
Die Pille zum Abnehmen ist noch nicht erfunden – Foto: ©Gina Sanders - stock.adobe.com
Mittlerweile sind in Deutschland fast 60 Prozent der Männer und fast 40 Prozent der Frauen übergewichtig. Kilos zuzulegen ist einfach - wer mehr Energie aufnimmt, als er verbraucht, nimmt zu. Da ist die Vorstellung verlockend, durch den Kauf von Kapseln, Tabletten oder Sticks den unliebsamen Pfunden zuleibe zu rücken.
Das Verbrauchermagazin Ökotest hat sich im Heft 1/18 mit Schlankheitsmitteln beschäftigt. Sie versprechen, Fett zu verbrennen, Nahrungsfette zu binden oder das Sättigungsgefühl zu verstärken. Doch helfen sie wirklich beim Abnehmen. Und sind sie gesundheitlich unbedenklich?
Helfen Schlankheitsmittel beim Abnehmen?
In der Vergangenheit war das nicht der Fall. Zwar dämpften die heute nicht mehr für diese Indikation zugelassenenen Wirkstoffe den Appetit. „Die Nebenwirkungen waren aber bei allen so stark, dass die Einnahme als ‚nicht sicher’ eingestuft werden musste“, sagt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Uni Frankfurt. So führten sie teils zu Herz-Problemen oder psychischen Erkrankungen.
Welche aktuell ohne Rezept erhältlichen Schlankheitsmittel helfen beim Abnehmen? Um diese Frage zu beantworten, hat Ökotest 21 Präparate aus Apotheken, Drogerien, Discountern und Supermärkten im Labor untersuchen lassen. Schubert-Zsilavecz, Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker, beurteilte die Wirksamkeit und den Nutzen der Produkte.
Nur ein Wirkstoff erhielt ein "befriedigend"
Letzlich erhielt keines der Schlankheitsmittel eine Empfehlung. Für die Produkte ließ sich ein langfristiger Effekt nicht belegen. Sie schnitten mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ab. Es gab nur eine Ausnahme: Der Wirkstoff Orlistat erhielt ein „befriedigend“.
Orlistat hemmt die Spaltung der Fette im Dünndarm, sodass der Körper weniger Fett und Kalorien aufnimmt. Doch auch hier gilt: Nur im Rahmen einer Diät, mit mehr Bewegung und einer Änderung des Lebensstils, ist der Erfolg dauerhaft. Orlistat-Ratipharm 60 mg Hartkapseln ist ein Medikament und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, heißt es weiter bei Ökotest. Nebenwirkungen wie Blähungen, Durchfall oder öliger Stuhlgang träten vor allem bei zu fetthaltiger Ernährung auf.
Nahrungsfette binden: Funktioniert das?
Auf dem Prinzip „Nahrungsfette binden“ setzen acht Produkte aus dem Test. Bei Ballaststoffkomplexen etwa aus dem Feigenkaktus fehle dafür nach Auffassung des Gutachters die wissenschafliche Grundlage. Die Wirkung von Polyglucosaminen aus Krebstierpanzern sei zwar besser untersucht, aber auch diese hätten keinen Langzeiteffekt. Am Anfang ist der Abnehm-Effekt meist am größten. Entscheidend ist aber, inwieweit die Präparate auf die Stabilisierung des Gewichts wirken.
Ballaststoffe sollen satter machen
Eine „Verstärkung des Sättigungsgefühls“ ist das Ziel von Produkten mit Ballaststoffen aus der asiatischen Konjakwurzel, die im Magen aufquellen. Selbst wenn man acht Wochen lang jeden Tag bis zu neun Kapseln schlucke und etwas Gewicht verliere, sei der „Lerneffekt gleich Null und die Kilos sofort wieder darauf“, urteilte der Pharmazeut.
Mit Pflanzenextrakten Fett verbrennen
Mit Extrakten aus Zitrusfrüchten und der Guaranapflanzen „Fett zu verbrennen“ versprechen fünf Produkte. Haltbare wissenschaftliche Belege für diesen Effekt gibt es nicht. Letztlich führt nur die Änderung des Lebensstils und eine langfristig kalorienarme Ernährung zu einer dauerhaften Gewichtsabnahme. Ganz und gar rät der Experte von dubiosen Schlankheitsmitteln aus dem Internet ab. Nicht selten seien darin illegale Substanzen enthalten.
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