Harnsäure senken: Was die neue Gicht-Leitlinie empfiehlt
Die Gicht ist die häufigste Form der Gelenkentzündung in Deutschland. Bis zu 2 Prozent der Bevölkerung leiden daran, Männer häufiger als Frauen, ältere häufiger als junge Menschen. Doch die Versorgung der Betroffenen erfolgt oft nicht konsequent genug, um Schäden an Gelenken und inneren Organen zu vermeiden. Die S2e-Leitlinie „Gichtarthritis“ will Diagnose und Therapie verbessern.
Der akute Gichtanfall wird durch im Gelenk abgelagerte Harnsäurekristalle verursacht, auf die das Immunsystem mit einer Entzündung reagiert. Das erklärt Dr. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet, die die Leitlinie koordinierte.
Alkohol, Fruktose und Fleisch erhöhen Harnsäure-Spiegel
Ursache für eine Gicht ist meistens ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blutserum (Hyperurikämie). Der ist durch eine unzureichende Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren bei erhöhter Purinzufuhr über die Nahrung bedingt. Seltener ist eine endogene Überproduktion von Harnsäure die Ursache.
Harnsäure ist das Endprodukt des menschlichen Purin-Stoffwechsels. Purine werden über die Nahrung vor allem mit Alkohol und gesüßten Softgetränken, Fleisch und Meeresfrüchten aufgenommen. Aber auch bestimmte Medikamente erhöhen den Harnsäurespiegel. Dazu zählen Diuretika und niedrig dosiertes ASS.
Schmerz und Schwellung mit NSAR behandeln
Die Gicht ist gut mit Medikamenten und entsprechender Diät zu behandeln und heilbar, wenn eine ausreichende Harnsäuresenkung gelingt. Schmerz und Schwellung werden mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), Colchicin oder Glukokortikoiden behandelt . Als Alternative für Patienten, die diese Wirkstoffe nicht vertragen oder bei denen sie nicht gegeben werden dürfen, gibt es Interleukin-1β-Antikörper wie Canakinumab.
Harnsäure senken: Was die neue Gicht-Leitlinie empfiehlt
Der erhöhte Harnsäure-Wert wird mit Urostatika gesenkt, die langfristig eingenommen werden müssen. Dazu zählen Xanthinoxidase-Hemmer wie Allopurinol oder Febuxostat. Schlagen die Urostatika nicht oder nur ungenügend an, können ergänzend Urikosurika wie Lesinurad zum Einsatz kommen.
Bei der Gicht können sich Harnsäurekristalle nicht nur in den Gelenken, sondern auch in inneren Organen ablagern. Daher ist sie häufig mit Begleiterkrankungen verbunden wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Niereninsuffizienz, Diabetes und Fettstoffwechsel-Erkrankungen.
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