Gute Mundpflege schützt vor Schleimhautschäden bei Chemotherapie

Eine gute Mundpflege ist bei einer Chemotherapie besonders wichtig – Foto: Edenwithin - Fotolia
Eine Chemotherapie wirkt besonders auf Zellen, die sich schnell teilen. Dazu gehören nicht nur die Krebszellen, sondern auch Haarzellen, Schleimhautzellen und die Zellen im Knochenmark. Daher sind sie besonders oft von Nebenwirkungen durch die Zytostatika betroffen. So kann es in der Folge einer Chemotherapie unter anderem zu Schleimhautschäden kommen, von denen der gesamte Urogenital- und Gastrointestinaltrakt einschließlich des Mund-Rauchen-Raums betroffen sein kann. Entzündungen des Mund-Rachen-Raums (Mukositis) können dabei für die Patienten besonders schmerzhaft und belastend sein. Nicht selten brechen Patienten die Krebstherapie sogar wegen der unerträglichen Schmerzen durch die Schleimhautläsionen ab. In der neuen S3-Leitlinie „Supportive Therapie bei onkologischen Patienten“ werden Maßnahmen aufgelistet, die positive Effekte bei der Mukositis-Prophylaxe unter Chemotherapie gezeigt haben.
Vermeiden, was die Schleimhäute angreift
Das Ziel der Mundpflegeprotokolle ist die Reduzierung von schädlichen Bakterien im Mund und das Vermeiden von Schmerzen, Blutungen und Infektionen. Die Mundpflege sollte dabei auf drei Säulen basieren: die Pflege durch den Patienten selbst, spezielle Maßnahmen durch einen Zahnarzte sowie eine engmaschige klinische Kontrolle. Wichtig ist es, die Mundschleimhaut feucht zu halten, zum Beispiel durch regelmäßige Mundspülungen mit Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung. Die Zähne sollten mit einer weichen Zahnbürste gepflegt und die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten gereinigt werden. Alkohol- oder zuckerhaltige Lösungen zum Spülen, Tabak, scharfe und heiße Speisen sowie säurehaltige Lebensmittel sollten vermieden werden.
Erhalten die Patienten eine Bolus-5-Fluorouracil-Therapie, hat sich das Lutschen von Eiswürfeln über 30 Minuten als wirksam zur Vorbeugung vor Problemen mit der Mundschleimhaut erwiesen. Keine ausreichenden Belege für einen Nutzen hat hingegen eine Low-Level-Lasertherapie ergeben. Auch Sucralfat soll nach Angaben der Leitlinien-Autoren nicht zur Prophylaxe eingesetzt werden. Sucralfat bildet in saurer Umgebung zwar einen Schutzfilm auf der Mundeschleimhaut, doch Studien konnten keine positiven Effekte auf Häufigkeit und Ausprägung einer oralen Mukositis nachweisen.
Wirkung vieler Maßnahmen sind nicht ausreichend belegt
Für eine Reihe von Hilfsmitteln, die häufig in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen empfohlen werden, konnten die Autoren keinen Nutzen finden. Dazu gehören zum Beispiel Honig, Kamille, Kaugummi, Kefir oder auch Vitamine. Zu GM-CSF (Granulocyte-Macrophage Colony-Stimulating Factor) subkutan oder als Mundspüllösung liegen widersprüchliche Resultate vor, ebenfalls zu Diphenhydramin-Mundspülungen in Kombination mit weiteren Substanzen sowie zu Prostaglandin-E2-Lutschtabletten.
Ist es bereits zu Schleimhautläsionen geben, werden retardierte Opioide wie zum Beispiel transdermales Fentanyl empfohlen. Auch die topische Anwendung von Morphin halten die Experten für möglich, allerdings ohne dies ausdrücklich zu empfehlen. Auch Mundspülungen mit 0,5-prozentigem Doxepin können sinnvoll sein. Bei einer konsequenten Mundpflege können schwere Schleimhautschäden infolge einer Chemotherapie meist vermieden oder zumindest gelindert werden
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