Glutenfreies Brot, laktosefreier Kochschinken, immer mehr Menschen greifen zu Nahrung, die „frei von“ ist. Viele sagen: „Das vertrage ich nicht, das lasse ich lieber weg.“ Doch die meisten leiden gar nicht an einer ärztlich festgestellten Lebensmittelunverträglichkeit. Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergab, dass rund 80 Prozent der Käufer von laktosefreien Lebensmitteln keine nachgewiesene Laktoseintoleranz haben.
Offensichtlich verbinden viele Verbraucher mit „frei von“-Lebensmitteln eine generell positive, gesundheitsfördernde Wirkung. Doch für Gesunde haben derlei Produkte keinen Nutzen, urteilt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihrem 13. Ernährungsbericht. Sie haben vielmehr sogar Nachteile.
Glutenfrei ist nicht automatisch gesünder
Die Lebensmittel unterscheiden sich nicht nur in Geschmack und Preis. Durch das Weglassen des Glutens und Ausweichen auf andere Inhaltsstoffe beziehungsweise Lebensmittel kommt es zu Veränderungen der Energie- und Nährstoffzufuhr. Glutenfrei ist damit nicht automatisch gesünder. Denn einige glutenfreie Lebensmittel haben einen vergleichsweise höheren Fettgehalt, während der Anteil an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen geringer ist.
Werden Weizen und andere glutenhaltige Getreidearten wie Dinkel, Grünkern, Roggen, Hafer und Gerste langfristig vom Speiseplan gestrichen, kann es zu einer geringeren Zufuhr an Ballaststoffen, B-Vitaminen, Magnesium, Zink und Eisen kommen. Beim Verzicht auf Vollkornprodukte verzichtet man auch auf deren schützende Effekte hinsichtlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmter Krebs-Arten.
Laktosefrei kein gesetzlich geregelter Begriff
Für den Begriff „laktosefrei“ gibt es derzeit keine gesetzliche Regelung. Die Lebensmittelindustrie bietet eine große Palette an Produkten mit dieser Bezeichnung an. Darunter befinden sich auch Lebensmittel wie Schwarzbrot, Zwieback oder Kochschinken, deren Laktosegehalt ohnehin nur gering ist. Dies führt bei vielen Betroffenen zur Verunsicherung. Um sicher zu gehen, greifen sie zu gekennzeichneten, aber häufig teureren Produkten. Sie zahlen mehr, dabei hätte das herkömmliche Lebensmittel keinerlei Nachteile.
Generell begrüßt die DGE, dass das Angebot an speziellen Produkten für diese Patienten in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Auch die Einführung der Allergen-Kennzeichnungspflicht stellt für Betroffene eine deutliche Verbesserung des Gesundheitsschutzes dar.
Für Zöliakie-Patienten die einzig sinnvolle Therapie
Für Zöliakie-Patienten, Weizenallergiker, Menschen mit Weizen- beziehungsweise Glutensensitivität oder Laktoseintoleranz sind die speziellen Lebensmittel ein Segen. Leiden sie an einer dieser Unverträglichkeiten, ist das Weglassen des Lebensmittels mit den krankheitsauslösenden Inhaltsstoffen die einzig sinnvolle Therapie. Denn die Beschwerden lassen dadurch nach oder bleiben aus.
Zöliakie und Weizenallergie lassen sich zweifelsfrei vom Facharzt nachweisen. Bei der Gluten- beziehungsweise Weizensensitivität liegen ähnliche Symptome wie bei Zöliakie oder Weizenallergie. Die Diagnose stellt der Mediziner aber nur durch Ausschluss von Zöliakie und Weizenallergie sowie der Durchführung einer glutenfreien Eliminationsdiät mit anschließendem kontrolliertem Provokationstest.
Laktose wird oft in kleinen Mengen vertragen
Laktose (Milchzucker) ist ein natürlicher, in Milch und daraus hergestellten Lebensmitteln vorkommender Zucker. Eine Laktoseintoleranz ist eine der häufigsten Lebensmittelintoleranzen und führt zu Darmbeschwerden wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen oder Übelkeit. Nur sehr wenige Personen mit Laktoseintoleranz müssen komplett auf Laktose verzichten. Häufig vertragen sie kleine Mengen wie sie in einer Scheibe Käse, einem Joghurt oder in Fertigprodukten vorkommen.
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