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Handy und Hirntumor: Studienlage zeigt kein erhöhtes Risiko

Mittwoch, 1. Juni 2022 – Autor:
Dass Handystrahlen Gesundheitsrisiken bergen, wird immer wieder diskutiert. Besonders groß ist die Sorge vor Hirntumoren. Die Studienlage zeigt jedoch kein erhöhtes Hirntumorrisiko. Auch eine aktuelle Auswertung der „UK Million Women Study“ gibt Entwarnung.
Kein Hirntumorrisiko durch Handystrahlung, sagt die „UK Million Women Study“

Kein Hirntumorrisiko durch Handystrahlung, sagt die „UK Million Women Study“ – Foto: © pixabay

Ohne elektromagnetische Felder könnten wir weder Fernsehen noch Radio hören noch kabellos telefonieren. Das Problem bei Handys ist, dass sie sich in der Regel direkt am Kopf befinden. Seit Jahrzehnten wird darum über die gesundheitlichen Folgen der Handystrahlen („radiofrequency electromagnetic fields“/RF-EMF) diskutiert. Vor allem die Sorge vor Hirntumoren ist groß. Inzwischen haben viele Studien den Zusammenhang zwischen Handynutzung und Hirntumoren untersucht. Nach der aktuellen Studienlage erhöht eine normale Nutzung von Mobiltelefonen das Hirntumorrisiko nicht.

Daten von über 750.000 Frauen ausgewertet

Nun gibt auch eine aktuelle Auswertung der „UK Million Women Study“ Entwarnung. Dabei handelt es sich um ein Update der 1996 in England und Schottland begonnen Studie. Einbezogen wurden die Daten von 776.156 Frauen, die seit dem Jahr 2001 auch Angaben zur Nutzung von Mobiltelefonen umfassten.

Das Ergebnis: Handynutzerinnen erkrankten nicht öfter an einem Hirntumor als Frauen, die keine Handys nutzten. Das adjustierte relative Risiko bei Handy-Nutzung („ever“) versus keine Handynutzung („never“) betrug für alle Arten von Hirntumoren 0,97; für Gliome 0,89 und für Meningeome, Hypophysentumoren und Akustikusneurinome jeweils 1,0. Auch die Dauer des Telefonierens - eine oder 20 Minuten - spielt keine Rolle.

Es besteht kein erhöhtes Hirntumorrisiko

„Auch wenn in dieser Studie ausschließlich Daten zu Frauen erhoben wurden, unterstützen die Ergebnisse die zunehmende Evidenz, dass eine Mobiltelefon-Nutzung unter den üblichen Bedingungen Risiko und Inzidenz für Hirntumoren nicht erhöht“, kommentiert Prof. Hans-Christoph Diener, der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Zudem bemerkt der Experte, dass die Strahlungsemission mit immer neueren Handy-Generationen deutlich abgenommen habe, so dass man heute bei exzessiver Nutzung wahrscheinlich der gleichen Menge an RF-EMF-Exposition ausgesetzt sei wie bei moderater Nutzung von Mobiltelefonen der ersten Generation. „Eine weitere seit über zehn Jahren laufende internationale prospektive Kohortenstudie zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Mobilfunk-Nutzung bei beiden Geschlechtern könnte demnächst weitere Erkenntnisse bringen.“

Handy-Strahlen können Gewebe erwärmen

Nach DGN-Angaben reicht die Energie der Handy-Strahlung nicht aus, um die DNA in den Zellkernen direkt zu schädigen und somit Krebs auszulösen. Hohe Dosen von RF-Wellen könnten jedoch Zellen und Gewebe erwärmen; dabei gelte: je niedriger die Frequenz, desto tiefer dringen die Strahlen ein. Innerhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte reiche die Energie von Mobiltelefonen aber nicht aus, um beispielsweise die Körpertemperatur zu erhöhen. Es werde aber diskutiert, dass es auch unterhalb dieser Grenzwerte biologische Nebenwirkungen von Mobiltelefon-Nutzung geben könnte, möglicherweise durch andere Mechanismen als die Wärmeabgabe.

Hauptkategorie: Medizin
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