Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

"Gutes" HDL-Cholesterin doch nicht herzschützend?

Freitag, 29. Juni 2012 – Autor: Anne Volkmann
HDL-Cholesterin gilt im Gegensatz zum LDL-Cholesterin als kardioprotektiv. Doch es vermehren sich die Zweifel an seiner herzschützenden Wirkung.
HDL-Cholesterin doch nicht herzschützend

HDL-Cholesterin doch nicht herzschützend

Ein hoher Wert von HDL-Cholesterin im Blut gilt als positiv im Hinblick auf den Schutz vor Arteriosklerose und damit auch vor Herzkrankheiten. Seit einiger Zeit gibt es jedoch Zweifel an der positiven Wirkung von HDL-Cholesterin. Versuche, mit Medikamenten, die das HDL-Cholesterin im Blut steigern, Herzinfarkte zu verhindern, sind bisher gescheitert. Eine in der Zeitschrift Lancet veröffentlichte Studie einer Forschergruppe um Dr. Sekar Kathiresan vom Massachusetts General Hospital in Boston stellt nun sogar die ganze Theorie in Frage.

Cholesterine (Lipide) werden, um in verschiedene Körperregionen transportiert werden zu können, an bestimmte Eiweisse (Proteine) gebunden. Diese Verbindungen aus Lipiden und Proteinen heissen Lipoproteine. Low-density lipoprotein (LDL) transportiert das Cholesterin zum Gewebe, wo es als Baustein von Membranen benötigt wird, sich aber auch in den Gefässwänden ablagern und Arteriosklerose befördern kann. Ein hoher LDL-Wert gilt daher als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. High-density lipoprotein (HDL) nimmt überschüssiges Cholesterin aus den Körperzellen auf und bringt es zur Leber. Daher gilt HDL-Cholesterin als kardioprotektiv.

Höheres HDL-Cholesterin lässt Herzinfarktrate nicht sinken

Dass die Senkung des sogenannten "schlechten" LDL-Cholesterins auch die Herzinfarktrate reduzieren kann, wurde durch zahlreiche epidemiologische Studien belegt und durch die Statine bestätigt, die mit der Senkung des LDL-Cholesterins auch die Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse verringern konnten. Versuche, umgekehrt mit der gezielten Steigerung des HDL-Cholesterins durch Medikamente ebenfalls die Herzinfarktrate zu reduzieren, scheiterten jedoch bisher. In der Studie von Dr. Kathiresan wurde nun untersucht, ob bestimmte Gene, die das HDL ansteigen lassen, mit einer geringeren Anzahl von Herzinfarkten einhergehen.

Etwa 2,6 Prozent der Bevölkerung sind Träger einer solchen Genvariante. Einem theoretischen Modell zufolge müssten die höheren HDL-Werte bei Menschen dieser Bevölkerungsgruppe das Herzinfarktrisiko um 13 Prozent vermindern. Die Daten von 20 Studien mit mehr als 100.000 Teilnehmern konnten diese Theorie jedoch nicht bestätigten. Die Träger der Genvariante erlitten weder seltener noch häufiger als andere Personen einen Herzinfarkt. Für die Autoren der Studie ist dies ein Beweis dafür, dass der Anstieg des HDL-Cholesterins allein keine kardioprotektive Wirkung hat.

Foto: Shmara/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Cholesterin , Herz , Herzinfarkt , Herz-Kreislauf-System

Weitere Nachrichten zum Thema Herzkrankheiten

Wissenschaftler der Charité konnten zeigen, dass bereits eine einmalige Gabe von speziellen Ribonukleinsäuren, der „small-interfering RNA“ (siRNA), das LDL-Cholesterin von Risikopatienten senken und sie somit vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen kann.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin