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Gürtelrose: Das Virus lauert schon im Körper

Sonntag, 17. April 2022 – Autor:
Einer von drei Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an Gürtelrose. Mit Gürtelrose infiziert man sich nicht akut. Sie wird ausgelöst durch das Windpockenvirus, das bei vielen inaktiv im Körper schlummert – also von innen. Zum Ausbruch kommt die Gürtelrose, wenn das Immunsystem schwächelt und sich das Virus reaktiviert, vor allem im Alter. Lang anhaltende Nervenschmerzen können die Folge sein – doch eine Impfung schützt.
Gürtelrose: rote Flecken auf der Haut am Rücken.

Einer von drei Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an Gürtelrose, bei bis zu 30 Prozent treten Komplikationen wie starke Nervenschmerzen auf. – Foto: Adobe Stock/sashka1313

Jeder, der einmal Windpocken hatte, trägt den Gürtelrose-Erreger bereits in sich: Das sogenannte Varizella-Zoster-Virus verbleibt nach einer akuten Windpocken-Erkrankung inaktiv im Körper und wird dabei vom Immunsystem in Schach gehalten. Wenn die körpereigene Abwehr alters-, stress- oder krankheitsbedingt geschwächt ist, kann das Virus als Gürtelrose aber reaktiviert werden. Der Körper steckt sich quasi von innen an. Als entscheidender Risikofaktor gilt dabei das Alter. Ab dem 50. Lebensjahr lassen die Abwehrkräfte des Körpers nach. Mehr als 95 Prozent der über 60-Jährigen tragen das Virus in sich und gehören damit zur Hauptrisikogruppe für Gürtelrose. Einer von drei Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens daran. Trotzdem sind viele Menschen ungeimpft – dabei ist die Impfung inzwischen Kassenleistung.

Typisches Symptom: Der gürtelförmige Hautausschlag

Der juckende Hautausschlag, dessen Bläschen sich häufig gürtelförmig um den Körper legen, ist ein typisches Symptom dieser Erkrankung und das namensgebende – doch es ist bei Weitem nicht das Schlimmste. Bis zu 30 Prozent der Betroffenen erleiden schwere Komplikationen wie anhaltende heftige Nervenschmerzen, die über Monate oder schlimmstenfalls lebenslang anhalten können.

Langzeitfolge von Gürtelrose: Die „Post-Zoster-Neuralgie“

Wenn Gürtelrose-Erkrankte auch nach Abheilen aller äußerlichen Symptome dauerhaft unter Schmerzen leiden, sprechen wir von der sogenannten Post-Zoster-Neuralgie“, sagt Andreas Leischker, Chefarzt der Rehabilitationsklinik für Geriatrie der Alexianer in Tönisvorst. „Dabei handelt es sich um die häufigste Komplikation einer Gürtelrose, die die Lebensqualität von Betroffenen extrem einschränken kann."

Die Folgen dieser langanhaltenden Schmerzen beschreibt der Vizepräsident der Deutschen Schmerzliga, Günter Rambach, so: „Bei älteren Menschen gestaltet sich die Schmerzlinderung zudem besonders schwierig, weil Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahmen die Behandlungsoptionen einschränken. Betroffene ziehen sich häufig aus dem sozialen Leben zurück. Nicht selten begleiten soziale Isolation, Jobverlust und Depressionen die Abwärtsspirale.“

Gürtelrose vorbeugen: Impfempfehlung der STIKO

Vorsorge ist immer besser, als eine Erkrankung behandeln zu müssen. Eine Impfung kann vor Gürtelrose schützen. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen Gürtelrose vor allem zwei Personengruppen:

  • jedem über 60
  • Personen ab 50 mit Grunderkrankungen wie Krebs, Niereninsuffizienz oder Diabetes.

Experten raten: Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt über Ihr persönliches Erkrankungsrisiko und wie Sie sich vor Gürtelrose schützen können. Seit 2019 wird die Impfung gegen Gürtelrose von den Krankenkassen getragen.

Was genau ist „Gürtelrose“?

„Gürtelrose tarnt sich als Hautkrankheit, ist aber eine Infektionskrankheit, die durch die Reaktivierung des Windpockenerregers ausgelöst wird“, heißt es in einer Patienteninformation des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK), der Impfstoffe gegen Gürtelrose im herstellt. Mehr als 95 Prozent der Personen ab 60 Jahren hatten demnach bereits Windpocken und tragen dadurch das Virus in sich. Eine von drei Personen erkrankt im Laufe des Lebens an Gürtelrose.

Im Alter nehmen die Abwehrkräfte ab – bei schwachem Immunsystem kann Gürtelrose ausbrechen

Weder ein gesunder Lebensstil noch Maßnahmen wie die Hygiene-Regeln der Corona-Pandemie können laut GSK daran etwas ändern. Zum einen nehmen die Abwehrkräfte im Alter ab, wodurch eine Reaktivierung wahrscheinlicher wird. Zum anderen stecken sich Betroffene nicht an, sondern haben den Erreger bereits im Körper und dieser kann bei einer Schwächung des Immunsystems wieder aktiviert werden: in Stresssituationen zum Beispiel oder im Zuge einer Covid-19-Erkrankung.

Gürtelrose: Das passiert, wenn das Virus im Körper erwacht

Bei der Reaktivierung des Virus wandern die zuvor inaktiven Erreger aus den Nervenknoten entlang der Nervenfasern bis zu deren Enden an der Hautoberfläche. Dort entstehen als Reaktion die charakteristischen Bläschen, die sich gürtel- oder bandförmig um den Körper legen. Häufig ist nur eine Körperhälfte betroffen. Da das Virus über die Nervenbahnen zur Haut wandert, treten häufig noch vor Auftreten der typischen Bläschen starke, „einschießende" Schmerzen auf. Weitere Symptome sind beispielsweise Abgeschlagenheit, Erschöpfung und teilweise über Monate anhaltende, stark brennende bis stechende Nervenschmerzen.

Mögliche Langzeitfolgen von Gürtelrose: Seh- und Hörverlust, Herzinfarkte, Schlaganfälle

Bis zu 30 Prozent der Betroffenen haben laut GSK mit Komplikationen und Langzeitfolgen zu kämpfen. Manchmal dauert dies mehrere Monate, in anderen Fällen können die Schmerzen ein Leben lang anhalten. Daneben kann Gürtelrose auch zu Sehstörungen, einem vollständigen Seh- und Hörverlust sowie in seltenen Fällen auch zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.

Hauptkategorie: Medizin
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