Großbritannien erlaubt künstliche Befruchtung durch drei Menschen
Menschen mit Kinderwunsch, die ein hohes Risiko haben, ein Baby mit einer schweren mitochondrialen Erbkrankheit zu bekommen, können jetzt vielleicht neue Hoffnung schöpfen. In Großbritannien hat die Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) grünes Licht für das sogenannte „Drei-Eltern-Baby“ gegeben. Diese Möglichkeit kommt allerdings nur für wenige Menschen in Frage, nämlich für diejenigen, die aufgrund eines Gendefekts mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kind mit fehlerhaften Mitochondrien bekommen würden. Schätzungen zufolge könnten in Großbritannien etwa 25 Paare pro Jahr mit der neuen Methode behandelt werden, damit sie ein gesundes beziehungsweise überhaupt ein Baby bekommen können.
Erbgut der Mitochondrien wird ersetzt
Die Mitochondrien sind für den gesamten Organismus so wichtig, weil sie die Energieversorgung der Zellen regeln. Wenn sie nicht richtig funktionieren, können beispielsweise Herz, Gehirn oder Muskeln so schwach ausgebildet sein, dass ein Kind auf Dauer nicht lebensfähig ist. Betroffene Kinder sterben daher in der Regel sehr früh.
Um dies zu verhindern, wenden Forscher um Doug Turnbull von der Universität Newcastle eine Methode an, bei der die Eizelle einer (gesunden) Spenderin entkernt wird, bis nur noch die Hülle mit den Mitochondrien vorhanden ist. In diese Hülle wird der Zellkern der befruchteten Eizelle der eigentlichen Eltern eingesetzt. Die Mitochondrien-Gene der Spenderin dienen also ausschließlich dazu, eine normale Energieversorgung der Zellen zu ermöglichen; die relevanten Erbinformationen stammen von Vater und Mutter. In einer anderen Behandlungsvariante werden zwei Embryonen erzeugt, eines mit der Eizelle der Mutter und eines von der Spenderin. Danach wird der Zellkern des gespendeten Embryos mit dem Zellkern des Kindes der „echten“ Eltern ersetzt.
In Mexiko gibt es bereits ein „Drei-Eltern-Baby“
Die britische Ethikkommission hat dem Einsatz der umstrittenen Methode nun zugestimmt. Großbritannien ist nicht das erste Land, in dem diese Methode möglich ist. In Mexiko ist bereits ein Kind mit dem Erbgut von drei Menschen geboren worden. Allerdings ist die Methode in Mexiko offiziell weder verboten noch erlaubt. In Großbritannien soll der Mitochondrien-Transfer nur innerhalb von klinischen Studien ermöglicht werden. „Diese Entscheidung ist von historischer Bedeutung“, erklärt Sally Cheshire, Vorsitzende der HFEA. „Sie bedeutet ein sehr vorsichtiges Startsignal, keinen übereifrigen Startschuss. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“
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