Hepatitis C: Impfstoffentwicklung rückt etwas näher
Weltweit sind über 185 Millionen Menschen mit Hepatitis C Viren infiziert, in Deutschland sind es mehrere Hunderttausend. Der Erreger wird vor allem über das Blut übertragen. Infektionen mit Hepatitis C Viren können schwere Leberschädigungen verursachen und unbehandelt zum Tode führen. Bislang gibt es zwar Therapien, aber keine Möglichkeit, sich durch eine Impfung vor einer Hepatitis C Infektion zu schützen. Die Entwicklung eines Impfstoffes scheiterte nach Angaben von Virologen des Universitätsklinikums Bonn bislang vor allem daran, dass kein einziges Labortier mit Hepatitis C zu infizieren war. Auch der Ursprung des Erregers war bislang völlig unklar.
Jetzt haben die Forscher Licht ins Dunkel gebracht. In einer aufwändigen evolutionsbiologischen Studie hat ein internationales Forscherteam unter Federführung des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Bonn die mögliche Herkunft der Erreger in Nagetieren und Fledermäusen ausgemacht. Mit diesem Befund ergeben sich neue Ansätze für die Entwicklung eines Tiermodells, das dringend zur Entwicklung eines Impfstoffs gebraucht werde, teilen die Forscher mit.
Virusfamilie hat sich im Lauf der Evolution in Kleinsäugern entwickelt
Für ihre Studie nahmen die Forscher Proben von insgesamt 4.770 Nagetieren und 2.939 Fledermäusen. Außerdem wurden 210 Pferde sowie 858 Katzen und Hunde getestet. Derart umfangreiche Untersuchungen wurden bis dato noch nie gemacht, um den Erregern auf die Spur zu kommen. Doch der Aufwand hat sich offenbar gelohnt: In den Nagetieren stießen die Forscher auf zahlreiche Varianten an Hepatitis C verwandten Viren. In den Fledermäusen fanden die Virologen Antikörper gegen den Erreger. „Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass sich diese Virusfamilie im Lauf der Evolution in Kleinsäugern entwickelt hat und dann möglicherwiese auf den Menschen oder andere Tiere übergesprungen ist“, fasst Dr. Jan Felix Drexler vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn die Resultate zusammen. Bei Hunden und Katzen wurden keine Viren gefunden, wohl aber bei den untersuchten Pferden. Allerdings sei nicht davon auszugehen, dass diese Viren eine direkte Gefahr für den Menschen darstellten, meinen die Experten.
Hepatitis C: Grundlagen für Impfstudien gegen den Virus gelegt
Nach Ansicht des Direktors des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, Prof. Dr. Christian Drosten, geben die Befunde den entscheidenden Hinweis, wie man möglicherweise zu einem Tiermodell für die Infektion kommen und daran Impfstudien durchführen könnte. „Die Nagetiere, in denen wir das Virus gefunden haben, lassen sich gut im Labor halten“, sagt Prof. Drosten. Zudem verursachen die Viren in Nagetieren ebenfalls eine Infektion der Leber, ähnlich wie das Hepatitis C Virus beim Menschen. Insbesondere Rötelmäuse, in denen besonders viele Hepatitis C verwandte Viren gefunden wurden, seien schon in vielen Laboren vorhanden. Die Forscher sehen nun die Chance, mit ihren Ergebnissen die Grundlage für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Hepatitis C geschaffen zu haben.
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