Gen-Schere CRISPR/Cas9 richtet mehr Schäden an als gedacht

Der Therapie mit der Genschere CRISPR könnte mehr Auswirkungen auf den DNA-Strang haben als erwünscht – Foto: ©Gernot Krautberger - stock.adobe.com
Eine Therapie mit der Gen-Schere CRISPR/Cas9 könnte mehr Schäden am Genom anrichten als gedacht. Das fanden Wissenschaftler des Wellcome Sanger Institute heraus. Mit Standard-DNA-Tests lassen sich diese möglicherweise gefährlichen Veränderungen am Erbmaterial nicht nachweisen.
Beim weiteren Einsatz dieser Gentherapie sei daher Vorsicht geboten und spezifischere Tests nötig, so die Forscher. CRISPR/Cas9 wird bereits in klinischen Studien am Menschen getestet und als vielversprechender Weg angesehen, Krankheiten wie HIV, Krebs oder Sichelzellenanämie zu heilen.
Gen-Schere CRISPR/Cas9 richtet mehr Schäden an gedacht
Die Genschere kann Gen-Defekte ausbessern, in dem sie ein krankheitsverursachendes Gen herausschneidet, ein erwünschtes Gen einfügt oder eine Veränderung korrigiert. Frühere Untersuchungen fanden nur wenige unvorhergesehene Mutationen an der Einsatzstelle von CRISPR/Cas9.
Die britischen Forscher führten nun eine systematische Studie an Maus- und menschlichen Zellen durch und fanden heraus, dass CRISPR / Cas9 häufig umfangreiche Mutationen verursachte und damit mehr möglicherweise gesundheitsgefährliche Schäden anrichtet als bislang bekannt war. Diese Veränderungen fanden sich weit von der Einsatz-Stelle entfernt und waren daher bei Standard-Genotypisierungsmethoden nicht zu erkennen.
Fehlende oder umsortierte DNA-Partien
Die Forscher entdeckten fehlende, falsch eingebaute oder umfangreich umsortierte Partien im DNA-Strang. Dies könnten dazu führen, dass wichtige Gene ein- oder ausgeschaltet werden, was erhebliche Auswirkungen auf die Verwendung von CRISPR/Cas9 hätte. Die entsprechende Studie erschien in der Fachzeitschrift Nature Biotechnology.
Studien-Autor Michael Kosicki: "Die Arbeit hat Auswirkungen auf die therapeutische Anwendung von CRISPR/Cas9 und dürfte das Interesse an weiteren Forschungen nach Alternativen zu dieser Standardmethode wecken."
Foto: Gernot Krautberger/Fotolia.com