
Risikofaktor Nr. 1 bei Hautkrebs ist die UV-Strahlung – Foto: ©Gina Sanders - stock.adobe.com
Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung in Deutschland – die Fallzahlen steigen. Von 2009 bis 2015 nahmen der helle Hautkrebs um über 50 Prozent, der schwarze Hautkrebs um über 30 Prozent zu. Diese und andere Fakten haben das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die Universität Bremen und die Techniker Krankenkasse (TK) im Hautkrebsreport 2019 zusammengetragen, der in Berlin vorgestellt wurde.
Bei jeder siebten Hautkrebs-Erkrankung handelt es sich um das gefährliche maligne Melanom, den schwarzen Hautkrebs. Wird er zu spät erkannt, verläuft er oft tödlich. Dennoch nahm 2015 bis 2017 nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte die kostenlose Vorsorge beim Hautarzt oder beim Hausarzt - das Hautkrebsscreening - in Anspruch.
Hautkrebs braucht Jahrzehnte um sich zu entwickeln
UV-Strahlung gilt als der wichtigste Risikofaktor für Hautkrebs. "Meist liegt die Ursache für die Erkrankung Jahrzehnte zurück. 20 bis 30 Jahre braucht Hautkrebs, um sich zu entwickeln“, erklärt Prof. Matthias Augustin, Dermatologe am UKE und Herausgeber des Reports. Mit dem Alter steigt daher das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen, das zeigen die Zahlen der GKV-Versicherten. Von ihnen erkranken durchschnittlich 843 von 100.000 Versicherten im Jahr an schwarzem Hautkrebs. Bei den 20- bis 24-Jährigen sind es nur 41 von 100.000 Versicherten.
Bis zum Alter von 60 Jahren Frauen häufiger erkrankt
Dabei zeigen sich auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. "In der Altersgruppe der 45- bis 54-jährigen Frauen ist ein deutlicher Anstieg an Diagnosen mit schwarzem Hautkrebs zu erkennen. Ursachen könnten eine vermehrte Nutzung von Sonnenbänken und häufiges Sonnenbaden in früheren Jahren sein", erläutert Augustin. Bis zu einem Alter von 60 Jahren erkranken mehr Frauen an einem malignen Melanom als Männer. Danach kehrt sich das Bild um.
Je früher Hautkrebs erkannt wird, umso schonender kann er behandelt werden. "Gerade weil die Früherkennung so wichtig ist, raten wir, die kostenlosen Hautkrebsscreenings regelmäßig wahrzunehmen. Gesetzlich Versicherte haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Untersuchung. Diese nimmt kaum Zeit in Anspruch und ist nicht schmerzhaft", sagt TK-Chef Dr. Jens Baas.
Berliner gehen seltener zur Hautkrebs-Vorsorge
Die TK bietet diese Leistung ab dem 20. Lebensjahr an. Regulär übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für Hautkrebsscreenings ab dem 35. Lebensjahr. Bei der Hautkrebsvorsorge gibt es regionale Auffälligkeiten: In Berlin, Thüringen und Sachsen-Anhalt gehen weniger als 17 Prozent der gesetzlich Versicherten pro Jahr zum Screening.
Hautkrebs wird am häufigsten dokumentiert in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (48.000), Bayern (33.000) und Baden-Württemberg (26.000 Fälle). Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl verzeichnen Hessen (21.500), Niedersachsen (23.000) und Thüringen (6.000) die meisten Erkrankten.
Hautkrebs: Mehr Fälle in Deutschland
"Mögliche Erklärungsansätze können Unterschiede im sozioökonomischen Status sein, die Dichte niedergelassener Dermatologen und die unterschiedliche Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen", sagt Professor Augustin.
Dass es mehr Hautkrebs-Fälle in Deutschland gibt könnte auch auf das geänderte Freizeitverhalten zurückzuführen sein. Der Anstieg an Reisen in Sonnen-Regionen und die Zunahme an Outdoor-Aktivitäten sieht der Experte als einen möglichen Grund für die hohen Diagnosezahlen von schwarzem Hautkrebs an.
Immuntherapie des schwarzen Hautkrebs ist wirkungsvoll
Die medikamentöse Therapie von schwarzem Hautkrebs basiert zunehmend auf modernen Immuntherapeutika, die dem Körper dabei helfen, Tumore selber zu bekämpfen. Die Behandlung mit den so genannten Checkpoint-Inhibitoren ist deutlich wirkungsvoller und verträglicher als die Chemotherapie.
"Neue Daten aus Zulassungsstudien konnten zeigen, dass über 30 Prozent der Patienten mit metastasiertem Melanom inzwischen mehr als fünf Jahre überleben. Das ist deutlich länger als bei einigen Chemotherapien", erläutert Prof. Gerd Glaeske, Arzneimittelexperte der Universität Bremen. Das zeigen auch TK-Patientendaten: Nach vier Jahren leben noch 35 Prozent der Patienten, die eine solche Therapie erhielten.
Sonnenbrand von heute ist Hautkrebs von morgen
Trotz möglichen erblichen Veranlagungen ist Hautkrebs vor allem eine verhaltensbedingte Erkrankung. Die Vermeidung übermäßiger UV-Strahlung sowie effektiver Schutz durch Kleidung und Sonnencremes können das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich verringern.
"Jeder Sonnenbrand ist einer zu viel. Langfristige UV-Belastungen schaden der Haut nachhaltig", sagt Professor Glaeske. Der Experte rät daher zu konsequentem Sonnenschutz, insbesondere bei Kindern. "Der Sonnenbrand von heute ist der Hautkrebs von morgen", unterstreicht Glaeske.
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