Hat Weihrauch eine heilende Wirkung?
Weihrauch, das Harz des Weihrauchbaumes, ist vielen Menschen vor allem aus kirchlichen Zusammenhängen bekannt. In der Weihnachtsgeschichte sind es die Drei Weisen aus dem Morgenland, die dem Jesuskind neben Gold und Myrrhe auch Weihrauch als Geschenk darbrachten. Offenbar war man sich also schon früh der besonderen Bedeutung des Harzes bewusst. In jüngerer Zeit erhält Weihrauch immer mehr Bedeutung im gesundheitlichen Bereich, denn das aus dem Stamm des Weihrauchbaumes gewonnen Harz enthält entzündungshemmende Substanzen, denen eine Wirksamkeit gegen verschiedene Erkrankungen nachgesagt wird.
Dennoch sucht man Medikamente mit Weihrauch in deutschen Apotheken bislang vergebens. Der Grund: Bisher reichten die klinischen Studien für eine Zulassung in Deutschland nicht aus. Zudem muss noch genauer untersucht werden, welche Art von Weihrauch und welche Dosierungen zu empfehlen sind. Bisher werden hierzulande daher nur homöopathische Zubereitungen verkauft.
Weihrauch enthält entzündungshemmende Substanzen
Mittlerweile zeigen jedoch immer mehr Untersuchungen, wie wertvoll Weihrauch auch in der modernen Medizin sein kann. So kann Weihrauch bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Asthma helfen. Eine kleine Studie am Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple-Sklerose-Forschung in Hamburg konnte sogar zeigen, dass Weihrauchextrakt die Schubrate bei Patienten mit Multipler Sklerose senkt.
Verantwortlich für diese Wirkung sollen die Boswelliasäuren im Weihrauch sein. Forscher um Professor Oliver Werz vom Lehrstuhl für pharmazeutische und medizinische Chemie der Universität Jena stellten fest: „Boswelliasäuren spielen mit verschiedenen Eiweißen zusammen, die an entzündlichen Reaktionen beteiligt sind, insbesondere jedoch mit einem Enzym, das für die Synthese von Prostaglandin E2 verantwortlich ist.“ Prostaglandin E2 gehört zu den Vermittlern der Immunantwort und spielt unter anderem im Entzündungsprozess, bei der Entstehung von Fieber und Schmerzen eine entscheidende Rolle. Die Wirksubstanzen von Weihrauch hemmen dieses Enzym und verringern so die Entzündungsreaktion.
Wirkt Weihrauch gegen Krebs?
Studien in Indien konnten die Wirksamkeit von Weihrauch-Extrakten auch bei der entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa belegen. Diese Ergebnisse wurden von einer Studie an der Morbus Crohn-Ambulanz in Mannheim bei Patienten, die unter der entzündlichen Darmerkrankung litten, bestätigt.
Wissenschaftler vom Institut für Krebsforschung und Molekularmedizin der Universität Leicester haben nun sogar Hinweise für eine Wirkung von Weihrauch bei Krebserkrankungen gefunden. Ihren Angaben zufolge enthält der Extrakt die Acetyl-11-keto-β-Boswelliasäure (AKBA), welche potenziell Krebszellen töten und deshalb bei der Behandlung von Brust-, Prostata-, Eierstock- und Darmkrebs eingesetzt werden könnte. Besonders interessant sei, so die Forscher, die Entdeckung, dass die Weihrauch-Verbindung sogar gegen solche Krebszellen wirkt, die gegen eine Chemotherapie resistent waren.
Viele Fragen ungeklärt
Das klinisch am besten untersuchte Weihrauchpräparat H15 ist bisher nur auf ärztliche Verschreibung hin aus Indien zu beziehen, wo es zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen erhältlich ist. Auch ein Apotheker kann auf ärztliche Verordnung eine Weihrauchrezeptur herstellen. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass es sich bei dem dabei verwendeten Olibanum-Harz um afrikanischen Weihrauch handelt, H15 jedoch indischen Weihrauch beinhaltet, der eine andere Zusammensetzung aufweist. Und da auch über mögliche Wecheselwirkungen bisher wenig bekannt ist, ist beim gezielten Einsatz von Weihrauch gegen Krankheiten und der Dosierung nach wie vor Vorsicht geboten.
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