Grauer Star: Beide Augen am selben Tag operieren – geht das?

Der „Graue Star“ ist der häufigste Grund für Sehbehinderung weltweit. – Foto: Fotolia/motorradcbr
Der „Graue Star“ (Fachsprache: Katarakt) ist eine altersbedingte Trübung der Augenlinse. Die einzige Möglichkeit, diese häufige Augenerkrankung zu behandeln, ist eine Operation. Dabei wird die getrübte Linse entfernt und durch eine künstliche ersetzt. Gegenwärtig unterziehen sich die meisten Menschen einer Kataraktoperation an beiden Augen an zwei verschiedenen Tagen, wobei zwischen den Eingriffen Tage, Wochen oder Monate liegen können.
OP an einem Tag? In der Fachwelt umstritten
Die Frage ist: Sollte man beide Augen-OPs gegen einen Grauen Star am gleichen Tag machen lassen oder dazwischen besser eine längere Pause einlegen? Einfacher wäre es, beides auf einmal zu erledigen. Aber ist das vertretbar und sinnvoll? Die Vor- und Nachteile beider Ansätze sind unter Fachleuten seit Langem umstritten.
Grauer-Star-OP am selben Tag: Pro und contra
Das renommierte internationale Wissenschaftsnetzwerk „Cochrane“ ist dieser für Patienten wie Augenärzte wichtigen Frage nachgegangen und hat sich in einer Meta-Studie jetzt mit dem Pro und Contra einer OP am selben Tag beschäftigt. Zu den möglichen Vorteilen dieser Methode gehören weniger Krankenhausaufenthalte, eine schnellere Erholung der Sehkraft und geringere Kosten. Es gibt jedoch auch potenzielle Risiken – wie das gleichzeitige Auftreten von Komplikationen in beiden Augen.
Cochrane-Studie: „Kein wesentlicher Unterschied“
„Die derzeitige Evidenz auf Basis von 14 Studien mit 276.260 Teilnehmenden spricht dafür, dass es keinen wesentlichen Unterschied zwischen einer Operation beider Augen am selben Tag gegenüber einer Operation an verschiedenen Tagen gibt“, heißt es in einer Mitteilung von Cochrane Deutschland. Diese Aussage bezieht sich auf die folgenden klinischen Ergebnisse:
- Komplikationen bei der OP
- Augeninfektion (Endophthalmitis, eine schwere, sichtbedrohende, aber seltene Komplikation)
- Sehvermögen mit Brille
- Notwendigkeit einer Brillenkorrektur nach der Operation.
Zudem bestätigt die Studie die Evidenz, dass die Kosten einer OP an einem Tag niedriger ausfallen.
Grauer Star: Was genau ist das?
Der Graue Star ist eine Augenerkrankung, bei der sich die Augenlinse eintrübt. Dadurch lässt das Sehvermögen nach, und vor allem feine Einzelheiten können nicht mehr klar gesehen werden. Manche Menschen haben nur leichte Seheinschränkungen, bei anderen geht das Sehvermögen dagegen rasch verloren. „Der Krankheitsverlauf hängt unter anderem davon ab, welche Form des Grauen Stars man hat“, heißt es in einer Patienteninformation des „Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWiG). Der Name „Grauer Star“ bezieht sich auf die Graufärbung der Linse und den „starren“ Blick, den Menschen mit fortgeschrittener Sehbehinderung oft haben.
Grauer Star: Häufigster Grund für Sehbehinderung weltweit
„Der Graue Star ist eine echte Volkskrankheit und der häufigste Grund für Sehbehinderung weltweit“, sagt Thomas Kohnen, Präsidiumsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Aufgrund der höheren Lebenserwartung trifft diese Seherscheinung heute fast jeden im höheren Alter.
Grundsätzlich ist der Graue Star eine Krankheit der zweiten Lebenshälfte. Die meisten betroffenen Menschen sind dem Institut IQWiG zufolge über 50 Jahre alt. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter: Etwa 20 von 100 Menschen zwischen 65 und 74 Jahren haben einen Grauen Star. Bei den über 74-Jährigen sind es mehr als 50 von 100. In Entwicklungsländern ist der Graue Star der Hauptgrund für Erblindungen. In den Industriestaaten erblinden wesentlich weniger Menschen durch einen Grauen Star, da ihnen wirksame Operationsverfahren zur Verfügung stehen.
Grauer Star, grüner Star: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Grauer und Grüner Star klingen rein sprachlich ähnlich, haben aber medizinisch nichts miteinander zu tun – außer, dass es sich in beiden Fällen um Augenkrankheiten handelt. „Beide Augenkrankheiten heilen nicht von allein und weder Grüner Star noch Grauer Star bilden sich plötzlich aus, sondern schreiten langsam fort“, heißt es dazu im Fachportal „Euroeyes.de“. „Grüner Star und Grauer Star treten beide in der Regel erst in der zweiten Lebenshälfte auf und werden oft sehr spät erkannt.“
Der Begriff „Star“ ist heutzutage irreführend und hat nichts mit Filmstars oder Ähnlichem zu tun. Das Wort „Star“ leitet sich vielmehr von „starr“ ab (altdeutsche Schreibweise: „star“) – im Mittelalter die Bezeichnung für den leeren Geradeaus-Blick von Blinden.
Was genau ist der „Grüne Star“ („Glaukom“)
Beim Grünen Star (fachsprachlich: Glaukom) handelt es sich weniger um eine einzelne Augenerkrankung, sondern vielmehr um einen Sammelbegriff für mehrere Erkrankungen, die zu einer Schädigung des Sehnervs führen. „Ursache für das Glaukom ist in der Regel ein Ungleichgewicht zwischen der Erzeugung und dem Abfluss des Kammerwassers, der in der Regel ab dem 40. Lebensjahr schleichend beginnt oder durch eine Entzündung ausgelöst wurde“, heißt es bei „Euroeyes“ weiter. „Ist der Abfluss nicht ausreichend, staut sich das Kammerwasser und erhöht den Augeninnendruck, der auf den Sehnerv und die Netzhautzellen drückt und diese irreparabel schädigt.“
Eine weitere Ursache für Grünen Star kann eine nicht ausreichende Durchblutung von Sehnerv und Netzhautzellen sein, die beispielsweise durch zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck oder Diabetes begünstigt wird. Unbehandelt kann der Grüne Star zur Erblindung führen. Behandelt werden kann der Grüne Star unter anderem per Laser-Therapie.