Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Hämochromatose schädigt zuerst die Bauchspeicheldrüse

Dienstag, 12. August 2014 – Autor: gst
Eisen ist wichtig für den Organismus, aber ein Zuviel davon gefährlich. So kann eine Hämochromatose die Organe schädigen und sogar zur Krebs führen. Wissenschaftlern ist es nun erstmals gelungen, den Krankheitsmechanismus einer besonders tückischen Form der Eisenspeicherkrankheit an einem lebenden Organismus nachzuweisen.
Hämochromatose schädigt zuerst die Bauchspeicheldrüse

Die Hämochromatose schädigt viele Organe, die Bauchspeicheldrüse zuerst

Bei der erblichen Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) nimmt der Darm ungebremst Eisen aus der Nahrung auf. Ursache ist eine kleine Veränderung in einem Protein der Dünndarmwand. Da der Körper das nicht benötigte Eisen nicht ausscheiden kann, lagert es sich in Organen wie Leber, Bauchspeicheldrüse und Herz sowie in den Gelenken ab und schädigt deren Funktion. Das wiederum kann zu Herzschwäche, Diabetes, Gelenkerkrankungen bis hin zu Leberkrebs führen. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg und des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL) haben den zugrunde liegenden Krankheitsmechanismus nun erstmals am lebenden Organismus nachweisen können. Dazu züchteten sie Mäuse mit einer Abweichung im genetischen Bauplan für das Eisentransport-Protein Ferroportin, wie sie auch bei Patienten mit einer früh einsetzenden Form der erblichen Stoffwechselerkrankung vorkommt. Bei dieser speziellen Form der Hämochromatose zeigte sich, dass die massive Eisenüberladung am stärksten die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft zieht.

Hämochromatos: Hoffnung, Medikamente entwickeln zu können

„Bei der hier untersuchten Form der Hepcidin-Resistenz treten erste Symptome bereits in der Kindheit auf und die Erkrankung nimmt einen deutlich schweren Verlauf als die später einsetzenden Formen", so Professor Dr. Martina Muckentaler von der Abteilung Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg. Ohne regelmäßige Aderlässe würden Patienten mit dieser Krankheitsform im Alter von 50 bis 60 Jahren sterben. Wie es zu dieser unterschiedlichen Ausprägung kommt, wollen die Wissenschaftler nun anhand des neuen Tiermodells genauer untersuchen. Die genetisch veränderten Mäuse könnten in Zukunft dabei helfen, die entscheidenden molekularen Abläufe bei diesem und ähnlichen Krankheitsbildern weiter aufzuklären und Ansatzpunkte für Medikamente zu finden, schreiben die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Cell Metabolism".

Die einzig wirksame Therapie ist bisher der Aderlass

Nimmt man alle Formen der Eisenspeicherkrankheit zusammen handelt es sich um die häufigste erblichen Stoffwechselerkrankung in Nordeuropa. In Deutschland sollen schätzungsweise 100.000 Menschen von einer Hämochromatose betroffen sein. Bei Männern wird die Erkrankung meist noch vor dem 40. Lebensjahr manifest, bei Frauen oft erst nach den Wechseljahren. Eine Heilung ist bislang nicht möglich, die einzige Therapie ist der Aderlass.

Foto: © abhijith3747 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Leber , Leberkrebs , Herzinsuffizienz , Diabetes

Weitere Nachrichten zum Thema Bauchspeicheldrüse

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin