Gesunde Ernährung senkt möglicherweise Alzheimer Risiko

Du bist, was Du isst: Eine gesunde Ernährung kann vor Eiweißablagerungen im Gehirn und Hirnvolumenverlust schützen – Foto: © Adobe Stock/ Ingo Bartussek
Ohne gesunde Ernährung gibt es keine Gesundheit. Dieses Credo trifft sehr wahrscheinlich auch auf die geistige Gesundheit zu. In einer aktuellen Studie konnten Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zeigen, dass ältere Menschen, die sich gesund ernähren seltener Anzeichen für eine Alzheimer Demenz entwickeln, als solche, die sich ungesund ernähren. Eine gesunde Ernährung besteht demnach überwiegend aus Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreide, Fisch und einfach ungesättigten Fettsäuren wie Olivenöl und wird hier als „mediterranes Ernährungsmuster“ bezeichnet. Bei dieser auch „Mittelmeerkost“ genannten Ernährungsweise werden Milchprodukte, rotes Fleisch und gesättigte Fettsäuren nur in geringem Maße verzehrt.
Studie mit Senioren beleuchtet Ernährungsmuster
In die Studie waren 512 Menschen mit einem Durchschnittsalter von rund siebzig Jahren eingeschlossen. Davon hatten 343 als Personen ein erhöhtes Risiko für Alzheimer, bedingt durch leichte subjektive Gedächtnisstörungen, leichte kognitive Beeinträchtigungen oder erstgradige Verwandtschaft mit einem Alzheimer-Patienten. Die übrigen 169 Probanden hatten diese Risikofaktoren nicht und waren kognitiv gesund.
In der Studie wurden dann die Ernährungsgewohnheiten detailliert abgefragt und zahlreiche neuropsychologische Tests durchgeführt, in denen kognitive Fähigkeiten wie etwa Gedächtnisfunktionen untersucht wurden. Außerdem wurden MRT-Scans gemacht, um das Hirnvolumen der Probanden zu bestimmen. Bei Alzheimer nimmt das Hirnvolumen rapide ab, man spricht von einer Hirnathropie. Ein typisches Alzheimer-Zeichen ist außerdem die Ablagerung von bestimmten Eiweißen, den sogenannten Amyloid-Beta-Proteinen und Tau-Proteinen. Nach diesen Eiweißen suchten die Forscher bei 226 Probanden im Nervenwasser.
Weniger Plaques, mehr Hirnvolumen
Die Ergebnisse erhärten die Vermutung, dass die sogenannte Mittelmeerdiät vor Gedächtnisverlust und Demenz schützt: Bei Personen, die sich nach eigenen Angaben ungesund ernährten, wiesen die Forscher höhere pathologische Werte an diesen Biomarkern im Nervenwasser auf als bei jenen, die sich überwiegend mediterran ernährten. Auch bei den Gedächtnistests und dem Hirnvolumenverlust schnitten die Teilnehmer, die sich nicht an die mediterrane Ernährungsweise hielten, schlechter ab als die Teilnehmer, bei denen regelmäßig Fisch und Gemüse auf dem Teller lagen. So gab es einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen einer hohen Punktzahl auf der Lebensmittel-Skala für das mediterrane Ernährungsmuster und einem hohen Volumen des Hippocampus. Der Hippocampus ist ein Hirnareal, das als Schaltzentrale des Gedächtnisses gilt und bei Alzheimer frühzeitig und stark schrumpft.
„Möglicherweise schützt die mediterrane Ernährung also das Gehirn vor Eiweißablagerungen und Gehirnatrophie, die Gedächtnisverlust und Demenz verursachen können. Unsere Studie gibt Hinweise darauf", sagt Erstautor Dr. Tommaso Ballarini. Unklar ist indes noch, wie sich die Ernährung längerfristig auf die geistige Gesundheit auswirkt. Die Wissenschaftler wollen darum dieselben Studienteilnehmer in vier bis fünf Jahren noch einmal eingehend untersuchen.
Die Studie “Mediterranean Diet, Alzheimer Disease Biomarkers and Brain Atrophy in Old” von Ballarini und Kollegen ist soeben im Fachblatt „Neurology“ erschienen.
Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung
Alzheimer gehört zu den neurodegenerativen Erkrankungen, bei denen Nervenzellen im Gehirn absterben. Ursächlich für den Tod der Nervenzellen sind bestimmte Eiweißablagerungen im Gehirn. Während Beta-Amyloid-Proteine Verklumpungen (Plaques) zwischen den Nervenzellen bilden, verkleben Tau-Proteine das Innere von Nervenzellen. Ein weiteres Merkmal ist der Hirnvolumenverlust, vor allem der Hippocampus schrumpft schnell. Die Folgen sind Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit und Unruhezustände, bis hin zum Verlust der Sprache.