Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Gesundheitsrisiko Einsamkeit: Nun will die Politik aktiv werden

Dienstag, 20. Februar 2018 – Autor: Anne Volkmann
Die Gesellschaft in Deutschland wandelt sich. Die Menschen werden immer älter, und immer öfter leben sie allein. Dabei kann Vereinsamung dramatische gesundheitliche Folgen haben, wie Studien zeigen.
Vereinsamung, Einsamkeit

Einsamkeit kann krank machen – Foto: ©Photographee.eu - stock.adobe.com

Die Zahl der Single-Haushalte in Deutschland steigt immer weiter an. Nicht wenige Menschen leben freiwillig und gerne allein, und wer ansonsten gut in soziale Netzwerke eingebunden hat und einen großen Freundes- oder Familienkreis hat, empfindet das Alleinleben nicht unbedingt als problematisch. Etwas anderes ist es, wenn Menschen tatsächlich einsam sind und kaum Ansprechpartner haben. Dann kann sich das sogar ausgesprochen negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Der Grund: Der Mensch ist ein durch und durch soziales Wesen. So haben sich im Laufe der Evolution neuronale, genetische und hormonelle Strukturen im Einklang mit dem Leben in Gemeinschaften ausgebildet. Zudem begünstigt soziales Verhalten das Überleben des Einzelnen und seiner ganzen Art. Daher ist das Bedürfnis nach Gemeinschaft tief in unseren genetischen Strukturen verankert. Und wer ständig im Widerspruch zu diesem Bedürfnis lebt, kann krank werden.

Einsamkeit verringert Lebenserwartung

Wie schwerwiegend die Folgen der Einsamkeit sein können, zeigen Studien: Demnach verringert Vereinsamung die Lebenserwartung und erhöht das Risiko für Demenzerkrankungen. Soziale Isolation soll sogar ähnlich gesundheitsschädlich wie Bluthochdruck, Bewegungsmangel, Übergewicht oder Rauchen sein. Dabei ist nicht das Alleinsein an sich gefährlich, sondern das anhaltende Gefühl des Zurückgewiesenwerdens.

Um die Folgen der zunehmenden Vereinsamung einzudämmen, fordern deutsche Politiker nun verstärkte Bemühungen. Im Falle einer Neuauflage der Großen Koalition wollen SPD und CDU gegen die Vereinsamung in der Gesellschaft vorgehen. Es sei die Aufgabe von Ministerien im Bereich Familie, Gesundheit und Wohnen, dem Trend entgegenzuwirken, dass immer mehr Menschen alleine seien, erklärte die Vorsitzende der Frauen-Union, Widmann-Mauz, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Das Netz familiärer Bindungen sei nicht mehr so engmaschig wie früher, die Menschen lebten in weiter Entfernung zueinander und verbrächten immer mehr Zeit im Internet, so Widmann-Mauz. Ein Ansatz, um dem entgegenzuwirken, könne die Stärkung von Mehrgenerationenhäusern sein.

Regierungsposten gegen Einsamkeit in Großbritannien

In Großbritannien wurden bereits Konsequenzen aus der steigenden Vereinsamung gezogen. Dort gibt es seit Januar 2018 einen Regierungsposten gegen Einsamkeit. Sportstaatssekretärin Tracey Crouch übernahm diesen Bereich zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben.

Auch in Deutschland wird das Problem immer größer. So ergab eine Studie der Ruhr-Universität Bochum, dass sich jeder Fünfte über 85 Jahren hierzulande einsam fühlt; bei den 45- bis 65-Jährigen soll es jeder Siebte sein. Auch jüngere Menschen können sich einsam fühlen. Doch ältere und kranke Menschen, die kaum noch ihr Haus verlassen könnten, sind besonders gefährdet. Viele von ihnen haben höchstens einmal im Monat ein Gespräch mit einem Freund oder Verwandten.

Foto: © missty - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Gesundheitspolitik , Seelische Gesundheit , Suizid , Psychische Krankheiten , Depression

Weitere Nachrichten zum Thema Einsamkeit

Nicht nur junge Menschen, auch viele Senioren trinken mehr Alkohol, als ihnen guttut. Daran etwas zu ändern, ist für ältere Menschen oft besonders schwer. Dennoch lohnt es sich auch im Alter, dem Alkoholkonsum zu entsagen oder ihn zumindest zu reduzieren.

Einsamkeit macht krank. Die Corona-Pandemie verschärft das Problem. Wissenschaftler aus Bielefeld unterbreiten auf der website „Einsam durch Corona“ praktische Vorschläge, die Gefühlen der Einsamkeit entgegenwirken können.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin