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Hautkrebsvorsorge hat während Corona-Pandemie dramatisch abgenommen

Dienstag, 6. April 2021 – Autor:
Hautärzte verzeichneten im Corona-Jahr 2020 einen deutlichen Rückgang des Hautkrebs-Screenings. Das hat Folgen: Hauttumore wie das gefährliche Melanom werden nun später entdeckt, wodurch sich die Prognose der Patienten erheblich verschlechtert.
Wegen Corona haben viele Menschen die Hautkrebsvorsorge schleifen lassen. Das rächt sich nun

Wegen Corona haben viele Menschen die Hautkrebsvorsorge schleifen lassen. Das rächt sich nun – Foto: © Adobe Stock/Prostock-studio Gordana Sermek

Aus Angst vor einer Ansteckung sind im vergangenen Jahr viele Menschen nicht mehr zum Arzt gegangen. Auch die Krebsvorsorge wurde vernachlässigt. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) hat nun eine Bilanz gezogen, die während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang des Hautkrebs-Screenings belegt. Danach sank die Diagnose von Hauttumoren im März 2020 um 25,6 Prozent und im April 2020 sogar um 42,9 Prozent in dermatologischen Praxen. In Hausarztpraxen betrug der Rückgang 19,6 bzw. 29,3 Prozent. Bei keiner anderen Krebsvorsorgeuntersuchung gab es derart hohe Einbrüche.

Weniger Hautkrebsdiagnosen

„Patientinnen und Patienten mit Hautveränderungen haben in der Zeit des ersten Lockdowns die Praxen und Kliniken gemieden und dadurch die Anzahl der Hautkrebsdiagnosen gedrückt“, sagt Professor Dr. med. Alexander Enk, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg.

Freilich bedeutet dieser Rückgang nicht, dass es nun weniger Hautkrebsfälle gegeben hat. Vielmehr wurde die Diagnose nur aufgeschoben - und das hat Folgen. Hauttumore wie das gefährliche Melanom (schwarzer Hautkrebs) werden nun oft viel zu spät entdeckt.

Melanome werden jetzt erst in späterem Stadium entdeckt

So hat eine Forschergruppe aus Italien zeigen können, dass nun größere Melanome diagnostiziert werden. Während vor dem Lockdown die durchschnittliche Tumordicke 0,88 mm betrug, sank sie unter dem Lockdown auf 0,66 mm ab und stieg nach dem Lockdown auf 1,96 mm an. „Diese Melanomzahlen zeigen eindrücklich, dass Patientinnen und Patienten unter dem Lockdown nur seltener den Hautarzt mit der Verdachtsdiagnose Hautkrebs aufsuchten. Zugleich wird deutlich, dass dieses ‚Warteverhalten‘ zu einem Anstieg der Tumordicken direkt nach dem Lockdown führte“, erklärt Enk. „Die Konsequenz daraus ist, dass sich die Prognose der Erkrankten erheblich verschlechtert.“ Melanome streuen schnell – das macht den schwarzen Hautkrebs so gefährlich.

Die Daten des pathologischen Referenzzentrums in Rom zeigen außerdem, dass die Melanom-Inzidenzzahlen in den zwei Monaten vor dem Lockdown von 158 Melanomen auf 34 Melanome in der Zeit des ersten Lockdowns abfielen. Auch danach erholten sich die Inzidenzzahlen nur leicht, nämlich auf 45 in den folgenden zwei Monaten. Die Ergebnisse wurden im “Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology” publiziert.

Appell an die Bevölkerung: Hautveränderungen checken lassen

Auch 2021 zeigte sich ein deutlicher Abfall der diagnostizierten Non-Melanoma-Skin-Cancer-Fälle, während das maligne Melanom praktisch in der gesamten Zeit überhaupt nicht diagnostiziert wurde, wie eine Umfrage der International Dermoscopy Society (IDS) unter Dermatologen ergab.

„Als Fachgesellschaft appellieren wir eindringlich an die Bevölkerung, bei Hautveränderungen nicht zu warten, sondern sich umgehend untersuchen zu lassen. Hautkrebs-Früherkennungsuntersuchung, aber auch Nachsorge sollten unbedingt wahrgenommen werden“, sagt Professor Dr. med. Peter Elsner, DDG-Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena. Das Ansteckungsrisiko in Arztpraxen sei seit dem ersten Lockdown stark gesunken, da es jetzt Hygienekonzepte, medizinische Masken und immer mehre Geimpfte gäbe, so der Heidelberger Dermatologe. „Das macht den Arzttermin mit geringem Ansteckungsrisiko möglich.“

Hauptkategorien: Corona , Medizin
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