Das ist das Fazit einer aktuellen US-Studie. Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Aufnahme von Gluten, ein Protein, das in vielen Getreidesorten vorkommt, eine Entzündung des Dünndarms verursacht und die Aufnahme von Nährstoffen verhindert. Im Laufe der Zeit kann Zöliakie zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich Herzerkrankungen, Anämie und Osteoporose. Zöliakie kann nur mit einer glutenfreien Diät behandelt werden.
Zugleich wächst die Zahl der Menschen, die an einer Weizenallergie oder Weizensensitivität leiden, die ähnliche Beschwerden erzeugen. Da insgesamt Nahrungsmittel-Allergien zunehmen, hat sich nun die Überzeugung verbreitet, dass Gluten an sich schädlich und zu meiden sei.
Weizenunverträglichkeit wird überschätzt
Vielfach gibt es zu der von Patienten angenommenen Weizenunverträglichkeit aber gar keine eindeutige ärztliche Diagnose. Die Fallzahlen werden daher überschätzt. So greifen auch an sich gesunde Menschen vermehrt zu glutenfreien Produkten. Gefördert wurde der Trend durch populärwissenschaftliche Bücher wie „Brot macht dumm“ oder „Weizenwampe“.
Auch in der US-Bevölkerung sieht es nicht anders aus: Hier leiden geschätzt ein Prozent an Zöliakie. Genau Zahlen für die Weizensensitivität gibt es nicht. „Trotz der relativ geringen Prävalenz von Zöliakie und Weizensensitivität zeigen Umfragen, dass etwa ein Drittel der Amerikaner versuchen, Gluten in der Ernährung zu reduzieren“, erklärt Studien-Leiter Dr. Benjamin Lebwohl. Ob davon die Bevölkerung profitiert oder nur die Hersteller, die mit dem Begriff „glutenfrei“ auf den Verpackungen werben, sollte mit der Untersuchung geklärt werden.
Gluten hat keinen Einfluss auf die Herzgesundheit
Die Studie wurde von Forschern an der Columbia University Medical Center und Massachusetts General Hospital/Harvard Medical School durchgeführt und im Fachmagazin British Medical Journal veröffentlicht. Um die Auswirkungen einer Niedriggluten-Diät auf die Herz-Gesundheit zu beurteilen, analysierten Dr. Benjamin Lebwohl und seine Kollegen Ernährungs-Daten und die Rate koronarer Hererkrankungen von 110.000 Erwachsenen, die nicht an Zöliakie litten. Die Teilnehmer füllten alle fünf Jahre, von 1986 bis 2010, detaillierte Ernährungs-Fragebögen aus.
Die Forscher fanden heraus, dass es keine Assoziation zwischen Gluten-Aufnahme und Risiko von koronaren Herzerkrankungen wie Herzinfarkte gab. „Selbst diejenigen, die am wenigsten Gluten aufnahmen, erlebten die gleiche Rate von Herzerkrankungen wie diejenigen, die am meisten Gluten zu sich nahmen“, sagt Studien-Autor und Gastroenterologe Dr. Andrew Chan.
Glutenfreie Ernährung bei Gesunden ohne Vorteil
„Gluten ist eindeutig schädlich für Menschen mit Zöliakie", meint Dr. Lebwohl. Die Gluten-Beschränkung hat aber bei Gesunden in Bezug auf die Herzgesundheit keinen Nutzen. In der Tat könne eine glutenfreie Ernährung ihnen sogar schaden, weil sie meist besonders wenig Vollkorn erhält. Vollkorn hat aber nachweislich eine schützende Wirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu kommt: Ballaststoffe aus Vollkorn sind wichtig für eine gesunde Darmflora, regulieren die Darmtätigkeit und senken den Blutzuckerspiegel.
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