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Gicht zum Teil genetisch bedingt

Mittwoch, 9. Januar 2013 – Autor:
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein chronisch erhöhter Harnsäurespiegel genetisch bedingt ist. Diese genetische Prädisposition erhöht das Risiko für die Entstehung von Gicht.
Gicht zum Teil genetisch bedingt

Zu viel Harnsäure im Blut: Ein Gichtanfall ist schmerzhaft

In Deutschland leben mehr als eine Million Menschen mit Gicht. Ursache für Gicht ist in der Regel ein erhöhter Harnsäurespiegel, der etwa nach einem üppigen Essen ansteigen und zu einem Gichtanfall führen kann. Ein Gichtanfall verursacht starke Schmerzen in den Gelenken, insbesondere an Händen und Zehen. In selteneren Fällen geht die Stoffwechselerkrankung Gicht auch mit einer dauerhaften Schädigung von Gelenken und Nieren einher.

Therapie von Gicht: Erkenntnisse könnten neue Ansatzpunkte liefern

Nun haben 220 Wissenschaftler im internationalen „Global Urate Genetics Consortium (GUGC)“ – unter der Leitung von PD Dr. Anna Köttgen vom Universitätsklinikum Freiburg – neue Erkenntnisse zur Entstehung von Gicht gewinnen können. Das internationale Forscherteam untersuchte das Erbgut von 140.000 Studienteilnehmern und identifizierten 28 genetische Risikofaktoren für erhöhte Harnsäurespiegel. Dabei wendeten die Wissenschaftler neue Untersuchungsmethoden an, mit denen die gesamte Erbinformation systematisch nach Risikogenen abgesucht werden kann. In der Tat waren die Genvarianten, die zu einem erhöhten Harnsäurespiegeln führten, auch mit einem deutlich erhöhten Gichtrisiko assoziiert.

Nach Auskunft von Prof. Dr. Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Nephrologischen Abteilung des Universitätsklinikums Freiburg, haben die neuen Erkenntnisse eine hohe klinische Relevanz. „Bei vielen Gichtpatienten können wir den erhöhten Harnsäurespiegel momentan mit Medikamenten nicht ausreichend senken. Diese Forschungsarbeit stellt eine wichtige Grundlage für die Erforschung neuer Mechanismen dar, die wir verstehen müssen, damit neue Therapeutika entwickelt werden können.“ Den Freiburger Forschern war es bereits vor zwei Jahren – basierend auf einer ähnlichen genetischen Studie – gelungen, einen bis dahin unbekannten Harnsäuretransporter in der menschlichen Niere zu identifizieren, der nun einen Ansatzpunkt für potenzielle neue Medikamente zur Behandlung von Gicht darstellt.

Wer an Gicht leidet, sollte keinen Hummer essen

Die jetzt in der die Zeitschrift „Nature Genetics“* veröffentlichte Studie des GUGC-Konsortiums, in die Daten von über 70 Einzelstudien aus Europa, den USA, Japan und Australien einflossen, stellt die bisher weltweit größte Untersuchung zu diesem Thema dar. Als Nächstes möchten die Wissenschaftler die molekularen Mechanismen besser verstehen lernen, die dem erhöhten genetischen Risiko für Gicht zugrunde liegen, und sie wollen untersuchen, ob sich die genetischen Informationen nutzen lassen, um die Wahrscheinlichkeit für eine Gichterkrankung besser vorherzusagen.

Die Deutsche Adipositas Stiftung Deutschland rät Menschen mit einer genetischen Prädisposition für einen erhöhten Harnsäurespiegel, auf fette Speisen und Lebensmittel mit einer hohen Purinkonzentration zu verzichten. Purine finden sich in hoher Konzentration in Fleisch und Innereien, in vielen alkoholischen Getränken und allen Nahrungsmitteln, die viele tiereiche Fett enthalten. Auch Krustentiere gehören auch dazu.

*Titel der Originalveröffentlichung: Genome-wide association analyses identify 18 new loci associated with serum urate concentrations
doi: 10.1038/ng.2500

Foto: © Alila - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin

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