Gesucht: Mehr Ärzte fürs Land
Beatrice Ranft ist angehende Ärztin. Sie will ihre Patienten länger betreuen als nur für einen Krankenhausaufenthalt und über ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen. Deshalb will sich die Jungmedizinerin in ihrer eigenen Praxis niederlassen. „Ich finde es besonders wichtig, schon für im Medizinstudium auf die Option der Niederlassung aufmerksam zu machen“, sagt Ranft. Sie ist eines der Gesichter der neuen KBV-Kampagne „Lass dich nieder!“.
Die Kampagne soll Medizinstudierende über die niedergelassene Arzttätigkeit informieren und sie dafür begeistern. Dafür wirbt die KBV in den kommenden Wochen mit Plakaten, Infoblättern und einer Webseite im Umfeld der 37 medizinischen Fakultäten Deutschlands.
KBV-Chef Dr. Andreas Gassen kündigte zugleich an, dass die KBV sich auf dem Deutschen Ärztetag in Düsseldorf erneut dafür einsetzen wird, „dass die Studierenden die Chance erhalten, die Arbeit in der Praxis früher und nachhaltiger als bisher kennenzulernen“. Die KBV wolle auch eine verlässliche Finanzierung der Weiterbildung im ambulanten Bereich.
Mit Steuermitteln gegen den Ärztemangel
Die Finanzierung soll nach KBV-Plänen über eine Stiftung auf Bundesebene erfolgen, die sich aus Steuermitteln und einem Systemzuschlag der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) speist. Für Ärzte in der ambulanten Weiterbildung zur Allgemeinmedizin soll die Förderung von derzeit 3500 Euro pro Monat auf 4500 Euro angehoben werden, forderte KBV-Vorstand Regina Feldmann.
Nach Schätzungen der KBV scheiden bis 2021 rund 51.000 Ärzte aus der Versorgung aus. Schon jetzt sind 35.200 ambulant tätige Ärzte über 60 Jahre alt. Jünger als 40 sind dagegen laut KBV nur rund 4700 Niedergelassene. In vielen ländlichen Regionen zeichnet sich schon heute ein Ärztemangel ab. Besonders drängend erscheint das Problem in der Allgemeinmedizin. Doch auch andere Fächer die in der wohnortnahen Grundversorgung gebraucht werden, wie etwa Augenheilkunde und Dermatologie leiden zunehmend unter Nachwuchsmangel.
Bedarf an Hausärzten wächst
Die Kampagne der KBV trifft auch auf Zustimmung bei den Krankenkassen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) begrüßt vor allem das Werben um den Hausärzte-Nachwuchs. „Wir haben in Deutschland so viele Ärzte wie noch nie. Trotzdem gibt es im Bereich der Hausärzte erste Versorgungslücken auf dem Land. Es ist gut, dass die Ärztevertreter das Problem jetzt angehen wollen und verstärkt für den Beruf des Hausarztes werben“, sagte GKV-Sprecher Florian Lanz. Aktuell sind nach seinen Angaben rund 40 Prozent der niedergelassenen Ärzte als Hausärzte tätig. Gleichzeitig seien 2012 nur elf Prozent aller Facharztanerkennungen im Bereich der Allgemeinmedizin erfolgt. „Damit ist schon heute der Hausärztemangel von morgen vorgezeichnet. Die Basis der ambulanten Versorgung bildet aber die hausärztliche Versorgung“, so Lanz weiter.
Foto: KBV / Alexandra Bukowski