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Hauptstadtkongress 2012: Wachstumsbranche mit Hindernissen

Donnerstag, 14. Juni 2012 – Autor:
Seit gestern läuft der Hauptstadtkongress 2012 in Berlin. Schon die Eröffnungsveranstaltung mit Gesundheitsminister Daniel Bahr machte deutlich, dass die Gesundheitsbranche eine Wachstumsbranche ist, aber auch viele Handicaps hat.
Daniel Bahr: Nutzenbewertung muss sein

Daniel Bahr: Nutzenbewertung muss sein

Mit fünf Millionen Beschäftigten, 260 Milliarden Euro Umsatz und elf Prozent Anteil an der Wirtschaftsleistung ist die Gesundheitswirtschaft die stärkste Branche Deutschlands. Wo Potenziale, aber auch Hemmnisse liegen, darüber beraten seit gestern die führenden Köpfe aus Gesundheitspolitik, Kliniken, Ärztevertretungen, Pflege und Kassen auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin.

An den drei Kongresstagen vom 13. bis 16. Juni 2012 werden mehr als 8.000 Teilnehmer und über 600 Referenten erwartet.

Nutzenbewertung:Faire Erstattungspreise oder stagnierender Markt?

Eines der Topthemen ist die Nutzenbewertung medizinischer Leistungen, insbesondere von Arzneimitteln. "Mit der frühen Nutzenbewertung und den folgenden Preisverhandlungen haben wir Neuland betreten", erklärte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr beim Gesundheitswirtschaftsgipfel*, mit Blick auf das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG). Ziel des AMNOG ist, die steigenden Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen einzudämmen.

Das Gesetz trifft die forschenden Pharmafirmen derzeit besonders hart. Durch die frühe Nutzenbewertung und der daraus folgenden Erstattungspreise sehen sie das Wachstumspotenzial auf dem deutschen Markt erheblich gefährdet. Hanspeter Spek von Sanofi sprach auf dem Hauptstadtkongress seine Befürchtung aus, dass die in Deutschland ausgehandelten Erstattungspreise auch Signalpreise für das Ausland sein könnten, denn Deutschland sei international Referenzmarkt.

"Sanofi benötigt wie alle forschenden Pharmaunternehmen ein planbares Umfeld für Investitionen und eine angemessene Gegenleistung für die Erforschung und Entwicklung von Innovationen der Gesundheitsindustrie", sagte Hanspeter Spek. Nach Speks Angaben steckt Sanofi 700 Millionen Euro in die Forschung, am Standort Frankfurt produziert das Unternehmen Arzneimittel im Wert von 3,7 Milliarden Euro. 87 Prozent davon gingen in den Export, nur 13 Prozent in den deutschen Markt. Offen liess er wie wichtig Deutschland für Sanofi bleibt, wenn die Preissignale aus diesem Markt weiter nach unten gehen. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr machte unterdessen unmissverständlich klar: An den Grundsätzen des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes werde nicht gerüttelt.

Frank Ulrich Montgomery wirbt für sachliche Diskussion

Das Konfliktpotenzial um Erstattungspreise von Arzneimitteln, ist aber nur ein Bruchteil dessen, was die Branche derzeit umtreibt: Die Elektronische Gesundheitskarte, der Fachkräftemangel in der Pflege, die Delegation ärztlicher Leistungen und Korruptionsvorwürfe gegen Kliniken und Ärzte sorgen für zum Teil aufgeheizte Stimmung. Nicht ohne Hintergedanken stellte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) Dr. Frank Ulrich in seinen Grussworten die Diskussionskultur im Gesundheitswesen in den Mittelpunkt. Der Hauptstadtkongress schaffe über alle Berufs- und Standesgrenzen hinweg einen ruhigen und sachlichen Dialog, so Frank Ulrich Montgomery.

*Beim Gesundheitswirtschaftsgipfel am 13. Juni 2012 waren dabei: Roland Koch, Bilfinger Berger, René Obermann, Deutsche Telekom, Hanspeter Spek, Sanofi, sowie Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. 

Foto: Schmidt/Wiso

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