Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Gewalt in der Familie pflanzt sich fort

Sonntag, 19. August 2012 – Autor:
Gewalt in der Familie wird oft von Generation zu Generation weitergegeben. Charité-Wissenschaftler erforschen, wie dieser Teufelskreislauf durchbrochen werden kann.
Forschung gegen Gewalt in der Familie

Forschung gegen Gewalt in der Familie

Es geht um Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder und Jugendlich in der Familie, und es geht um Kinderschutz: Im Rahmen eines im Juli 2012 gestarteten BMBF-Forschungsprojektes untersuchen Charité-Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen der Universitätskliniken Heidelberg, Aachen und Magdeburg die Ursachen von Gewalt in der Familie, um ihr wirksam begegnen zu können. Das Projekt "Von Generation zu Generation: Den Teufelskreis der Traumatisierung verstehen und durchbrechen" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über die nächsten drei Jahre mit insgesamt 2,1 Millionen Euro gefördert.

Traumatische Erfahrungen aus der Kindheit werden weitergegeben

Mütter, die in ihrer Kindheit oder Jugend selbst Opfer von Missbrauch und Vernachlässigung durch enge Bezugspersonen wurden, leiden ein Leben lang unter den Folgen. Dass sie häufig ihre eigenen Erfahrungen an ihre Kinder weitergeben, obwohl sie es eigentlich besser machen wollen, ist Ärzten hinlänglich bekannt. "Die Übertragung von Gewalt in die nächste Generation beobachten wir leider häufig in der Klinik", sagte Prof. Felix Bermpohl von der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwigs Krankenhaus. Auch andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen bestätigen diese Beobachtung. In vielen Fällen sei die elterliche Fürsorgefähigkeit beeinträchtigt. Den Müttern gelinge es nicht, die Gefühle ihrer Kinder einzuordnen und angemessen zu reagieren.

"Dieser 'cycle of abuse' kann sich über Generationen fortsetzen", sagte Romuald Brunner von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg anlässlich des Starts des Forschungsprojekts. "Wir betreiben Grundlagenforschung und klinische Anwendung." So wollen die Wissenschaftler in den kommenden drei Jahren eine Datengrundlage schaffen, um die Weitergabe traumatischer Erfahrungen besser zu verstehen und letztlich Kindesmissbrauch zu verhindern. Im Zentrum stehen Mütter mit schwer belasteten Lebenserfahrungen, depressiven Störungen oder junge Mütter.

Kinderschutz steht im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens "Von Generation zu Generation"

Das Projekt vergleicht unter anderem die Wirksamkeit von Programmen mit einem besonderen Schwerpunkt auf Mutter-Kind-Interaktionen. Ein Tiermodell unter kontrollierbaren Bedingungen soll zudem zeigen, welche epigenetischen und hirnfunktionellen Mechanismen bei der familiären Übertragung einer dysfunktionalen Mutter-Kind-Bindung eine Rolle spielen.

"Wir erhoffen uns Antworten auf die Frage, wie wir das Leben noch ungeborener Kinder oder junger Säuglinge von traumatisierten Eltern besser vor den oft lebenslangen Folgen schützen können", sagte Prof. Annette Grüters-Kieslich, Dekanin der Charité. Das BMBF fördert dieses Forschungsvorhaben als Teil des Forschungsnetzes "Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt im Kindes- und Jugendalter".

Foto: DAK/Wigger

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Trauma , Kinder

Weitere Nachrichten zum Thema Gewalt

04.07.2019

Immer mehr Frauen melden sich beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Für Bundesfamilienministerin Franziska Giffey ist das ein positives Zeichen, weil die Hotline immer bekannter werde. Das größte Risiko für Frauen ist dabei nach wie vor Gewalt durch den eigenen Partner.

In Deutschland ist die Prügelstrafe gesetzlich verboten. Doch nicht alle Eltern halten sich daran. Welche langfristige Folgen das haben kann, hat eine Studie gezeigt: Demnach neigen Kinder, die körperliche Gewalt erlebt haben, später möglicherweise selbst verstärkt zu Gewalttaten.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin