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Gürtelrose: Impfung auf Kassenkosten in Sicht

Dienstag, 19. Februar 2019 – Autor:
Herpesbläschen an der Lippe kennt fast jeder. Eine Gürtelrose ist zig-mal Herpes an Hautpartien am Körper – und kann im schlimmsten Fall jahrelange Schmerzen nach sich ziehen. Die Impfung gegen diese Infektionskrankheit könnte noch in diesem Jahr generell Kassenleistung werden. Die größte deutsche Betriebskrankenkasse BKK VBU übernimmt die Kosten schon jetzt.
nackter Männer-Oberkörper, Feld mit roten Bläschen

Neun von zehn Kindern bekommen Windpocken und sind dann lebenslang gegen diese weltweit verbreitete Infektionskrankheit immun. Bei geschwächtem Immunsystem kann das im Körper schlummernde Virus allerdings bei Erwachsenen eine andere Krankheit auslösen: Gürtelrose. – Foto: Dr. Baumgärtner, 2015.

Als Kind kriegt man Windpocken. Wer die Kinderkrankheit mit den vielen juckenden roten Flecken durchgemacht hat (meist zwischen drittem und zehntem Lebensjahr), ist in der Regel ein Leben lang gegen diese weltweit verbreitete Infektionskrankheit immun. Die Viren bleiben trotzdem schlummernd im Körper. Wenn bei Erwachsenen das Immunsystem einen Moment lang schwach ist – oder bei älteren Menschen schwächer wird –, können die Erreger plötzlich wieder aktiv werden. Dann verursacht derselbe „Varizella-Zoster“-Virus, der die Windpocken auslöst, aber eine andere Krankheit: die sogenannte Gürtelrose. Die Krankheit  mit dem Fachbegriff: Herpes Zoster ist ein schmerzhafter Ausschlag aus flüssigkeitsgefüllten, roten Bläschen. Das Krankheitsfeld ist normalerweise auf Haut einer Körperhälfte begrenzt, es zeigt sich in der Regel gürtelförmig am Rumpf, kann aber auch am Kopf oder am Hals auftreten. Vor allem bei einem Befall im Gesicht können die Schmerzen heftig sein. Im Normalfall heilen die Bläschen innerhalb von ein bis zwei Wochen ab, zusammen mit dem Hautausschlag verschwinden auch die Schmerzen. Es kann aber auch passieren, dass die Schmerzen bleiben – jahrelang sogar. Mögliche aber seltene Komplikationen sind Nerven- oder Gehirnentzündungen.

Gürtelrose: Weniger ansteckend als Windpocken, aber ...

Anders als bei Windpocken wird die Gürtelrose nicht durch Kontakt zu Windpocken- oder Gürtelrose-Patienten ausgelöst, sondern durch ein Wiedererwachen der im Körper verbliebenen Viren, heißt es in Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Gürtelrose ist auch weniger ansteckend. Die Viren werden demnach nicht durch Tröpfchen übertragen, die beim Atmen oder Husten in die Luft ausgeschieden werden. Nur die Flüssigkeit der Gürtelrose-Bläschen ist ansteckend. Daher ist der Hauptübertragungsweg hier die Schmierinfektion, vor allem über Hände. Wer noch keine Windpocken-Erkrankung durchgemacht hat und nicht dagegen geimpft ist, kann sich durch den Kontakt zu Gürtelrose-Bläschen mit dem Varizella-Zoster-Virus anstecken und zunächst an Windpocken erkranken. Von einer Gürtelrose-Erkrankung der Mutter geht – anders als bei Windpocken – keine Gefahr für das ungeborene Kind aus.

Jeder fünfte Erwachsene bekommt Gürtelrose

Erfolgreich behandelt werden kann Gürtelrose mit antiviralen Medikamenten, beispielsweise mit Zovirax in Tablettenform, bekannt als Salbe bei Herpes-Bläschen an der Lippe. Zum Auftragen auf die Haut gibt es antivirale Pasten. Um die bei Gürtelrose möglichen quälenden Schmerzen zu lindern, kann und muss der behandelnde Arzt unter Umständen starke Schmerzmittel verordnen. Jeder fünfte Erwachsene in Deutschland entwickelt mindestens einmal in seinem Leben eine Gürtelrose. Die ständige Impfkommission am Berliner Robert-Koch-Institut (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen Herpes Zoster bei Menschen ab 60. Die Impfung ist derzeit noch keine Kassenleistung. Voraussichtlich im Frühsommer will sich der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA), das höchste Entscheidungsgremium für den Leistungsanspruch der Solidargemeinschaft von etwa 70 Millionen in Deutschland gesetzlich Krankenversicherten, aber mit diese Frage befassen.

BKK VBU zahlt Gürtelrose-Impfung schon ab 50

Als eine der ersten Krankenkassen in Deutschland übernimmt die BKK VBU, die mitgliederstärkste Betriebskrankenkasse, schon jetzt die Kosten für die Impfung – bei Risikogruppen sogar bereits ab dem 50. Lebensjahr. Zur Begründung sagt Jens Hermes, Impfexperte bei der BKK VBU: "Wer allerdings schon ein schwaches Immunsystem hat, zum Beispiel Menschen mit rheumatoider Arthritis, HIV-Infektion, angeborener oder erworbener Immundefizienz oder Immunsuppression, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen oder Asthma bronchiale, chronischer Niereninsuffizienz, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, systemischem Lupus erythematodes und Diabetes mellitus, sollte sich schon ab einem Alter von 50 Jahren impfen lassen."

Neuer Impfstoff: 90 Prozent der Geimpften geschützt

Erst seit wenigen Monaten gibt es einen neuen, hochwirksamen Impfstoff gegen das Herpes-Zoster-Virus. Er kombiniert nach einer Mitteilung der BKK VBU ein Virus-Antigen mit einem Wirkstoffverstärker und bietet ersten Studien zufolge einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor einer Gürtelrose. Der neue Impfstoff ist damit deutlich wirksamer als die seit 2013 erhältliche Impfung mit einem Lebendimpfstoff, die im Schnitt nur jeden zweiten Patienten schützte.

Foto: Fotolia.com/hawanafsu

Hauptkategorie: Medizin
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