
Studie: Probiotika können die Wirkung von Antidepressiva unterstützen und Depressionen mildern – Foto: © Adobe Stock/ Jeerasak
Gehirn und Darm sind über die sogenannte Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse miteinander verbunden. Darum spricht viel dafür, dass es einen Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und Depressionen gibt. So können Darmbakterien unter anderem über Stoffwechselprodukte das Nervensystem beeinflussen. Studien zeigen, dass Patienten mit einer Depression überdurchschnittlich häufig an Darm- und Verdauungsproblemen leiden. Hinweise gibt es außerdem aus Tierexperimenten: Pflanzt man Mäusen, die steril – also ohne Darmflora – aufgezogen wurden, die Darmflora von depressiven Personen ein, entwickeln die Tiere ebenfalls ein depressions-ähnliches Verhalten. Sie sind beispielsweise energieloser und zeigen weniger Interesse an der Umgebung als ihre Artgenossen.
Probiotika scheinen Antidepressiva zu unterstützen
Ausgehend von der Annahme, dass die Zusammensetzung der Darmflora eine wichtige Rolle für die depressive Symptomatik spielt, haben Wissenschaftler der Universität Basel nun depressive Personen mit Probiotika behandelt. Probiotika enthalten gute Darmbakterien und sollen das Darmmikrobiom verbessern.
Alle Studienteilnehmer waren zur stationären Behandlung in psychiatrischen Kliniken und erhielten zusätzlich zu Antidepressiva während 31 Tagen ein Probiotikum (21 Personen) oder ein Placebo (26 Personen). Die Studie war verblindet, das heißt, weder die Patienten noch das medizinische Personal wusste wer welches Präparat bekam. Direkt vor der Behandlung, am Ende der 31 Tage sowie noch einmal vier Wochen später unterzogen die Forschenden die Teilnehmer einer Reihe von Tests.
Mehr gesundheitsfördernde Bakterien im Darm
Die Auswertung ergab, dass sich der depressive Zustand bei allen Studienteilnehmern besserte. Jedoch war der Erfolg in der Probiotika-Gruppe deutlich ausgeprägter. Stuhluntersuchungen zeigten: Probanden, die Probiotika eingenommen hatten, wiesen mehr Milchsäurebakterien in der Darmflora auf. Laut der Erstautorin Anna-Chiara Schaub ging dieser Effekt mit der Abnahme der depressiven Symptomatik einher. Jedoch nahm der Anteil dieser gesundheitsfördernden Darmbakterien im Laufe der folgenden vier Wochen wieder ab. “Womöglich sind vier Wochen Behandlung nicht lang genug und die neue Zusammensetzung der Darmflora stabilisiert sich erst nach einem längeren Zeitraum», erklärt die Wissenschaftlerin.
Hirnaktivität normalisierte sich
Die Probiotika-Einnahme veränderte außerdem die Hirnaktivität, wie die Forschenden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) herausfanden. „Bei Patientinnen und Patienten mit Depressionen verhalten sich bestimmte Hirnregionen für emotionale Verarbeitung anders als bei psychisch Gesunden“, berichtet Schaub. „Nach der vierwöchigen Probiotika-Einnahme normalisierte sich diese Hirnaktivität bei den Teilnehmenden, in der Placebo-Gruppe jedoch nicht.“
Fazit der Studie: Probiotika können die Wirkung von Antidepressiva unterstützen und Depressionen mildern. Allerdings sind sie den Forschern zufolge für eine alleinige Therapie gegen eine Depression ungeeignet.