Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
 

Hamburger Forscher schlagen Meeresspiegel-Anstieg als neues Klimaziel vor

Samstag, 11. Januar 2020 – Autor:
Die globale Erderwärmung gilt beim Klimaschutz momentan als Maß aller Dinge. Doch ist der Anstieg des Meeresspiegels nicht unmittelbar viel bedrohlicher? Ein entsprechender Vorschlag, das Klimaziel zu überdenken, kommt jetzt von der Universität im Hamburg.
Der Anstieg des Meeresspiegels könnte aus Sicht von Hamburger Forschern ein lebensnäheres Klimaziel sein als die Erderwärmung

Unter Wasser: Der Anstieg des Meeresspiegels könnte aus Sicht von Hamburger Forschern ein lebensnäheres Klimaziel sein als die Erderwärmung

Statt eine Obergrenze für den globalen Temperaturanstieg festzulegen, könnte die Staatengemeinschaft auch eine Obergrenze für den Anstieg des Meeresspiegels vereinbaren. Das schlagen Forscher des Exzellenzclusters für Klimaforschung CLICCS der Universität Hamburg vor.  In einer Studie konnten sie gemeinsam mit Forschern des Max-Planck-Instituts für Meteorologie zeigen, dass ein direktes Meeresspiegel-Ziel langfristig wirksamer und kostengünstiger wäre.

Steigender Meeresspiegel bedroht Küstenanreiner

Zur Erinnerung: Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die mittlere Erwärmung auf zwei Grad oder besser noch 1,5 Grad Celsius zur begrenzen. Der Temperaturanstieg hat unzweifelhaft einen Anstieg des Meeresspiegels zur Folge: zum einen weil Gebirgsgletscher und Eisschilde schmelzen und zum anderen dehnt sich das Meerwassers durch die zusätzliche Wärme weiter aus. Küstengebiete, Inseln und die Niederlande sind dadurch in ihrer Existenz bedroht.

Selbst bei sofortigem Stopp aller Treibhausgas-Emissionen würde der Meeresspiegel noch Jahrhunderte weiter steigen, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Science Advances. Entscheidend für den Anstieg des Meeresspiegels sei, zu welchem Zeitpunkt weltweit wieviel Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen werde. „Allgemein gilt, je früher die Emissionen auf null sinken, desto eher verlangsamt sich auch der Meeresspiegel-Anstieg“, so die Forscher.

 

Anstieg von mindestens 80 cm erwartet

Simuliert wurde in der Arbeit das Zwei-Grad-Ziel, das nach den Berechnungen bis zum Jahr 2200 einen Meeresspiegelanstieg von weltweit rund 0,89 Metern bedeuten würde. Diesen Wert definierten die Forscher als neue Obergrenze. Mithilfe von Rechenmodellen ermittelten sie, auf welchem Emissionspfad – also zu welchem Zeitpunkt wieviel Co2 ausgestoßen wird - dieses Ziel erreicht werden kann.

Im Unterschiede zum Temperaturziel erlaubt der berechnete Pfad zunächst höhere Emissionen, aber etwa ab dem Jahr 2100 müssten die Emissionen komplett auf null gedrosselt werden. Damit werde im Jahr 2200 das Meeresspiegel- und das globale Temperaturziel erreicht. „Der neue Pfad ist deutlich nachhaltiger, da er auch noch nach 2200 den Anstieg des Meeresspiegels stärker abbremst“, sagt Chao Li vom Exzellenzcluster für Klimaforschung und Hauptautor der Studie.

Neues Klimaziel wäre ökonomischer und lebensnäher

Laut den Studienautoren ist das Meeresspiegelziel auch kostengünstiger. „Es macht finanziell einen Unterschied, zu welchem Zeitpunkt wie viel CO2 reduziert wird“, sagt Hermann Held, Co-Autor der Studie. „Sich am Meeresspiegel zu orientieren, gäbe der Gesellschaft mehr Zeit für Innovationen und technische Anpassungen. Das ist sinnvoll, wenn der Meeresspiegelanstieg als das drängendste Problem der Erderwärmung betrachtet wird.“

Mit ihrer die Arbeit wollen die Hamburger Forscher nach eigenen Angaben einen Diskurs anregen, ob und wie Klimaziele an die Lebensrealität angepasst werden sollten.

Foto: pixabay

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Klimawandel
 

Weitere Nachrichten zum Thema Klimwandel

 

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
 
Weitere Nachrichten
Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.

Die Zahl der Krankenhaus-Fälle ist 2022 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent gesunken - noch stärker als 2020 (minus 13 Prozent) und 2021 (minus 14 Prozent). Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Der Berliner Corona-Lagebericht informiert weiterhin über die aktuelle Infektionslage in der Stadt und ihren Bezirken. Doch weil sich die Lage geändert hat, hat der Berliner Senat den Bericht nun überarbeitet und den aktuellen Entwicklungen angepasst.
 
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin