
Die Grippeimpfung schützt Herzkranke auch vor einem Herzinfarkt und anderen tödlichen Herzereignissen
Grippewelle? Noch nicht in Sicht. In der Regel beginnen Grippewellen erst mit dem Jahreswechsel und erreichen ihren Höhepunkt meist im Verlauf des Februars oder Anfang März. Aber gegen Grippe geimpft wird schon seit Wochen. Aus gutem Grund: Die echte Grippe kann schwere und tödliche Verläufe nehmen. Zu den gefürchteten Komplikationen gehören Entzündungen des Gehirns oder des Herzmuskels – sogar junge Menschen ohne Vorerkrankungen kann dies treffen. Besonders heftig fiel die Grippesaison 2017/18 aus: Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts starben in Deutschland mehr als 25.000 Menschen an der Influenza.
Herzkranke profitieren enorm
Ältere Menschen und chronisch Kranke sind besonders gefährdet, schwere oder tödliche Verläufe der Influenza zu erleiden. Dies trifft auch auf Herzkranke zu. Umso wichtiger scheint für Herzpatienten die Grippeimpfung zu sein. „Seit Jahren belegen immer mehr Studien, wie groß der Nutzen der Grippeimpfung insbesondere für Herzpatienten ist. In der Öffentlichkeit und bei den betroffenen Patienten ist dies jedoch noch zu wenig bekannt, und die Impfquoten sind entsprechend gering“, sagt Professor Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Universitätsklinik Köln und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI).
Weniger Todesfälle durch Grippeimpfung
Die DGI verweist in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Studie aus Dänemark mit mehr als 130.000 Herzinsuffizienzpatienten. Die Studie belegt einen deutlichen Überlebensvorteil für die geimpften Studienteilnehmer: Im Nachbeobachtungszeitraum von durchschnittlich 3,7 Jahren hatten jene, die mindestens einmal gegen Grippe geimpft wurden, ein um 18 Prozent geringeres Sterberisiko als die ungeimpften. Das Risiko reduzierte sich umso mehr, je regelmäßiger die Impfung im Laufe der Jahre erfolgte.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine weitere aktuelle Studie mit 8.700 Patienten aus Taiwan, die einen ersten Herzinfarkt überlebt hatten: Wer von ihnen innerhalb der ersten sechs Monate nach der Entlassung aus der Klinik gegen Grippe geimpft worden war, hatte innerhalb eines Jahres ein um 18 Prozent geringeres Sterberisiko. Zudem war das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt um 16 Prozent niedriger.
Grippeimpfung wirkt wie Rauchstopp oder Cholesterinsenker
„Diese Erkenntnisse decken sich mit denen großer Übersichtsstudien der vergangenen Jahre, die belegen, dass die Impfung gegen Influenza für Herzpatienten ähnlich effektiv ist wie ein Rauchstopp oder die Einnahme von Blutdruck- oder Cholesterinsenkern“, betont Infektiologe Fätkenheuer. Seine Schlussfolgerung: „Für Herzpatienten sollte die Influenza-Impfung ein selbstverständlicher Teil der Vor-sorge sein. Sowohl Hausärzte als auch Kardiologen sind hier gefragt, ihre Patienten auf die große Bedeutung der Impfung hinzuweisen.“
Da sich die Influenzaviren von Jahr zu Jahr verändern und der Impfstoff angepasst wird, sollte man sich jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen. Seit diesem Jahr kommen in Deutschland nur noch tetravalente Impfstoffe zum Einsatz.
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