Häusliche Gewalt: Fast jeden zweiten Tag wird eine Frau von ihrem Partner getötet

Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen – Foto: ©doidam10 - stock.adobe.com
138.893 Menschen sind im vergangenen Jahr Opfer von häuslicher Gewalt geworden. Das geht aus der Kriminalstatistischen Auswertung zur Partnerschaftsgewalt hervor, die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) vorgestellt hat. Und das sind nur die offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer ist weit höher, wie Sozialverbände betonen. Zu den Delikten gehören nicht nur direkte körperliche Angriffe, sondern auch psychische Gewalt wie Drohungen oder Stalking. Doch nicht selten artet die Gewalt so sehr aus, dass es zu Todesfällen kommt: 147 Frauen sind bundesweit im Jahr 2017 von ihrem aktuellen oder früheren Lebenspartner getötet worden. Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der am 25. November 2018 stattfindet, wird weltweit an Betroffene erinnert und die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam gemacht.
Taten werden häufig nicht angezeigt
Auch Männer können Opfer von häuslicher Gewalt werden, allerdings sind Frauen viermal häufiger betroffen. „Für viele Frauen ist das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort - ein Ort, an dem Angst herrscht“, so Giffey. Besonders häufig gehen Gewalttaten aber auch von Expartnern aus. Hierbei kommt es oft zu psychischer Gewalt wie Stalking, Nötigung und Bedrohungen. Am zweithäufigsten finden die Taten innerhalb der Ehe statt.
Der überwiegende Teil der Gewalttaten wird jedoch gar nicht bekannt. Schätzungen zufolge suchen sich nur etwa 20 Prozent der Betroffenen Hilfe oder erstatten Anzeige. Für Experten ist das nicht überraschend: „Trotz aller Bemühungen hat sich nicht viel geändert“, so Saskia Etzold, Leiterin der Gewaltschutzambulanz der Berliner Charité.
Zu wenig Plätze in Frauenhäusern
Sozialverbände monieren, dass Land und Bund zur Betreuung und Beratung von Opfern häuslicher Gewalt mehr tun müssten als bisher. Nach wie vor sei es ein großes Problem, dass es viel zu wenige Plätze in Frauenhäusern gibt. In Deutschland stehen insgesamt 6000 Plätze in Frauenhäusern zur Verfügung; dort kommen im Jahr etwa 30.000 Frauen unter, zum Teil mit ihren Kindern. „Das reicht nicht“, erklärt Ministerin Giffey. Sie fordert, dass Bund, Länder und Kommunen mehr Geld für den Ausbau solcher Schutzplätze zur Verfügung stellen.
Ein weiteres Problem ist, dass es keine zentrale Vergabestelle für Plätze in Frauenhäusern gibt, so dass sich die Betroffenen erst einmal durch alle Einrichtungen durchtelefonieren müssten - eine zusätzliche Hürde. Auch Frauen mit älteren Söhnen haben häufig Probleme, einen Platz zu finden.
Die Schwierigkeiten in der Bekämpfung häuslicher Gewalt liegen aber auch in der Natur der Sache selbst. Bei diesen sogenannten „soziale Nahtaten“ fällt es Opfern besonders schwer, sich Hilfe zu suchen. Auch ist das Thema für Betroffene oft mit großer Scham behaftet – unnötigerweise, da Gewalt in der Partnerschaft jeden treffen kann.
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