Grippewelle bleibt aus – Impfquoten auf Tiefpunkt
Die Grippesaison 2015/2016 kommt bislang unaufgeregt daher. Nach Informationen des Robert Koch-Instituts lag die Zahl der grippeähnlichen Erkrankungen in den ersten Januartagen im Bereich der Vorjahre. In der vergangenen Grippesaison 2014/2015 waren die Erkrankungszahlen erst Ende Januar sprunghaft angestiegen. Bis Anfang März wurden in Deutschland rund 27.000 Fälle von Grippe registriert, was einer echten Grippewelle entspricht. Doch dieser Tage kann noch keine Rede davon sein. Das mag auch an den milden Temperaturen liegen: Der Dezember 2015 gilt als der wärmste seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung.
Nur jeder dritte Senior gegen Grippe geimpft
Das Vertrauen der Bevölkerung in die Grippeimpfung scheint unterdessen nachhaltig erschüttert zu sein. Im vergangenen Winter ließen sich nur noch 36,7 Prozent der über 60-Jährigen gegen Influenza impfen. In der Grippesaison 2008/2009 waren es dagegen noch 47,9 Prozent –also gut 10 Prozent mehr. Die WHO empfiehlt in dieser Altersgruppe eine Durchimpfung von 75 Prozent. Die STIKO am Robert Koch-Institut empfiehlt die Grippeimpfung nicht nur für Senioren, sondern auch für Schwangere, chronisch Kranke und medizinisches Personal. Aber nur 15 Prozent der Schwangeren und nur knapp 30 Prozent des medizinischen Personals lassen sich gegen Grippe impfen. Selbst bei chronisch Kranken kommt Deutschland nur auf eine Impfrate von etwa 40 Prozent.
Skeptische Haltung gegenüber Impfungen
Grund für die niedrigen Impfquoten ist auch eine skeptische Einstellung gegenüber Impfungen im Allgemeinen und der Grippe-Impfung im Speziellen. So hält sich hartnäckig das Vorurteil, eine Grippe-Impfung könne die Grippe auslösen. „Das stimmt aber so nicht“, sagt Dr. Joanna Dietzel, Influenza-Expertin beim Deutschen Grünen Kreuz. Es komme immer wieder vor, dass sich Menschen kurz nach einer Grippe-Impfung erkälteten, zumal die Grippe-Impfung mit Beginn der kalten Jahreszeit verabreicht werde. „Das zeitliche Zusammentreffen beider Ereignisse ist also gar nicht unwahrscheinlich“, sagt sie. Impfung und Erkältung stünden aber in keinem ursächlichen Zusammenhang.
Auch in den USA glauben einer Untersuchung zufolge 43 Prozent der Befragten, dass eine Influenza-Impfung manchmal eine Grippe auslösen könne. Joanna Dietzel: „Das ist unmöglich. Der Influenza-Impfstoff für Erwachsene besteht nur aus Bruchstücken von abgetöteten Viren, die keine Erkrankung mehr hervorrufen können.“
Regelmäßige Grippe-Impfung hat Booster-Effekt
Richtig sei aber, dass auch die Grippeimpfung keinen hundertprozentigen Schutz biete. Die Influenza-Viren veränderten sich ständig, so dass sich auch Grippeviren ausbreiten könnten, vor denen die Impfung nicht schützt, so Dietzel.
Da die jährliche Grippe-Impfung einen Booster-Effekt hat, raten Experten zur regelmäßigen Immunisierung. Das Immunsystem bekommt dadurch einen „Schubs“, nicht nur die aktuellen Impf-Viren zu bekämpfen, sondern es kann sich auch an die Influenza-Viren der vergangenen Jahre erinnern.
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