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Geistig fit bleiben im Alter: Bildung, hoher IQ und Fremdsprachen helfen

Mittwoch, 18. Dezember 2019 – Autor: anvo
Wie es um unsere kognitiven Fähigkeiten im Alter bestellt ist, können wir zum Teil selbst beeinflussen. Eine Studie zeigt: Bildung und neue Herausforderungen machen unser Gehirn anpassungsfähig und lassen uns im Alter länger geistig fit bleiben.
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Wer im Alter geistig fit bleiben will, sollte sein Gehirn regelmäßig trainieren – ein hoher IQ und eine gute Bildung können dabei helfen

Wieso sind manche Menschen mit 70 Jahren noch zu kognitiven Höchstleistungen fähig, während andere bereits ihre eigene Adresse vergessen? Fragen wie diese beschäftigen Wissenschaftler seit langem und in Anbetracht des demografischen Wandels werden sie noch dringlicher. Klar ist, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, auch genetische. Doch immer mehr Studien zeigen, dass wir auch selbst dazu beitragen können, unsere geistige Fitness im Alter möglichst lange zu bewahren. Eine aktuelle Studie vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) hat dazu nun interessante Hinweise geliefert. Die Studie wurde im Journal „NeuroImage“ veröffentlicht.

Geistige Aktivität schützt vor kognitivem Abbau

Schon frühere Untersuchungen haben Hinweise geliefert, dass Bildung und mentale Aktivität vor einem vorzeitigen kognitiven Abbau schützen können und uns länger geistig fit halten Die Forscher vom IfADo konnten das nun bestätigen. Für ihre Studie untersuchte das Team um Dr. Patrick Gajewski 246 Personen aus drei Altersgruppen. Dazu sollten die Probanden jeweils drei Aufgaben mit steigendem Schwierigkeitsgrad bearbeiten.

Bei dem sogenannten Stroop-Test wurden Farbworte in gleichen oder anderen Farben präsentiert. So erschien beispielsweise das Wort „grün“ in roter Farbe. Die Probanden sollten darauf hin je nach Aufgabenstellung das Wort lesen oder, was deutlich schwieriger ist, die abweichende Farbe des Wortes benennen. In der schwierigsten Variante musste zwischen dem Lesen des Wortes und dem Bennenen der Farbe schnell hin- und hergewechselt werden. Der Stroop-Test erfasst damit die Fähigkeit, störende Reize auszublenden und zielgerichtet zu handeln.

Bildung und Fremdsprachen halten jung

Erwartungsgemäß zeigte sich eine geringere Leistung, je älter die Versuchspersonen und je schwieriger die Aufgaben waren. Allerdings gab es innerhalb der Gruppe der Älteren sehr große Leistungsunterschiede. Dabei zeigte sich, dass die Besten unter den älteren Probanden eine signifikant höhere Bildung und einen höheren IQ hatten sowie häufiger Fremdsprachen nutzen. Auch das Zusammenleben mit Familie oder Lebenspartner hatte einen positiven Einfluss auf die kognitive Leistung. Die Besten unter den Älteren schnitten insgesamt ähnlich gut ab wie die Gruppe der mittelalten Personen, welche im Schnitt 20 Jahre jünger waren.

Nach Auffassung der Autoren bestätigen ihre Ergebnisse die Theorie der kognitiven Reserve. Demnach wird im Laufe des Lebens durch Bildung und neue Herausforderungen ein anpassungs- und leistungsfähiges neuronales Netzwerk ausgebildet, das vor vorzeitigem Abbau kognitiver Funktionen im Alter schützt. Dass die Älteren bei den Tests auf eine kognitive Reserve zurückgreifen konnten, zeigte sich auch anhand der Hirnaktivität. Spezielle EEG-Maße der Handlungsvorbereitung und Aufmerksamkeitszuwendung waren bei den Besten der älteren Probanden deutlich stärker ausgeprägt und vergleichbar mit mittelalten und sogar jungen Teilnehmern.

Von hohem Nutzen: Tanzen, Musizieren, Sprachenlernen

Diese Unterschiede können zum Teil genetische Ursachen haben. Nichtsdestotrotz rät Erstautor Patrick Gajewski: „Wer im Alter geistig fit bleiben will, sollte rechtzeitig für seine kognitive Reserve Sorge tragen und Herausforderungen nicht aus dem Weg gehen, die das Gehirn trainieren. Dazu gehört z. B. Kopfrechen oder sich Einkaufslisten zu merken genauso wie sich Routen aus der Karte einzuprägen, statt sich auf das Navi zu verlassen. Damit sollte man bereits in jungen Jahren starten. Allgemeinbildung ist auch ein ganz wichtiger Faktor.“

Doch auch im späteren Leben lässt sich das Gehirn durch kognitives Training positiv beeinflussen. „Tanzen ist ein gutes Koordinationstraining, das das Gehirn vielseitig fordert“, so Gajewski. „Ebenso hilft es, ein neues Musikinstrument oder eine neue Sprache zu lernen und sie anzuwenden. Das Gehirn braucht ebenso Training wie jeder Muskel.“

Foto: © Sinnlichtarts - Fotolia.com

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