht, dass sie krank sind. Und von denen, die es wissen, werden viele nicht angemessen behandelt. „Wenn chronische Lebererkrankungen nicht richtig behandelt werden, drohen Leberzirrhose und Leberzellkrebs – Folgen, die vermeidbar wären“, sagt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.
Weil die Virushepatitis eine weit verbreitete, aber unterschätzte Erkrankung ist, spricht die Deutsche Leberstiftung von einer verkannten Epidemie. Nun hat die Selbtshilfeorgnisation gemeinsam mit dem „Aktionsbündnis Hepatitis und Drogengebrauch“ sowie der Deutschen Leberhilfe e.V. einen Aktionsplan für eine nationale Strategie gegen Virushepatitis in Deutschland erarbeitet. Im Kern geht es darin um mehr Aufklärung der Bevölkerung durch staatliche Aufklärungsprogramme. Insbesondere Menschen, die Drogen gebrauchen, Häftlinge und so genannte MSM, Männer, die mit Männern Sex haben, sollten routinemäßig auf Hepatitis Viren untersucht werden, fordert der Aktionsplan. Außerdem sollte allen Patienten mit Virusinfektionen der Leber in Deutschland Zugang zu einer leitliniengerechten Therapie ermöglicht werden. „Leider werden erhöhte Leberwerte bei Routineuntersuchungen häufig ignoriert“, beklagt die Leberstiftung.
Erhöhte Leberwerte werden häufig ignoriert
„Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für einen solchen Plan“, sagt Prof. Dr. Heiner Wedemeyer, Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover und wissenschaftlicher Koordinator der Deutschen Leberstiftung „Für die Hepatitis B stehen derzeit bereits effektive Medikamente nahezu ohne Nebenwirkungen bereit und die Hepatitis C wird schon bald noch besser zu behandeln sein als es momentan der Fall ist. Wir haben jetzt die historische Chance, die Hepatitis-Virusinfektionen in Deutschland dramatisch einzudämmen, wenn nicht sogar zu eliminieren“.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind Hepatitis B Erkrankungen in Deutschland rückläufig. Allerdings kann das RKI nur die gemeldeten Erkrankungen erfassen. 2012 wurden dem Institut 679 Fälle mit eindeutigem Krankheitsbild gemeldet. Das seien 16 Prozent weniger als im Vorjahr und die wenigsten Meldungen dieser Leberentzündung seit Beginn der Erfassung 2001, berichtet das Robert Koch-Institut im aktuellen Epidemiologischen Bulletin. Den verbesserten Impfschutz sehen die Experten als Hauptursache für den starken Rückgang. Seit 1995 empfiehlt die Ständige Impfkommission am (RKI) eine Schutzimpfung für Säuglinge gegen Hepatitis B.
Hepatitis C bald besser behandelbar
Gegen Hepatitis C ist hingegen bislang kein Impfstoff verfügbar. Hoffnung machen indes neue Medikamente zur Behandlung einer chronischen Hepatitis C Infektion. „Die Wirksamkeit und Zahl neuer Medikamente gegen Hepatitis C, die aktuell auf den Markt kamen oder sich in der letzten Erprobungsphase III befinden, sind ein großer Lichtblick“, sagte Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), im Blick auf den Welt-Hepatitis-Tag. „Während die Erkrankung 1990 noch eine Heilungsrate von nur ein Prozent betrug, können heute etwa 75 Prozent, also drei von vier Hepatitis-C-Patienten dauerhaft von dem Virus befreit werden.
Für die kommenden vier Jahre halten der vfa und die Pharma-Forscher dank neuartiger Substanzen und Kombinationen eine weitere Steigerung der Heilungsrate auf bis zu 90 Prozent für möglich. „Dies geschah und geschieht in mehreren kleinen Schritten und durch das Zusammenspiel mehrerer Medikamente - ähnlich wie bei HIV", erläutert Birgit Fischer.
Auch Heiner Wedemeyer ist optimistisch, dass sich die Therapie von chronische Hepatitis C Infektionen weiter verbessern lässt: Gegen Hepatitis C würden voraussichtlich 2014 und 2015 neue, nebenwirkungsfreie Wirkstoffe zugelassen. „Damit sind wir in der Lage, eine chronische Erkrankung zu heilen." So etwas sei in der Medizin nahezu einmalig.
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